Das konjunkturelle und energiepolitische Umfeld wird im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie beeinflusst sein. Mit geeigneten strategischen und operativen Maßnahmen, wie beispielsweise der raschen Einrichtung einer Taskforce und proaktivem Risikomanagement durch das Risk-Committee, begegnete die Energie AG den Entwicklungen der letzten Wochen frühzeitig, sodass der operative Betrieb der kritischen Infrastruktur sichergestellt werden konnte.

Inwieweit die ursprünglich für das Ende des ersten Halbjahres bzw. zu Beginn des zweiten Halbjahres erwarteten Legislativ-Aktivitäten seitens des zuständigen Klimaministeriums umgesetzt werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Dies betrifft insbesondere die Weiterentwicklung des Energieeffizienzgesetzes und das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sowie zentrale Regelungsinhalte des Strommarktpakets im Elektrizitätswirtschafts- und –organisationsgesetz 2010.

Im Hinblick auf die Preiserwartungen zeigen sich derzeit auf den internationalen Energiemärkten unterschiedliche und zum Teil auch gegensätzliche Signale. Nach den deutlichen Rückgängen zum Ende des Berichtszeitraums hin wird der weitere Verlauf im Geschäftsjahr 2019/2020 ebenfalls durch die Dauer und Auswirkungen der COVID-19-Maßnahmen und -Einschränkungen und die damit verbundene Konjunkturentwicklung beeinflusst sein.

In der zweiten Geschäftsjahreshälfte wird die Neustrukturierung des Vertriebs mit den letzten gesellschaftsrechtlichen Änderungen abgeschlossen werden. Mit der neuen Zielstruktur kann die Energie AG zukünftige rechtliche und politische Anforderungen – insbesondere im Zuge der Energiewende, wie beispielsweise eine 100-%-Versorgung mit Ökostrom bis 2030 – flexibel umsetzen. Der in Österreich und weltweit herrschende Ausnahmezustand wird nach ersten Einschätzungen im Business- und Industriekundensegment der Sparten Strom und Gas zu signifikanten Umsatzreduktionen im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 führen. Im Privatkundenbereich ist aufgrund der Ausgangsbeschränkungen bzw. veränderten Lebensbedingungen von einem leichten Anstieg der Absatzmengen auszugehen. Die Beschränkungen werden sich darüber hinaus auch auf die Akquisitions- und Bautätigkeit im Bereich Telekommunikation (Fiber-to-the-home/FTTH) auswirken. Die mit der Situation verbundenen Risiken werden beobachtet, analysiert und regelmäßig neu bewertet. Darüber hinaus unterstützt die Energie AG die Kulanzregelungen der Branche für Kunden mit finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der COVID-19-Pandemie.

Für das Segment Netz sind die regulatorischen Rahmenbedingungen für das laufende Geschäftsjahr weiterhin als stabil einzuschätzen. Die Parameter für die aktuelle Regulierungsperiode Strom sind für fünf Jahre festgelegt. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Erdgas ist davon auszugehen, dass die Parameter analog zu bereits abgeschlossenen Verfahren für die Branche festgelegt werden und in der gesamten dritten Regulierungsperiode angewendet werden. Die energiepolitischen Ziele aus dem Regierungsprogramm führen derzeit zu keinen konkreten Maßnahmen, die Netz OÖ analysiert jedoch mögliche Auswirkungen. Die Rahmenbedingungen rund um COVID-19 erfordern auch weiterhin stabile und zuverlässige Versorgungsnetze. Der Ausbau und Erhalt der Netze wird daher weiter planmäßig fortgeführt und betrieben, wenngleich die Rahmenbedingungen zeitliche Verzögerungen – insbesondere im Umsetzungsbereich (Bauausführung) – erwarten lassen. Nach Abschluss des Smart-Meter-Roll-out wird das Geschäftsfeld Telekom in der zweiten Geschäftsjahreshälfte bestehende Gebiete verdichten sowie die restlichen analogen Zähler, deren Eichgültigkeit abläuft, austauschen.

Der Glasfaserbereich der Telekom GmbH setzt den Infrastrukturausbau im zweiten Halbjahr 2019/2020 fort und fokussiert sich auf die weitere Anbindung von Mobilfunkstandorten mittels Glasfasertechnologie und auf die Rolle eines „Wholesale-Anbieters“ für Provider. Auch das Angebot weiterer Fördermodelle seitens der Politik wird für den wichtigen Beitrag der Telekom GmbH zum fortgesetzten Ausbau der Breitbandinfrastruktur in Oberösterreich von Relevanz sein.

Im Segment Entsorgung ist für die thermische Anlage am Standort Wels weiterhin eine gute bis sehr gute Auslastung in der zweiten Jahreshälfte absehbar, während in Lenzing mit einem leichten Rückgang gerechnet wird. Geschäftsrückgänge im Vertrieb werden vor allem an Standorten mit einem hohen Anteil an Gewerbe- und Industriekunden in bestimmten Branchen sowie insbesondere in der Region Tirol erwartet, da hier viele Tourismusbetriebe zum Kundenportfolio zählen. Bei den Wertstoffen Altpapier/Karton wird nach einem Tiefstand der Preise am Ende des ersten Halbjahres wieder mit einer Erholung gerechnet. Im zweiten Halbjahr wird neben den Maßnahmen, die gegen die Corona-Krise ergriffen werden, das Thema Planung des Wiederaufbaus der Kunststoff-Sortierung im Fokus stehen.

Ziel des Segments Tschechien für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2019/2020 ist die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Wasser- und Wärmegesellschaften. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Integration der mit 06.12.2019 übernommenen VAK Zapy s.r.o. sein. Darüber hinaus stehen mehrere größere Konzessionsausschreibungen außerhalb der bisher betriebenen Regionen an, an der sich die Energie AG Bohemia-Gruppe mit einem ihrer Tochterunternehmen beteiligen wird. Wie weit sich die COVID-19-Pandemie auf den Ablauf dieser Ausschreibungen auswirken wird, ist noch nicht abschätzbar. Dies gilt auch für die kurz- und mittelfristigen Effekte auf das laufende Geschäft. Soweit bisher ersichtlich, ist eine Verschiebung bzw. ein Rückgang im Dienstleistungsgeschäft wahrscheinlich. Die Auswirkungen auf Wärme- bzw. Trinkwasserabsatz und Abwasseranfall können noch nicht seriös abgeschätzt werden. Tendenziell ist mit einem Rückgang im produzierenden Bereich zu rechnen, der bis zu einem gewissen Grad durch einen steigenden Haushaltsbedarf kompensiert werden könnte.

Der Fokus der Energie AG wird im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 weiterhin auf der zuverlässigen Wahrnehmung der systemrelevanten Aufgaben, insbesondere der Versorgungssicherheit der Kunden, bei gleichzeitig höchstmöglichem Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter liegen. Die bisherigen strategischen Ziele im Bereich Kundenorientierung, Umweltschutz, Dekarbonisierung, Digitalisierung sowie Kostenmanagement bleiben aufrecht.

Mit Auswirkungen des COVID-19-Lockdowns auf das operative Ergebnis des Konzerns, beispielsweise durch den Rückgang des Energieverbrauchs von Kunden oder die Preisentwicklungen auf den internationalen Märkten, ist aus heutiger Sicht zu rechnen. Die erstmals voll wirksame Strukturoptimierung des Vertriebs- und Erzeugungsbereiches sollte diese Auswirkungen jedoch teilweise kompensieren.

Belastbare Prognosen sind aus heutiger Sicht sehr schwierig und daher mit hoher Unsicherheit behaftet. Unter der Annahme einer raschen Konjunkturerholung ist die Energie AG für das Geschäftsjahr 2019/2020 optimistisch, eine positive Ergebnisentwicklung gegenüber dem von Sondereffekten belasteten Vorjahresergebnis zu erreichen.

Linz, am 29. Mai 2020

Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich

Generaldirektor KR Prof. Ing. DDr. Werner Steinecker MBA, Vorsitzender des Vorstands (Unterschrift)

Generaldirektor
DDr. Werner Steinecker MBA
Vorsitzender des Vorstands
CEO

KR Dr. Andreas Kolar, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)


Dr. Andreas Kolar

Mitglied des Vorstands
CFO

Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)


Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA

Mitglied des Vorstands
COO