Die Energie AG Oberösterreich zählt seit jeher Forschung, Entwicklung und Innovation im gesamten Konzern zu den Eckpfeilern der Weiterentwicklung des Unternehmens.

Die gesellschaftliche Verantwortung für zukünftige Generationen sowie die Folgen des Klimawandels stellen große Herausforderungen an alle Konzernbereiche. Die Energie AG übernimmt dabei proaktiv Verantwortung und begegnet diesen Herausforderungen mit hohem Engagement. Neben Themen der Sektorkopplung und Sektorintegration mit dem Ziel, vermehrt erneuerbare Energieträger in das Energiesystem zu bringen und damit die verschiedenen Sektoren zu elektrifizieren bzw. zu dekarbonisieren, gilt es auch, die hohe Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten.

Zusätzlich setzt die Energie AG bei den Themen Digitalisierung und Automatisierung auf Entwicklung und Innovation. Dieser Digitalisierungsoffensive sind bereits zahlreiche Projekte, gesellschaftsübergreifende Optimierungspotenziale, neue Geschäftsmodelle und Ideen für weitere Projekte entsprungen. Enge Kooperationen mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen dabei einen intensiven Austausch mit wertvollem, gegenseitigem Nutzen.

Kennzahlen F&E&I

 

 

Einheit

 

2018/2019

 

2017/2018

 

Veränderung

Anzahl der F&E&I-Projekte im Konzern

 

Anzahl

 

104

 

110

 

-5,5 %

Beteiligte Mitarbeiter an F&E&I-Projekten

 

Anzahl

 

364

 

334

 

9,0 %

F&E&I-Aufwendungen im Konzern

 

Mio. EUR

 

4,5

 

3,7

 

21,6 %

Im Geschäftsjahr 2018/2019 wurden Forschung, Entwicklung und Innovation unter anderem in folgenden Projekten betrieben (Auszug):

Digitalisierungsprojekte: Chatbot & Robotics

Im Rahmen der im Jahr 2017 erarbeiteten Digitalisierungsstrategie wurden im Geschäftsjahr 2018/2019 Digitalisierungsprojekte in unterschiedlichen Bereichen umgesetzt. Unter anderem wurde mit Robotic-Process-Automation (RPA) eine innovative Technologie, die umfangreiche, wiederkehrende manuelle Tätigkeiten von Benutzern automatisiert ablaufen lässt, beispielsweise für die Kundenbetreuung im Zusammenhang mit der Smart Meter-Nutzung und im Zuge des Monitorings von Photovoltaik-Anlagen, implementiert. Das Ziel dabei ist die raschere und kostengünstigere Abarbeitung von Aufgaben. Die Technologie ist für alle hochvolumigen, repetitiven Routinetätigkeiten geeignet, die einem gewissen Regelset folgen.

Weiters wurde ein Chatbot – ein unternehmensinterner, digitaler Assistent (auf Basis Cognitive Services) – entwickelt, welcher bestehende Anwenderanfragen kanalisiert und automatisiert beantwortet. Direkte Zugriffe auf Backend-Systeme und die Verwendung unterschiedlicher Wissensdatenbanken sind erste konkrete Anwendungsbeispiele. Zusätzlich sollen in weiterer Folge bestehende Prozesse teilweise automatisiert oder zur Gänze neugestaltet und weitgehend automatisiert werden. Hierbei kommt insbesondere die Integration des Chatbots in Robotics zur Anwendung. In einer weiteren Phase sollen diese Erfahrungen und Techniken die externe Kundenbeziehung unterstützen.

Laufwasserkraftwerk – Instandhaltung

Mehrere Projekte im Kraftwerksbereich beschäftigten sich im Berichtszeitraum unter anderem mit der Erhöhung der Standzeit bestehender Kraftwerke sowie mit neuen Methoden zu deren Überprüfung. So wurde die technische Bauwerksüberwachung und Rissdokumentation durch den Einsatz von Drohnenflügen erheblich vereinfacht. Weiters konnte durch die Verwendung eines neuen Kunststoffmaterials an Stelle von Holz bei den Kammrädern eines in den Jahren 1888-1889 errichteten Wasserkraftwerkes die Lebensdauer deutlich verlängert werden, ohne die gesamte historische technische Ausstattung austauschen zu müssen.

Transform2LowEx

Das mit mehreren Projektpartnern durchgeführte Projekt Transform2LowEx widmet sich der systematischen Erforschung, Umsetzung und Evaluierung von sekundär-/kundenseitigen energieeffizienzsteigernden Maßnahmen in bestehenden Wärmenetzen mit Fokus auf die Reduktion der Vor- und Rücklauftemperaturen. Diese Reduktionen können erzielt werden, wenn vor allem bei bestehenden Kundenanlagen Optimierungsmaßnahmen identifiziert und umgesetzt werden.

PEAKApp

PEAKApp ist ein 2016 gestartetes, europäisches Leuchtturmprojekt zur Lenkung von Energieverbräuchen in Haushalten, die bereits mit Smart-Metern ausgestattet sind. Die App wurde mit 10 Partnern entwickelt, wobei die Energie AG mit 1.600 Haushaltskunden den Feldtest durchführte. PEAKApp ermöglicht den Haushalten, Nachrichten zu empfangen, wann elektrische Energie besonders günstig ist. Die genaue Erhebung der Verbrauchsdaten und der Vergleich des eigenen Stromverbrauchs mit dem Verbrauch anderer Community-Mitglieder (Social-Metering) erhöht den Kundennutzen zusätzlich. Unterstützt wird dies durch ein neu entwickeltes Online-Spiel, das den bewussten Umgang mit Energie in den Fokus stellt. Ergebnisse des Feldtests zeigen, dass Energiekunden regelmäßig Energieeffizienztools verwenden und dabei Energieeinsparungen zwischen 4 % und 7 % erreichen. Weiters bietet PEAKApp die Möglichkeit, aktiv mit Kunden zu kommunizieren und eine enge digitale Bindung aufzubauen. Das im Berichtszeitraum abgeschlossene Projekt erreichte überdies den zweiten Platz beim EU-Nachhaltigkeitsaward.

Elektromobilität – Monitoring der Ladestationen

Die von der Energie AG betriebenen internen und öffentlichen Ladestationen unterliegen einem Monitoring im Ladestations-Managementsystem. Dies dient der Maximierung der technischen Verfügbarkeit und der Bereitstellung des bestmöglichen Service sowie verlässlicher Funktionen für den Ladekunden. Dieses System wird laufend weiterentwickelt, um Zukunftsfragen der E-Mobilität erforschen und beantworten zu können. Hierzu zählt unter anderem eine regelmäßige Nutzungs- und Auslastungsbestimmung der betriebenen Ladestationen, um den Ausbaubedarf an Ladeinfrastruktur – intern wie auch im öffentlichen Raum in Oberösterreich – tendenziell bestimmen zu können. Mit Energie- und Leistungsmessungen an Energie AG-internen Anlagen können beispielsweise Standby-Verbräuche und Ladekurven der verschiedenen Ladestationen und E-Fahrzeuge bestimmt werden und Erkenntnisse über praktische Anforderungen für E-Auto-Nutzer und auch für Ladestationsbetreiber (Beispiel: Leistungsbedarf) gewonnen werden.

ON-Spannungsmonitoring

Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Erfassung von Spannungszuständen in Ortsnetzen mit Smart-Metern für den bedarfsorientierten Netzausbau. Dabei werden Spannungsdaten flächendeckend erfasst und im Geoinformationssystem (GIS) abgebildet. Für daraus identifizierbare Bereiche, in denen die Grenzen der Spannungsqualität erreicht werden, können künftig verbessernde Maßnahmen wie die Anpassung der Transformatorstufenstellung, Symmetrierung, Spannungsregelungen oder der weitere Netzausbau abgeleitet werden.