Vorstand von links nach rechts: Dr. Andreas Kolar, Mitglied des Vorstands, Generaldirektor DDr. Werner Steinecker MBA, Vorsitzender des Vorstands, Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA, Mitglied des Vorstands
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Video Statements der Vorstandsmitglieder finden Sie im Online-Bericht: www.energieag.at/geschaeftsbericht
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten Sie mit der Spartenintegration im Vertrieb die Effizienzsteigerung im Unternehmen weiter vorantreiben. Wie werden die Kunden davon profitieren?
Werner Steinecker: Bereits im April 2019, also knapp ein Jahr nach Veröffentlichung des Ausstiegs aus dem Unternehmensverbund ENAMO, konnten wir die erfolgreiche Umsetzung der neuen Vertriebsgesellschaft bekanntgeben. Per 1. April übersiedelten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neuen Vertrieb GmbH in das bisher durch die ENAMO genutzte Gebäude. Diese Übersiedlung war ein wichtiger organisatorischer Schritt und vor allem auch ein deutliches Symbol für die Zusammenführung der Medien. Vorteile ergeben sich sowohl aus den nun integrierten Vertriebsprozessen als auch aus dem Abbau von bürokratischen und regulatorischen Hürden, wie sie etwa die Datenschutzgrundverordnung für den damaligen Unternehmensverbund mit sich brachte. Klar ist, dass die Vereinfachung der Schnittstelle zum Kunden für beide Seiten Mehrwert liefert. Mit der Devise „Alles aus einer Hand“ können wir nun Kombiprodukte aus den Medien Strom, Gas und Telekom anbieten.
„Operativ können wir auf ein sehr gutes Jahr zurückblicken und wir sind stolz auf die geleistete Arbeit.““
Werner Steinecker
Neben dem Vertrieb wurden auch die Erzeugungsbereiche strategisch neu ausgerichtet und die Wasser- und Wärmeaktivitäten in Tschechien gebündelt. Welchen Nutzen stiften diese gesellschaftlichen Änderungen?
Stefan Stallinger: Die Entwicklung hin zu einem erneuerbaren Energiesystem erfordert einen effizienten Betrieb der örtlich verteilten Erzeugungsanlagen, um weiterhin auf dem Markt konkurrenzfähig zu sein. Durch die Bündelung der Erzeugungseinheiten für Strom und Wärme inklusive der Wärmenetze schaffen wir nach innen wie nach außen eine schlagkräftige Gesellschaft. Für die Fragen und Herausforderungen der erneuerbaren Energiezukunft sind wir durch eine einheitliche und gemeinsame Zielrichtung der Kernaktivitäten gewappnet. Besonders erfreulich für mich ist dabei die hervorragende Arbeit, aber auch die Aufgeschlossenheit und Veränderungsbereitschaft der Führungskräfte und Mitarbeiter, die dieses Projekt ohne externen Berater mit eigenem Know-how umgesetzt haben.
Andreas Kolar: Das neu geschaffene Segment Tschechien fasst die Aktivitäten des Wasser- und Wärmegeschäfts in Tschechien zusammen. Vor allem der sensible Bereich der Wasserversorgung fordert unsere ursprünglichste Kernkompetenz, als stabiler und verlässlicher Partner aufzutreten. Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität sind oberstes Gebot. Die Vereinigung der acht Wasser- und sechs Wärmegesellschaften unter dem Dach der Energie AG Bohemia garantiert in dieser Hinsicht einen noch höheren Standard.
„Die Energie AG Oberösterreich verfügt auf jeden Fall über eine exzellente Kreditwürdigkeit. Der Erfolgskurs wurde durch das ausgezeichnete Rating ‚A‘ mit stabilem Ausblick bestätigt.““
Andreas Kolar
Das diesjährige Finanzergebnis wird von Wertanpassungen erheblich beeinflusst. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Werner Steinecker: Operativ können wir auf ein sehr gutes Jahr zurückblicken und wir sind stolz auf die geleistete Arbeit. Vernünftige und für die Zukunft notwendige finanzpolitische Entscheidungen wurden getroffen, um den erfolgreichen wirtschaftlichen Kurs auch in den kommenden Jahren nachhaltig weiterführen zu können.
Andreas Kolar: Die bilanziellen Zuschreibungen resultieren aus der nunmehr notwendigen Vollkonsolidierung der Vertriebsgesellschaften, die im heurigen Jahr wirksam wurde. Der zweite bedeutende Anteil ist auf eine Zuschreibung der GuD-Anlage Timelkam zurückzuführen. Die Wertminderung resultiert aus einer Umstellung der Bewertungsmethode des Stromnetzes. Aufgrund fehlender vergleichbarer Transaktionen war die bisherige Bewertung anhand eines Branchenvergleichs nicht mehr möglich. Nunmehr wird der Wert anhand der prognostizierten zukünftigen Rückflüsse ermittelt. Diese Wertminderung ist ein Einmaleffekt und fördert die stabile zukünftige Entwicklung.
Die Klimapolitik ist – angefangen von der #mission2030 der Bundesregierung über den „Green Deal“ der Präsidentin des Europäischen Rates bis hin zum Klimapaket 2030 in Deutschland – ein wesentlicher, wenn nicht sogar der zentrale Punkt in aktuellen politischen Diskussionen.
Stefan Stallinger: Um die vorgegebenen Ziele erfüllen zu können, müssen auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hierzu erwarten wir mit Spannung das „Erneuerbaren Ausbau Gesetz 2020“ sowie das neue Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz. Die Zeit drängt, wenn die Ziele erreicht werden sollen.
Wir leisten mit dem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele 2030. Die regionale Wasserkraft treiben wir mit den Projekten in Dürnau, Bad Goisern und an der Traunkette nachhaltig voran. Durch den steigenden Anteil von volatilen Stromquellen wie Photovoltaik und Windkraft ist es essenziell, auch in die Versorgungssicherheit zu investieren. Das bedeutet auch einen notwendigen Ausbau der Speicher und Leitungen im Stromnetz. Wir stehen als Konzern für Sicherheit und Stabilität, das gilt natürlich auch für die Zuverlässigkeit der Stromversorgung.
„Durch die Bündelung der Erzeugungseinheiten für Strom und Wärme inklusive der Wärmenetze schaffen wir nach innen wie nach außen eine schlagkräftige Gesellschaft.“ Stefan Stallinger“
Die Zinsen bewegen sich auf einem historisch niedrigen Niveau. Ist das die Voraussetzung, um Investitionen in die Infrastruktur und die nachhaltige Stromerzeugung durchzuführen?
Andreas Kolar: Natürlich schaffen das niedrige Zinsniveau und die hohe Verfügbarkeit von Kapital ein sehr gutes Marktumfeld für weitere Projekte. Entscheidendes Kriterium bei den Investitionen ist jedoch die erwartete Rendite. Hier wird sehr genau geprüft, ob Investitionen den Unternehmenswert auch tatsächlich erhöhen. Die Energie AG Oberösterreich verfügt auf jeden Fall über eine exzellente Kreditwürdigkeit. Der Erfolgskurs wurde durch das ausgezeichnete Rating „A“ mit stabilem Ausblick bestätigt. Seit 20 Jahren bewegen wir uns damit im Spitzenfeld der europäischen Energieversorger.
Neben der Energiewende sind Innovation und die Etablierung neuer Geschäftsmodelle die bedeutendsten Herausforderungen für die Energiewirtschaft. Wie stellen Sie die Innovationskraft hausintern sicher?
Werner Steinecker: Eine Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg ist es, Trends frühzeitig zu erkennen und möglichst schnell auch in der Praxis umzusetzen. Um das Tempo bei der Implementierung von neuen Geschäftsmodellen weiter zu erhöhen, haben wir mit der Konzern-Innovationsgesellschaft Wertstatt 8 ein entsprechendes Instrument geschaffen. Nach dem Prinzip „Build-Measure-Learn“ können intern erdachte Konzepte schnell realisiert werden. Aufeinander aufbauende Innovationen im Sinne einer stetigen und schrittweisen Verbesserung von bestehenden Produkten, Dienstleistungen, Prozessen oder Geschäftsmodellen sollen demgegenüber weiterhin in den bestehenden Geschäftsbereichen vorangetrieben werden.
Die seit 2017 vorliegende Digitalisierungsstrategie bildet die Grundlage für technologische und prozessuale Weiterentwicklungen. Welche Schwerpunkte wurden in diesem Jahr gesetzt?
Andreas Kolar: Im Fokus stand die Optimierung bestehender Geschäftsabläufe durch den Einsatz von Automatisierung (Robotics-Process-Automation „RPA“). Die Anwender profitieren von der automatischen Abarbeitung repetitiver Tätigkeiten und können sich anderen Aufgaben mit besserer Wertschöpfung widmen. Gleichzeitig wird durch RPA-Technologien die Fehleranfälligkeit reduziert und Arbeiten können 24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche, ausgeführt werden. Allein hinsichtlich Effizienzsteigerung hat sich die Automatisierung bereits gelohnt. Natürlich birgt die Spartenintegration des Vertriebs eine enorme Chance für die Harmonisierung der IT-Systemlandschaft. Daran arbeiten wir derzeit besonders intensiv.
Die regionale Leistungserbringung hat einen hohen Stellenwert für die Energie AG. Welchen Mehrwert bringt die Regionalität den Kunden?
Werner Steinecker: Als Energie AG Oberösterreich sind wir in Oberösterreich und den Regionen, in denen wir tätig sind, stark verankert. Wir betreuen nicht nur unsere Kunden, sondern schaffen und sichern Arbeitsplätze und nehmen gleichzeitig die Verantwortung für die Umwelt in unserem Land wahr. Daher ist der „Mehrwert Regionalität“ ein zentraler Bestandteil unseres Selbstverständnisses und unserer Arbeit. Während bei Lebensmitteln und anderen Produkten der Regionalitätsfaktor beim Kunden schon eine wichtige Rolle bei der Produktwahl spielt, ist das Bewusstsein der Bevölkerung auf dem Commodity-Markt in dieser Hinsicht noch nicht so stark ausgeprägt. Unser Ziel ist es, unsere Kunden auch hier in Sachen Regionalität zu sensibilisieren.
Aus starken, regional verwurzelten Akteuren setzen sich auch unsere Anteilseigner zusammen, denen wir für die Unterstützung der erfolgreichen Unternehmensentwicklung danken möchten – im Speziellen Landesrat Markus Achleitner, den wir in diesem Geschäftsjahr als Vorsitzenden des Aufsichtsrates begrüßen durften. Besonders bedanken wir uns außerdem bei unseren engagierten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ihr Wirken sichert den Unternehmenserfolg.
Die Kundenorientierung ist das Kernanliegen unseres Unternehmens. Deshalb danken wir unseren Kunden sowie Partnern für das entgegengebrachte Vertrauen! Mit der neuen Vertriebsaufstellung werden wir die Qualität der angebotenen Leistungen weiter erhöhen.