8. Chancen- und Risikomanagement

8.1 Risikomanagement-Prozess

Angesichts der aktuellen Entwicklungen im Energiesektor und den damit verbundenen Herausforderungen, darunter volatile Preisbewegungen und politische Veränderungen, steht die Energie AG vor einem breiten Spektrum an Unsicherheiten. Das Hauptziel des Risikomanagement-Prozesses besteht darin, diese Risiken und Chancen frühzeitig zu identifizieren und zu bewerten, gefolgt von der Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Risikominderung und zur Nutzung von Chancen. Diese Risikobewertungen sind integraler Bestandteil des Führungs- und Steuerungssystems und haben wesentlichen Einfluss auf strategische sowie operative Entscheidungen des Managements.

Zur Unterstützung dieses Prozesses richtet sich das Risikomanagement der Energie AG nach dem bewährten COSO-II-Rahmenwerk, das als internationaler Standard für unternehmensweites Risikomanagement anerkannt ist. Die verantwortlichen Geschäftsbereiche identifizieren, bewerten und dokumentieren die Risiken, Chancen und erforderlichen Maßnahmen in einem strukturierten vierteljährlichen Prozess und nutzen dabei ein zentrales Managementsystem. Diese dezentral erfassten Informationen werden anschließend auf Konzernebene analysiert und zur Gesamtrisikoposition des Unternehmens aggregiert.

Die Berichterstattung an den Konzernvorstand erfolgt vierteljährlich und bei Bedarf auch ad hoc, wobei der Risikomanagement-Bericht einen integralen Bestandteil der Aufsichtsratsberichterstattung darstellt. Zusätzlich wird er gemäß URÄG dem Prüfungsausschuss zur Verfügung gestellt, um die Wirksamkeit und Validität der Prozesse sicherzustellen. Die ordnungsgemäße Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der Prozesse wird durch das zentrale Managementsystem gewährleistet.

8.2 Wesentliche Chancen (+) | Risiken (-) 1) und Maßnahmen

STRATEGISCHE CHANCEN | RISIKEN

+ |- Strategische Chancen | Risiken durch

  • Änderungen der klimatischen Rahmenbedingungen
    • Extrem-Ereignisse und deren Folgen (Hitze-|Trockenperioden, Überschwemmungen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Lawinen)
    • langfristige Veränderungen klimatischer und ökologischer Bedingungen (Niederschlagshäufigkeit|-mengen, Anstieg der Durchschnittstemperaturen)
  • Veränderungen der energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen
  • Änderungen in den technologischen Entwicklungen, im Marktumfeld, in den Kundenbedürfnissen …

Maßnahmen:

  • kontinuierliche intensive Beobachtung von energiepolitischen-|wirtschaftlichen Entwicklungen, Märkten, Wettbewerbern, Kunden, Klima und Technologien
  • Teilnahme an Forschungsprojekten, …
  • frühzeitiges und intensives Monitoring von strategischen Chancen | Risiken

WERTHALTIGKEITS-CHANCEN | RISIKEN

  • Zu- und Abschreibungen bei Anlagen, Bezugsrechten, Beteiligungen
  • Wertberichtigung von Forderungen
  • Bildung von Drohverlustrückstellungen

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring, Sensitivitätsanalysen
  • langfristige Verträge
  • Kontrahenten-Risikomanagement

PROJEKT-CHANCEN | RISIKEN

  • hohe, langfristige Investitionskosten, Projekte mit hoher Komplexität
  • Unter- und Überschreitungen von den geplanten Werten betreffend Zeitplan, Projekt-Kosten und -Qualität
  • (energie-)politische Unsicherheit

Maßnahmen:

  • Projektmanagement
  • Risikomanagement-Methoden im gesamten Projektzyklus
  • optimierte Vertragsgestaltung

NACHHALTIGKEITS-CHANCEN | RISIKEN

Mittelfristig – in unserem 5-Jahres Planungshorizont – gehen wir davon aus, dass klimabezogene Chancen|Risiken innerhalb der statistischen Bandbreite der vergangenen Jahre bleiben, diese werden auch so in unseren Szenarien (Chancen|Risiken) berücksichtigt.

Mögliche darüberhinausgehende langfristige klimabedingte Risiken und Chancen werden in der strategischen Entscheidungsfindung berücksichtigt.

In die Risikosteuerung fließen zunehmend auch Environmental-, Social- und Governance-(ESG)-Aspekte ein.

MARKT- UND WETTBEWERBSRISIKEN

+|- Marktpreisänderungen

(Strom-, Gas- Biomasse- und CO2-Zertifikats-Preise)

Maßnahmen:

  • gebündeltes Management der Commodity Preisrisiken durch die Energie AG Oberösterreich Trading GmbH
  • auf das Marktumfeld abgestimmte Risikostrategien
  • Nutzung konzerninterner Synergien

+|- Stromerzeugungsmenge aus Wasserkraft

beeinflusst durch die Wetter-/Klima-Entwicklung

Maßnahmen:

  • Optimierte Bewirtschaftung des Erzeugungsportfolios

+|- Stromproduktion aus thermischen Kraftwerken

Maßnahmen:

  • gebündeltes Management der Commodity Preisrisiken durch die Energie AG Trading
  • langfristige Verträge
  • Nutzung konzerninterner Synergien
  • auf das Marktumfeld abgestimmte Risikostrategien

+|- Absatzmengen von Strom, Gas, Wärme und Telekommunikations-dienstleistungen

beeinflusst durch Wetter-/Klima-Entwicklung, Wettbewerb, Konjunktur, Politik, …

Maßnahmen:

  • Bündelung der Vertriebe
  • Preisgarantie
  • Service- und Förderangebote
  • Fokus auf Digitalisierung
  • Positionierung als Energiedienstleister

+|- Marktpreis- und Mengen-Änderungen in der Entsorgung

Wertstoffe, Gewerbemüll, Hausmüll, Anlieferpreise Thermik, …

  • verstärkter Wettbewerb mit Vorbehandlungsanlagen und industriellen Mitverbrennern
  • verstärkte Rekommunalisierungsbestrebungen kommunaler Abfallwirtschaftsverbände

Maßnahmen:

  • langfristige Lieferverträge mit festgelegten Mengen und Preisen
  • fokussierte Marktaktivitäten
  • intensivierte Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor
  • Weiterentwicklung von Digitalisierungsprojekten

+|- Vertragsverluste|-gewinne sowie Vertragsveränderungen im Wasser-|Abwasserbereich

Maßnahmen:

  • Synergieprojekte
  • laufende Beteiligung an (Konzessions-) Ausschreibungen

CHANCEN | RISIKEN AUS DER OPERATIVEN GESCHÄFTSTÄTIGKEIT

- Anlagenrisiken

Beeinträchtigung der Verfügbarkeit von Anlagen durch

  • technische Störungen, Sabotage, …
  • Naturkatastrophen wie Stürme, Hochwasser, …

Maßnahmen:

  • Wartungs- und Qualitätskontrollen
  • optimierte Instandhaltungsstrategie
  • bauliche (Hochwasser)-Schutzmaßnahmen
  • Strategieprogramme „Verkabelung von störungsanfälligen Mittelspannungsleitungen“,
    „Niederspannungsverkabelung“, konsequente Erweiterung der Netz-Automatisierung
  • Krisen- und Notfallmanagement
  • Versicherungen

+|- physische Wetterrisiken

wie Hitze-|Trockenperioden, Überschwemmungen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Lawinen und deren Auswirkungen auf Dritte

Maßnahmen:

  • bauliche (Hochwasser)-Schutzmaßnahmen
  • Strategieprogramme „Verkabelung von störungsanfälligen Mittelspannungsleitungen“,
    „Niederspannungsverkabelung“,
    konsequente Erweiterung der Netz-Automatisierung
  • Krisen- und Notfallmanagement
  • Versicherungen

- Risiken aus Informationssicherheit, Cyber Security und Datenschutz

Maßnahmen:

  • optimierte Versicherungsstrategie
  • umfassende technische Maßnahmen
  • Managementsystemen für Informationssicherheit und Datenschutz

- Personalrisiken

  • Sicherheits- und Gesundheitsrisiken für eigene Mitarbeiter:innen und Leasing-Mitarbeiter:innen
  • Verlust von Kompetenz und Know-how

Maßnahmen:

  • Sicherheitsschulungen für Beschäftigte
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement energy@work
  • Lehrlings-|Traineeausbildung
  • Konzernrichtlinien „Personalführungsmodell“, „Management by Objectives“, „Führungskräfte-Akademie“

POLITISCHE, REGULATORISCHE UND RECHTLICHE CHANCEN | RISIKEN

+|- Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen

für Strom- und Gasnetz

Maßnahmen:

  • intensiver und konstruktiver Dialog mit der Regulierungsbehörde
  • Zusammenarbeit in Interessensvertretungen

+|- rechtliche Risiken

aus offenen Rechtsstreitigkeiten

Maßnahmen:

  • juristische Unterstützung
  • bilanzielle Rückstellungen
  • außergerichtliche Vergleiche

+|- politische und rechtliche Rahmenbedingungen

  • klimapolitische EU-Vorgaben bzw. deren Umsetzung in Österreich
  • rechtlichen Rahmenbedingungen für die Projektentwicklung und –umsetzung
  • Änderungen des Förderregimes

Maßnahmen:

  • intensiver und konstruktiver Dialog mit Behörden und Politik
  • Zusammenarbeit in Interessensvertretungen

COMPLIANCE-RISIKEN UND DATENSCHUTZVERLETZUNGEN

- Compliance-Risiken

  • Kartell- und Korruptionsrisiken
  • Finanzmarkt-Compliance

Maßnahmen:

  • Konzernrichtlinien „Compliance Management System“, „Antikorruption“, „Umgang mit Insider-Informationen“, „IKT-Informationssicherheits-management“
  • Präsenzschulungen und E-Learnings

- Datenschutzverletzungen

  • unbeabsichtigte oder unrechtmäßige Datenvernichtung, -verlust, -veränderung oder -offenlegung
  • Hackangriff

Maßnahmen:

  • Konzernrichtlinien „Datenschutz-Managementsystem“ und „Datenschutz-Compliance-Policy“
  • Präsenzschulungen und E-Learnings

FINANZRISIKEN

+|- Zinssatz-Änderungen

Maßnahmen:

  • Langfristige Fixzinsvereinbarungen

+|- Fremdwährungsrisiko

vorwiegend aus den Transaktions- und Translationsrisiken der tschechischen Konzerngesellschaften

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring
  • im Bedarfsfall Währungsabsicherungen

+|- Preisänderungen bei Finanzanlagen (Wertpapiere, Fonds)

resultierend aus Marktwertschwankungen an den Kapitalmärkten

Maßnahmen:

  • konservative Veranlagungspolitik (Investment Policy)
  • konsequentes Monitoring
  • laufende Quantifizierung der Kursrisiken

+|- Rating-Veränderung

bedeutet geringere | höhere Refinanzierungskosten

Maßnahmen:

  • das Management der Energie AG strebt unverändert die langfristige Aufrechterhaltung der Single-A-Bonität an
  • Sicherstellung der Einhaltung der dafür notwendigen Finanzkennzahlen

+|- Chancen | Risiken aus Beteiligungen

  • Schwankungen der Beteiligungserträge
  • Schwankungen bei Dividenden-| Gewinnausschüttungen

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring
  • Vertretung in den Gremien der Beteiligungen

+|- Änderungen des Diskontierungszinses für Rückstellungen

der Barwert von Rückstellungen sinkt bei einem höheren Diskontierungszinssatz und steigt bei einem geringeren Diskontierungszinssatz

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring

- Kontrahenten-Risiken

vollständiger bzw. teilweiser Ausfall von Kontrahenten

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring
  • Kredit-Limitsysteme
  • Absicherungsinstrumente
  • gezielte Strategie der Diversifizierung der Geschäftspartner:innen

- Liquiditätsrisiko

Maßnahmen:

  • zentrale, vorausschauende Liquiditätsplanung
  • ausreichende Liquiditätsreserven
  • offene, teilweise kommittierte Kreditlinien

1) 1) Risiko|Chancen-Definition:
- ein Risiko ist die Möglichkeit, dass ein Ereignis eintritt, das sich negativ auf die Zielgröße (EBT, EBIT, cashflow) auswirkt
- eine Chance ist die Möglichkeit, dass ein Ereignis eintritt, das sich positiv auf die Zielgröße (EBT, EBIT, cashflow) auswirkt