Ausblick

Hinsichtlich der energie- und klimapolitischen Vorgaben sind in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2021/2022 zahlreiche Weiterentwicklungen zu erwarten. Auf EU-Ebene will die Kommission angesichts der dramatischen geopolitischen Entwicklungen durch den russisch-ukrainischen Krieg Vorgaben zur Füllung der unterirdischen Gasspeicher sowie zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des EU-weiten Energiesystems erlassen. In Österreich sollen in der zweiten Geschäftsjahreshälfte notwendige Verordnungen im Rahmen des EAG-Pakets verabschiedet werden. Auch an der Neuregelung des Bundes-Energieeffizienzgesetzes (EEffG) und eines überarbeiteten Strommarktdesigns in einer grundlegenden Adaption des ElWOGs wird gearbeitet. Ebenfalls noch in Diskussion ist die Neuausrichtung des Klimaschutzgesetzes für 2030, das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz, die österreichische Wasserstoffstrategie sowie die Novelle des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes.

Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2021/2022 wird mit Andauern des russisch-ukrainischen Kriegs und den Diskussionen über ein mögliches europäisches Gasembargo bzw. der Gefahr von Lieferbeschränkungen seitens Russlands eine sehr volatile Entwicklung der Gas- und Strompreise mit weiter steigender Tendenz erwartet. Noch kaum absehbar sind die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen der derzeit in Planung befindlichen Maßnahmen zur Erhöhung der Gasspeichervorsorge. Bei einer Deeskalation der Kriegssituation kann eine unmittelbare beruhigende Wirkung auf die Energiepreisentwicklung erwartet werden.

Vor dem Hintergrund der volatilen Energiemärkte und dem damit einhergehenden Beschaffungsrisiko wird die enge Verzahnung von Beschaffungs- und Vertriebsprozessen in den nächsten Monaten eine zentrale Rolle einnehmen. Neben den Einflüssen der rechtlichen Rahmenbedingungen wie EAG und Novellierung des EEffG auf die Gestaltung der weiteren Vertriebsarbeit werden in der zweiten Geschäftsjahreshälfte die entstehenden organisatorischen Auswirkungen durch die Bündelung der FTTH-Aktivitäten der Telekom GmbH und der Fiber Service OÖ GmbH in der BBOÖ Breitband Oberösterreich GmbH entsprechende Abbildung in der Vertriebsstruktur finden. Unter anderem aufgrund einer neuerlichen Aussage des Obersten Gerichtshofs zu Preisanpassungsklauseln müssen die im Konsumentenbereich verwendeten Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) für Strom und Gas erneut überarbeitet werden.

Im Erzeugungsbereich wird in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2021/2022 das Projekt Pumpspeicherkraftwerk Ebensee intensiv vorangetrieben werden. Im Fokus wird die Detail- und Ausschreibungsplanung des Projekts stehen, um Grundlagen für einen etwaigen Baubeschluss im Jahr 2023 schaffen zu können.

Für das Segment Netz sind die regulatorischen Rahmenbedingungen für das laufende Geschäftsjahr weiterhin als stabil einzuschätzen. Im laufenden sowie im nächsten Geschäftsjahr werden detaillierte Kostenprüfungen betreffend der kommenden Regulierungsperioden für Gas und Strom durch die Regulierungsbehörde stattfinden. Neben den Herausforderungen aus dem EAG-Paket sind aufgrund der aktuellen Umstände vertiefte Diskussionen zum Energieträger Gas und der künftigen Rolle des Gasnetzes zu erwarten. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt für das zweite Halbjahr wird die Vorbereitung auf die Erlangung der Konformität mit dem Netz- und Informationssicherheitsgesetz (NISG) sein.

Im Geschäftsfeld Telekom wird der Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2021/2022 auf der operativen Umsetzung der beiden vorgenommenen Transaktionen liegen. Hier gilt es, die Schnittstellen zwischen Telekom GmbH und BBOÖ Breitband Oberösterreich GmbH zu gestalten bzw. zu optimieren und die konzerninternen Prozesse rund um das in die Netz OÖ GmbH eingebrachte Metering Service zu adaptieren. Darüber hinaus ist es wesentlich, den Fokus und die Stabilität in den verbleibenden Aufgabenfeldern zu stärken.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten im Segment Tschechien wird in der zweiten Geschäftsjahreshälfte die Prüfung von EU-Förderprogrammen im Bereich Energieeffizienz stehen. Damit zusammenhängend sollen Projekte für die Wärme- und Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung entwickelt werden. Ob sich aufgrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen der Ausstieg aus der Energieerzeugung auf Kohlebasis beschleunigt – oder sogar verlangsamt –, wird die zukünftige Marktsituation in Tschechien beeinflussen. Die kostenseitig sehr einschneidenden aktuellen Entwicklungen auf dem Strom- und Gasmarkt werden genauestens beobachtet. Dies betrifft insbesondere das Risiko von Ersatzbeschaffungen für Energie aufgrund von Lieferantenausfällen, zumal die drastischen Preissteigerungen Lieferanten und in der Folge auch Betreiber und Kunden massiv unter Druck bringen. Die für Gemeinden und Städte erbrachten Dienstleistungen sind unverändert stabil, wenngleich sich auch hier mehr Zurückhaltung bei Investitionen abzeichnet.

Im Segment Entsorgung sind für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2021/2022 mit einem weiteren Anstieg der Inflation auch höhere Kosten für die Inanspruchnahme von Logistikleistungen zu erwarten. Andererseits wird für die nächsten Monate von einem weiterhin hohen Preiseniveau für die Wertstoffe Papier und Metalle und entsprechend positiven Auswirkungen auf das Segmentsergebnis ausgegangen. Ab 01.05.2022 wird die vertraglich fixierte Neuregelung der Zusammenarbeit mit der eww ag zur Erweiterung und Verdichtung der Wärmeversorgung im Raum Wels umgesetzt.

In ihrer Funktion als Energieversorger im Mehrheitseigentum des Landes Oberösterreich wird die Energie AG auch in der zweiten Geschäftsjahreshälfte alle Anstrengungen unternehmen, um trotz möglicher negativer Auswirkungen des russisch-ukrainischen Kriegs eine zuverlässige Versorgung ihrer Kunden zu gewährleisten. Die strategische Zielsetzung der permanenten Ausrichtung aller Leistungen an den Bedürfnissen der Kunden bleibt aufrecht, ebenso werden die Themen Digitalisierung, Innovation, Regionalität, finanzielle Stabilität, aber auch Energiewende und Kreislaufwirtschaft sowie der Wandel in der Mobilität weiterhin im strategischen Fokus stehen.

Vor dem Hintergrund der fragilen konjunkturellen Entwicklung und der geopolitischen Unwägbarkeiten sind aktuelle Prognosen naturgemäß mit hoher Unsicherheit behaftet. Ausgehend von der stabilen Basis eines diversifizierten Geschäftsportfolios des Konzerns und unter der Annahme, dass die Sanktionen gegen Russland nicht auf den Gashandel ausgeweitet werden bzw. es zu keinen Liefereinschränkungen seitens Russlands kommt, erwartet die Energie AG für das Geschäftsjahr 2021/2022 aufgrund der außergewöhnlichen Marktsituation und von Einmaleffekten eine Ergebnisentwicklung über dem Niveau des Vorjahres.

Linz, am 27. Mai 2022

Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich

Generaldirektor 
DDr. Werner Steinecker MBA
Vorsitzender des Vorstands
CEO

Dr. Andreas Kolar
Mitglied des Vorstands
CFO

Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA
Mitglied des Vorstands
COO

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