Ausblick

Der IWF sowie die heimischen Wirtschaftsinstitute IHS und WIFO prognostizieren für die zweite Hälfte des laufenden Geschäftsjahres einen gemäßigten, jedoch stabilen Wachstumspfad. In Österreich soll das Wirtschaftswachstum für das gesamte Kalenderjahr 2024 zwischen +0,2 % und +0,5 % liegen. Die Inflationsrate dürfte weiterhin rückläufig sein und sich zwischen +3,9 % und +3,5 % einpendeln. Im Euroraum soll das BIP-Wachstum mit +0,7 % knapp über dem heimischen Wirtschaftswachstum liegen, ebenso in Tschechien mit +0,8 %.

Zahlreiche energiepolitische Maßnahmen in Österreich befanden sich zum Ende des Berichtszeitraums in unterschiedlichen Diskussions- bzw. Gesetzwerdungsstadien. Für das zweite Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/2024 werden beispielsweise die Beschlussfassungen zum Elektrizitätswirtschaftsgesetz und Erneuerbare-Gas-Gesetz erwartet. Die Umsetzungsschritte zum Ministerratsvortrag vom Jänner 2023, der eine Regierungsvorlage des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetzes vorsieht, sind ebenfalls in politischer Diskussion. Ferner ist mit einer Veröffentlichung des integrierten österreichischen Netzinfrastrukturplans im zweiten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres zu rechnen. Auf EU-Ebene sollen noch vor der EU-Wahl im Juni 2024 die Vorschriften zum Strommarktdesign formal beschlossen und eine Trilogeinigung über die Verordnung über die Wiederherstellung der Natur erzielt werden.

Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben aufgrund unwägbarer geopolitischer Einflussfaktoren, wie etwa dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine oder der seit Beginn des Geschäftsjahres anhaltenden Krise im Nahen Osten, für die Energie AG und die gesamte Branche herausfordernd. Nach den im Berichtszeitraum deutlichen Preisrückgängen für Strom, Gas und CO2 wird für das zweite Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/2024 eine Seitwärtsbewegung der Preise innerhalb einer hohen Bandbreite erwartet.

Preisanpassungen der Vertrieb GmbH für Produkte im Haushalts- und Gewerbekundensegment werden auf Basis der entsprechenden Rechtslage („maßgebende Umstände“ gemäß § 80 Abs. 2a ElWOG beim Bereich Strom und Regelungen in den allgemeinen Geschäftsbedingungen auf Basis des Österreichischen Gaspreisindex beim Bereich Gas) regelmäßig evaluiert. Demzufolge wird die seit einigen Monaten sinkende Entwicklung der Großhandelspreise hinsichtlich möglicher Preissenkungen für die Endkund:innen im vertrieblichen Fokus laufend bewertet. Im April 2024 erhielten die Gas-Bestandskund:innen ein Angebot zum Produktwechsel auf ein günstigeres Produkt mit Wirkung ab 01.04.2024. Im Bereich Business- und Industriekunden ist eine verstärkte Nachfrage nach direkten Stromlieferverträgen zwischen Stromerzeuger und Stromkund:innen, sogenannte Power Purchase Agreements, spürbar. Hier werden für die Kund:innen maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet.

In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/2024 liegt im Geschäftsbereich Erzeugung der Schwerpunkt auf dem Ausbau der Stromerzeugung aus Windkraft in Oberösterreich sowie auf dem Projekt Pumpspeicherkraftwerk Ebensee. Im Gebiet Kobernaußerwald ist eine Verfünffachung der Windkraftproduktion bis 2030 geplant. Der bestehende Windpark in Munderfing wird ausgebaut und soll um Projektegebiete in den Gemeinden Schalchen, Maria Schmolln, Lengau und St. Johann am Walde erweitert werden. Der Bau von neunzehn neuen Windkraftanlagen wird evaluiert. Beim Pumpspeicherkraftwerk Ebensee wird in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/2024 die Errichtung des Zufahrttunnels und der Kaverne sowie der Aufbau des Damms am Oberwassersspeicher im Fokus stehen.

Für das Segment Netz sind die regulatorischen Rahmenbedingungen für das laufende Geschäftsjahr weiterhin als stabil einzuschätzen. Für die vierte Regulierungsperiode Gas und die fünfte Regulierungsperiode Strom sind die Rahmenbedingungen fixiert. Aufgrund der hohen Investitionsbedarfe im Stromnetz sollen künftig Investitionsprognosen in der Tarifierung berücksichtigt werden. Die Gestaltung und der Ausbau erneuerbarer Energieformen bleiben für das Segment Netz weiterhin herausfordernd. Daneben werden die Weiterentwicklung der IT-Systeme sowie Zertifizierungen Arbeitsschwerpunkte im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/2024 sein.

Im Segment Entsorgung werden für die zweite Geschäftsjahreshälfte 2023/2024 grundsätzlich stabile Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Abfallmengen, die einer thermischen Verwertung zugeführt werden, angenommen. Beim Wertstoff Altholz wird tendenziell ein sinkendes Preisniveau im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/2024 erwartet. Kostensteigerungen sollten wegen der prognostizierten, abflachenden Inflationsentwicklung weniger dynamisch als in der ersten Geschäftsjahreshälfte 2023/2024 ausfallen. In der zweiten Geschäftsjahreshälfte 2023/2024 wird mit der Auslieferung der ersten E-LKWs am Standort Redlham gerechnet. Darüber hinaus werden weitere PV-Anlagen am Standort Redlham und Timelkam errichtet und der Umbau des Standorts Hörsching sollte abgeschlossen werden.

Die Umsetzung von Dekarbonisierungs- und Energieeffizienzprojekten für die Wärme- und Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung wird im Segment Tschechien weiter vorangetrieben. Für Dienstleistungen, die für Gemeinden und Städte erbracht werden, wird im zweiten Halbjahr 2023/2024 eine positive Entwicklung erwartet. Die Gesellschaften werden weitere Projekte im Bereich der technischen Informationssysteme sowie der Smart Meter forcieren, um Kund:innen neue und effizientere Dienstleistungen anzubieten.

Im Geschäftsfeld Telekom wird der Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/2024 auf der Evaluierung der geänderten Marktbedingungen aufgrund der teilweisen Aussetzung neuer Fördermittel für den FTTH-Netzausbau in Oberösterreich sowie der daraus resultierenden strategischen Umpositionierung des FTTH-Joint Venture BBOÖ GmbH liegen.

In Anbetracht der geopolitisch und energiewirtschaftlich angespannten Situation sowie zahlreicher energiepolitischer Herausforderungen bleibt für die Energie AG die zuverlässige Versorgung ihrer Kund:innen sowie die Sicherstellung der finanziellen Stabilität des Konzerns auch im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/2024 stets im Fokus. Darüber hinaus werden in der zweiten Geschäftsjahreshälfte 2023/2024 zahlreiche Maßnahmen und Projekte vorangetrieben, um eine nachhaltige Energiezukunft aktiv mitzugestalten.

Trotz der prognostizierten, moderaten konjunkturellen Entwicklung und marktwirtschaftlicher Unsicherheiten sowie unter der Prämisse einer weitgehend stabilen Umfeldentwicklung erwartet die Energie AG dank ihres diversifizierten und robusten Geschäftsportfolios für das Geschäftsjahr 2023/2024 ein operatives Ergebnis über dem Niveau des Vorjahres.

Linz, am 29. Mai 2024
Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich

Generaldirektor Dr. Leonhard Schitter, Vorsitzender des Vorstands (Unterschrift)

Dr. Leonhard Schitter
CEO

Dr. Andreas Kolar, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)

Dr. Andreas Kolar
CFO