Risiko- und Chancenlage

Die energiepolitischen und regulatorischen Rahmenbedingungen sowie der hohe Wettbewerbsdruck stellen große Herausforderungen für die Energie AG dar. Neben den unternehmerischen Risiken auf der einen Seite bieten sich andererseits aber auch Chancen durch neue Märkte, Geschäftsmodelle und Technologien. Vor diesem Hintergrund hat das aktive Management von Risiken und Chancen eine hohe Bedeutung.

Ziel des konzernweiten Risikomanagements ist es, Risiken frühzeitig zu erfassen, zu bewerten und zu steuern sowie Chancen zu erkennen und zu nützen. Als etablierter Teil des Führungs- und Steuerungssystems fließen die Risikobewertungen in strategische und operative Entscheidungen mit ein und unterstützen das Management.

Die Risiken, Chancen und Maßnahmen werden von den verantwortlichen Geschäftsbereichen in einem vierteljährlichen, strukturierten Prozess identifiziert, bewertet und in einem zentralen Software-Tool erfasst. Die dezentralen Daten werden im Anschluss auf Konzernebene analysiert und zur Gesamtrisikoposition des Konzerns aggregiert. Das Reporting an den Konzernvorstand erfolgt quartalsweise und bei Bedarf ad hoc. Der Risikomanagement-Bericht ist integrierter Bestandteil der Aufsichtsratsberichterstattung und wird gemäß URÄG im Hinblick auf Wirksamkeit und Validität des Prozesses auch dem Prüfungsausschuss berichtet. Die ordnungsgemäße Dokumentation und Prüfbarkeit ist durch die Historisierung zu den Bewertungsstichtagen sichergestellt.

Risikoprofil und Entwicklungstendenzen

Risiken aus der operativen Geschäftstätigkeit

Die Wirtschaftlichkeit und Werthaltigkeit von Anlagen, Bezugsrechten und Beteiligungen des Energie AG-Konzerns ist wesentlich gekennzeichnet von Marktpreisrisiken (Strom-, Gas-, Biomasse- und Zertifikat-Preise, etc.). In der Energie AG Oberösterreich Trading GmbH ist das Know-how rund um das Management von Commodity-Preisrisiken gebündelt, dadurch werden die Nutzung konzerninterner Synergien und auf das Marktumfeld abgestimmte Risikostrategien ermöglicht.

Vor dem Hintergrund zunehmend volatiler Märkte wird die Stabilisierung des Stromnetzes zu einer immer größeren Herausforderung für die Übertragungsnetzbetreiber. Die Stromerzeugungskapazitäten der Energie AG aus eigenen thermischen Kraftwerken haben für die Bereitstellung von Netzreserve weiterhin eine hohe Bedeutung. Auch für das Geschäftsjahr 2017/2018 standen die GuD-Kraftwerke der Energie AG den Übertragungsnetzbetreibern zur Netzstützung zur Verfügung.

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf die Geschäftsentwicklung ist der Witterungsverlauf. Zum einen lässt die Wasserführung der Flüsse die Stromerzeugungsmenge aus Wasserkraft schwanken und zum anderen hat der Temperaturverlauf in der Heizperiode einen großen Einfluss auf den Absatz von Fernwärme, Erdgas und Strom. So wurde im Berichtszeitraum die Stromaufbringung durch eine unter dem langjährigen Mittel liegende Wasserführung leicht negativ beeinflusst und die raumwärmegetriebenen Absatzmengen sanken durch die überdurchschnittlich warmen Temperaturen im Winter 2017/2018.

Die Wettbewerbssituation auf dem Strom-Endkundenmarkt wirkt sich auf den Kundenbestand, die Absatzmengen und das Preisniveau aus. Besonders stark im Fokus des Wettbewerbs steht das Privatkundensegment, in welchem der Stromvertrieb der Energie AG entgegen der Branchenentwicklung bei seinen Kunden im Geschäftsjahr 2017/2018 einen leichten Umkehrtrend bei sinkenden Wechselraten verzeichnen konnte. Die in diesem Kundensegment ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Kundenbindung, Service- und Förderangebote sowie der Fokus auf Digitalisierung in der Produktentwicklung zeigten ihre positive Wirkung.

Im Segment Entsorgung setzt sich der Trend zur Entspannung der entsorgungswirtschaftlichen Rahmenbedingungen fort. Die positive Preisentwicklung auf dem Entsorgungsmarkt führt allerdings auch zu verstärktem Wettbewerb mit Vorbehandlungsanlagen und industriellen Mitverbrennern sowie zu verstärkten Rekommunalisierungsbestrebungen kommunaler Abfallwirtschaftsverbände. Diesen Entwicklungen wird durch fokussierte Marktaktivitäten und intensivierte Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor begegnet. Auch das strategisch verankerte Kostenmanagement wird konsequent fortgesetzt und die laufenden Optimierungsprojekte werden weiter umgesetzt.

Das Segment Wasser zeigt weiterhin eine stabile Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Laufende Optimierungsprogramme in sämtlichen Unternehmensbereichen sowie die Beteiligung an (Konzessions-) Ausschreibungen sind die wichtigsten Maßnahmen, um den Marktanteil zu sichern bzw. zu vergrößern.

Durch die stetig voranschreitende Digitalisierung gewinnen der Fiber To The Home (FTTH)-Ausbau und die Umrüstung auf Smart Meter weiter an Bedeutung. Durch den hohen Kundenanspruch und den Zuschlag von beträchtlichen Mitteln der Förderprogramme im Rahmen von Breitband Austria 2020 und Anschlussförderungen für KMUs und Pflichtschulen seitens des Landes Oberösterreich konnte die Dynamik des FTTH-Ausbaus deutlich erhöht werden.

Der im Branchenvergleich hohe Anteil an Smart Metern ermöglicht dem Netzbetreiber die Nutzung von verschiedenen Smart-Grid-Funktionen. Aus diesen Erweiterungen des Geschäftsmodells ergeben sich neue Chancen und Risiken, insbesondere auch aus informationstechnischen Schutzbestimmungen für Endkunden.

In den verschiedenen Geschäftsbereichen der Energie AG werden teils technologisch komplexe Anlagen eingesetzt. Es bestehen Anlagenrisiken durch technische Störungen oder andere Schadensereignisse (Naturkatastrophen, Sabotage, etc.), die die Verfügbarkeit der Anlagen beeinträchtigen können. Diesen Anlagenrisiken begegnet die Energie AG mit Wartungs- und Qualitätskontrollen sowie einer optimierten Instandhaltungsstrategie. Für dennoch auftretende Schäden unterhält die Energie AG ein entsprechendes Krisenmanagement, sowie in wirtschaftlich sinnvollem Umfang Versicherungen mit ökonomisch vertretbaren Selbstbehalten.

Die Geschäftsprozesse der Energie AG werden durch Informations- und Kommunikationssysteme unterstützt und sind von einer sicheren und verlässlichen Informationstechnologie abhängig. Den steigenden Informationssicherheits- und Cyberrisiken begegnet die Energie AG mit einem umfassenden Informationssicherheits-Management auf Konzernebene.

Politische, regulatorische und rechtliche Risiken

Die Energieversorgung ist ein langfristig angelegtes Geschäftsmodell und somit in besonderer Weise von den politischen, regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen abhängig. Es wird versucht, diesen Risiken durch einen intensiven und konstruktiven Dialog mit Behörden und Politik zu begegnen.

Die regulatorischen Rahmenbedingungen sind für das laufende Geschäftsjahr grundsätzlich als stabil einzuschätzen. Die Rahmenbedingungen der IV. Regulierungsperiode Strom (ab 01.01.2019) sind weitgehend geklärt. Trotz anhängiger Bescheidbeschwerden im Bereich Erdgas wird weiterhin von einem stabilen Regulierungssystem in Österreich ausgegangen.

Mit 25. Mai 2018 trat die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Kraft. Mittels genau definierter Arbeitspakete wurden alle relevanten Anforderungen der DSGVO im Energie AG-Konzern fristgerecht umgesetzt.

Risiken aus Beteiligungen

Beteiligungsrisiken sind in der Schwankung der Beteiligungserträge, bei Dividenden-/Gewinnausschüttungen und in der Veränderung der Werthaltigkeit von Beteiligungsansätzen zu sehen. Eine Risikooptimierung erfolgt im Wesentlichen durch laufendes Monitoring der bestehenden Beteiligungen.

Risiken aus Investitionsprojekten

Projekte in energieerzeugenden und -verteilenden Unternehmen sind mit hohen und langfristig angelegten Investitionen, einer hohen Komplexität und dem Zusammenwirken zahlreicher Inputfaktoren verbunden. Aus diesem Grund sind Abweichungen von der Projektplanung (auch verbunden mit zeitlichen Verzögerungen, Kosten- und Qualitätsabweichungen) nicht gänzlich auszuschließen. Ein wesentliches Entscheidungskriterium ist die erwartete Verzinsung des investierten Kapitals unter Berücksichtigung von Chancen und Risiken über die gesamte Projektlaufzeit. Die Realisierung von Projekten hängt von den Markterwartungen ab und davon, ob das (energie-)politische Umfeld ausreichend Investitionssicherheit bietet. Risikomanagement-Methoden werden in den gesamten Projektzyklus eingebunden um mögliche finanzielle Abweichungen rechtzeitig zu erkennen und Maßnahmen zur Gegensteuerung aufzubereiten.

Finanzrisiken

Die Steuerung und Überwachung der finanzwirtschaftlichen Risiken – des Zins-, Währungs- und Liquiditätsrisikos, sowie des Marktpreisrisikos aus Finanzanlagen – erfolgt auf zentraler Ebene durch das Konzern-Treasury der Energie AG Oberösterreich.

Das Zinsänderungsrisiko im Energie AG-Konzern kann aufgrund des unverändert hohen Fixzinsanteils von knapp 94 % an aushaftenden verzinslichen Finanzverbindlichkeiten als sehr gering eingestuft werden.

Das Währungsrisiko ist vorwiegend auf Beteiligungen in Tschechischer Krone beschränkt. Die Fremdwährungsrisiken im Konzern werden laufend überwacht und im Bedarfsfall entsprechende Absicherungsmaßnahmen zur Risikominimierung vorgenommen.

Das Liquiditätsrisiko wird auf Basis einer vorausschauenden Finanzmittelplanung gesteuert und überwacht. Infolge von ausreichenden Liquiditätsreserven sowie von offenen, teilweise kommittierten Kreditlinien kann die jederzeitige Zahlungsfähigkeit der Energie AG Oberösterreich und ihrer Konzerngesellschaften gewährleistet werden. Das Liquiditätsrisiko kann unverändert als äußerst gering eingestuft werden.

Das Schwankungsrisiko für die finanziellen Vermögenswerte (Wertpapiere, Fonds) des Energie AG-Konzerns wird durch eine konservative Anwendung der Veranlagungspolitik (Investment Policy) begrenzt. Durch ein konsequentes Monitoring und die laufende Quantifizierung der Kursrisiken werden die strategischen Liquiditätsreserven weiterhin risikooptimiert veranlagt.

Kontrahentenrisiken

Den Kontrahentenrisiken des Konzerns wird mit Bonitätsmonitoring, Kreditlimitsystemen, Absicherungsinstrumenten sowie einer gezielten Strategie der Diversifizierung der Geschäftspartner begegnet.

Rating

Die Energie AG hat im März 2018 erneut die sehr gute Bonitätsnote "A/outlook stable" von der Ratingagentur Standard & Poor’s bestätigt erhalten. Damit gehört die Energie AG weiterhin zu den Energieversorgern in Europa mit dem besten Rating und der höchsten Kreditwürdigkeit. Im Rahmen des jährlichen Planungsprozesses werden wesentliche Investitionsprojekte anhand von Rating-relevanten Kennzahlen kontinuierlich evaluiert, damit die langfristige Aufrechterhaltung der Zielbonität im Single-A Bereich gesichert bleibt.