Segmentübersicht Entsorgung

 

 

Einheit

 

2019/2020

 

2018/2019

 

Entwicklung

Gesamtumsatz

 

Mio. EUR

 

232,7

 

233,5

 

-0,3 %

EBIT

 

Mio. EUR

 

27,1

 

13,4

 

Investitionen in Sachanlagen und immaterielles Vermögen

 

Mio. EUR

 

16,1

 

14,6

 

10,3 %

Mitarbeiter Durchschnitt

 

FTE

 

828

 

860

 

-3,7 %

Gesamtmenge Abfälle umgeschlagen

 

1.000 t

 

1.691

 

1.745

 

-3,1 %

Thermisch verwertete Abfälle

 

1.000 t

 

624

 

614

 

1,6 %

Entsorgungswirtschaftliche Rahmenbedingungen

Im Geschäftsjahr 2019/2020 herrschten im ersten Halbjahr weiterhin günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Im zweiten Halbjahr zeigten die Umfeld-Parameter der Entsorgungsbranche hingegen aufgrund des COVID-19-Lockdowns ein differenziertes Bild. Starken Einfluss auf den gesamten Entsorgungssektor hat jedoch nach wie vor der seit 01.01.2018 seitens des chinesischen Umweltministeriums und im Anschluss von weiteren asiatischen Ländern ausgerufene Importstopp diverser Wertstofffraktionen mit der Folge, dass sich die globalen Mengenströme insgesamt verschoben haben. Die dadurch verursachten hohen Mengen an Kunststoffabfällen geringerer Qualitäten sicherten allen Müllverbrennungsanlagen europaweit im Berichtszeitraum weiterhin eine hohe Auslastung.

National wie international steht nach wie vor das Thema verantwortungsvolles Wertstoffmanagement im Mittelpunkt. Um die Lücke zwischen Abfallwirtschaft und Produktion zu schließen, werden verpflichtende Vorgaben im Sinne eines wiederverwendbaren bzw. recyclingfähigen Produktdesigns inklusive des Einsatzes von Sekundärrohstoffen thematisiert. Entsprechende Zielvorgaben, die auf europäischer Ebene in Form des Kreislaufwirtschaftspakets formuliert wurden, stellen die beteiligten Akteure vor große Herausforderungen, beispielsweise bei der Schaffung neuer Sammel- und Sortierwege.

Die Europäische Einwegplastik-Richtlinie schreibt bis 2025 vor, dass 77 % der Kunststoff-Einwegflaschen getrennt gesammelt werden müssen (bis 2029 bereits 90 %). In Österreich liegt die Sammelquote noch deutlich darunter. Um die hohen Vorgaben dennoch erreichen zu können, ist die Einführung eines Pfandsystems für Einwegflaschen bzw. Getränkedosen sowie die Stärkung von Mehrweg-Gebinden zur Vermeidung von Müll Gegenstand der politischen Diskussion.

Bei den Wertstoffen war – unter anderem aufgrund der erläuterten Importrestriktionen – sowohl bei Altmetallen als auch bei Altpapier/Karton im abgelaufenen Geschäftsjahr weiterhin ein negativer Trend zu beobachten. Bei Altpapier hatte der Wiesbadener Papier-Index seine historische Talsohle im März 2020 erreicht, bevor er sich in den COVID-19-Lockdown-Monaten wieder deutlich erholte und nach volatiler Entwicklung schließlich am Ende des Geschäftsjahres leicht über dem Niveau des Geschäftsjahresbeginns notierte. Der Stahlschrottpreis bewegte sich das ganze Geschäftsjahr über auf niedrigem Niveau und war starken Schwankungen ausgesetzt.

Geschäftsverlauf im Segment Entsorgung

Der Umsatz im Segment Entsorgung belief sich im Geschäftsjahr 2019/2020 auf EUR 232,7 Mio. und blieb somit gegenüber dem Vorjahr (EUR 233,5 Mio.) nahezu stabil. Das EBIT stieg gegenüber dem Vorjahr (EUR 13,4 Mio.) um EUR 13,7 Mio. auf EUR 27,1 Mio.

Zur Umsatzentwicklung trugen insbesondere in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2019/2020 gute Preisentwicklungen bei Gewerbe- und Industrieabfällen, bei gefährlichen Abfällen und bei den angebotenen Dienstleistungen positiv bei. Andererseits dämpften die Entwicklungen der Wertstoffe Altmetalle und insbesondere Altpapier/Karton den Gesamtumsatz merklich. Zur Aufrechterhaltung der allgemeinen Entsorgungssicherheit waren die Unternehmen in der Branche von Betriebsschließungen aufgrund des COVID-19-Lockdowns ausgenommen. Dennoch waren die Entsorgungsstandorte in dieser Zeit nicht vollständig ausgelastet, wobei sich deutliche regionale Unterschiede und daraus resultierende Umsatzrückgänge zeigten. Ab Juli 2020 entspannte sich die Lage sowohl hinsichtlich der Auslastung als auch der Preisentwicklung wieder.

Die im Vorjahresvergleich eingetretene Ergebnissteigerung ist großteils auf Einmaleffekte zurückzuführen. Am 10.10.2019 ereignete sich in der Sortieranlage Hörsching eine folgenschwere Explosion mit einem Todesfall und mehreren Verletzten. Die Hallen sowie die Sortieranlage selbst wurden dabei so schwer beschädigt, dass ein großer Teil abgetragen werden musste. Der Sachschaden sowie die Mehrkosten, die durch die vorgenommene Ersatzsortierung durch externe Dritte entstanden sind, waren durch Versicherungen gedeckt. Der aus der Versicherungsentschädigung resultierende Ergebniseffekt in Höhe von EUR 9,8 Mio. ist für die EBIT-Steigerung im Vorjahresvergleich hauptverantwortlich.

Stabile Durchsatzmengen bei den thermischen Anlagen trotz COVID-19

In den Verbrennungsanlagen in Wels und Lenzing konnte eine Durchsatzmenge der thermisch verwerteten Abfälle von rund 623.500 t erzielt werden. Dies entspricht insgesamt einem leichten Anstieg um 1,6 %.

Die jährliche Anlagenrevision in Lenzing fand zu Beginn des COVID-19-Lockdowns statt. Sie konnte unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften erfolgreich abgeschlossen werden. Aufgrund des Anlagenstillstandes in Lenzing und des im Mai geringeren Bedarfs an Prozesswärme war die Menge an thermisch verwerteten Abfällen leicht rückläufig. In der Verbrennungsanlage in Wels konnten die Durchsatzmengen auch unter den COVID-19-Lockdown-Bedingungen deutlich gesteigert werden. Um eine mögliche Betriebsschließung infolge von COVID-19-Infektionen zu verhindern, wurde ein Sicherheitskonzept erarbeitet und konsequent umgesetzt. Instandhaltungsseitig stand die Erneuerung des Müllkrans im Mittelpunkt.

Aus der Müllverbrennungsanlage Wels wurden im Berichtszeitraum 198 GWh Wärme (Vorjahr: 186 GWh) in das Fernwärmenetz der Stadt Wels und an einen weiteren Großkunden abgegeben. Die Stromaufbringung belief sich auf 206 GWh (Vorjahr: 177 GWh). Der Anstieg ist auf die im Vorjahr im 10-Jahres-Invervall durchgeführte Turbinenrevision zurückzuführen.

Die Behandlungsanlagen für gefährliche Abfälle in Steyr waren im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut sehr gut ausgelastet. Instandhaltungsseitig lag der Fokus in erster Linie auf der Sanierung der CPO-Anlage (chemisch-physikalische Behandlungsanlage für organische Abfälle) bzw. der Laboroptimierung. Darüber hinaus wurde ein Digitalisierungsprojekt zur Verbesserung der Arbeitssicherheit gestartet.

Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/2019 waren die gesamten umgeschlagenen Mengen in Österreich und Südtirol mit rund 1.691.000 t um ca. 3,1 % rückläufig (Vorjahr: 1.745.000 t). Vom Rückgang waren sowohl Österreich als auch Südtirol in Folge der COVID-19-Pandemie betroffen.

Thermisch verwertete Abfälle

in 1.000 t

Thermisch verwertete Abfälle (Balkendiagramm)

Gesamtmenge Abfälle umgeschlagen

in 1.000 t

Gesamtmenge Abfälle umgeschlagen (Balkendiagramm)

Der Fokus im Segment Entsorgung lag auch im Geschäftsjahr 2019/2020 auf dem Abschluss langfristiger Lieferverträge mit festgelegten Mengen und Preisen. Neben Industrie- und Gewerbekunden wurde die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor weiter intensiviert. Vor allem die Kommunen stellen weiterhin eine wesentliche Zielgruppe für das Leistungsangebot des Segments Entsorgung dar. Neben der Weiterentwicklung von Digitalisierungsprojekten stand im Berichtszeitraum der Umbau der Sortieranlage in Linz im Fokus der Aktivitäten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr fand der Spatenstich für die Verlegung der Firmenzentrale der Energie AG Oberösterreich Umwelt Service GmbH von Hörsching an den Standort der Welser Abfallverwertung statt. Da der viergleisige Ausbau der Westbahnstrecke mit Anbindung des Flughafens den Standort in Hörsching betrifft, werden im Zuge des Projektes Teile des Grundstückes an die ÖBB Infrastruktur AG verkauft. Die Fertigstellung der neuen Unternehmenszentrale, die in Form eines Anbaus an die bestehenden Büroräumlichkeiten am Standort der Welser Abfallverwertung ausgeführt wird, wird nach circa einjähriger Bauzeit für Herbst 2021 erwartet.

Italien war im abgelaufenen Geschäftsjahr in besonders hohem Maß von der COVID-19-Pandemie betroffen. Neben den umfangreichen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und den umfangreichen Lockdown-Maßnahmen in Italien hatte der Standort Neumarkt in Südtirol zusätzlich zu den sinkenden Preisen für Altpapier auch mit Ergebnisrückgängen beim Glasrecycling zu kämpfen. Darüber hinaus konnte eine geplante Schlacke-Aufbereitungskampagne für einen Kunden aufgrund von Verzögerungen bei der dafür notwendigen behördlichen Bescheiderteilung nicht durchgeführt werden.

In der WDL-WasserdienstleistungsGmbH herrschten trotz COVID-19 im Geschäftsjahr 2019/2020 weitgehend stabile Rahmenbedingungen. Die Schwerpunktthemen waren die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit mit Trinkwasser bzw. die Weiterentwicklung der angebotenen Dienstleistungen.