Ausblick
Laut Prognosen der Wirtschaftsinstitute kann für das Geschäftsjahr 2024/2025 mit einer gemäßigten Konjunkturerholung gerechnet werden. Die Inflation wird in Österreich voraussichtlich weiter zurückgehen und sich im Kalenderjahr 2025 zwischen +2,2 % und +2,5 % einpendeln. Die Realeinkommen sollen steigen und die Konsumnachfrage belebt sich, sodass das BIP moderat wachsen soll. Für Österreich erwarten die heimischen Institute IHS und WIFO für das Kalenderjahr 2025 ein BIP-Wachstum zwischen +0,8 % und +1,0 %. Der IWF prognostiziert +1,1 % für das österreichische BIP-Wachstum. Im Euroraum wird ein höheres Wirtschaftswachstum als in Österreich in der Höhe von +1,2 % bis +1,4 % erwartet. Eine deutlich positivere Entwicklung des BIP von durchschnittlich +2,7 % soll für das Jahr 2025 gemäß Prognosen in Tschechien mit sich bringen.
Im kommenden Berichtszeitraum wird energiepolitisch der Fokus auf der Versorgungssicherheit sowie der Resilienz des Energiesystems und auf der Wettbewerbsfähigkeit liegen. In der von 11.11.2024 bis 22.11.2024 stattgefundenen Klimakonferenz „COP 29“ wurde das internationale Klimafinanzierungsziel auf USD 300,0 Mrd. angehoben, wohingegen bei der Emissionsminderung keine Entscheidungen getroffen wurden. Auf EU-Ebene ist mit einer Veröffentlichung des New Clean Industrial Deal, der auch zur Umsetzung des Green Deal dienen soll, im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/2025 zu rechnen. Da bereits EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich laufen, ist im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/2025 eine Beschlussfassung beispielsweise zum Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz bzw. zum Elektrizitätswirtschaftsgesetz und Erneuerbares-Gas-Gesetz zu erwarten. Im kommenden Geschäftsjahr wird durch ein neues Elektrizitätswirtschaftsgesetz sowie durch die innerstaatliche Umsetzung des im Sommer 2024 im Amtsblatt der EU kundgemachten „Gas- und Wasserstoffpakets“ eine wesentliche Weichenstellung in der Energiewirtschaft erwartet.
Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben für das kommende Geschäftsjahr herausfordernd. Wesentliche Volatilitätstreiber bleiben die weitere Entwicklung in den politischen Krisenregionen, insbesondere der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Konfliktherde im Nahen Osten, sowie die allgemeine Wirtschaftsentwicklung. Der teilweise russische Gaslieferstopp nach Österreich für den Winter 2024/2025 wird nach Expertenmeinung keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit haben. Mittelfristig kann mit Aufschlägen am österreichischen Gasmarkt gerechnet werden. Das Preisniveau wird aus aktueller Sicht deutlich über dem Niveau der Zeit vor den Verwerfungen auf dem Energiemarkt bleiben, da Liquefield Natural Gas (LNG) preisbestimmend ist, während bis 2021 günstigeres Pipeline-Gas den Markt dominierte. Bei der Entwicklung der Energiemärkte wird im Geschäftsjahr 2024/2025 von einer volatilen Seitwärtsbewegung ausgegangen. Stabilisierend auf die Energiemärkte wirken die Diversifizierung der europäischen Gasbeschaffung, der Ausbau von LNG-Infrastruktur, hohe europäische und österreichische Gasspeicherfüllstände sowie eine reduzierte Nachfrage nach Gas.
Mit Wirkung ab 01.10.2024 erhielten seit Mitte September 2024 Stromkund:innen der Vertrieb GmbH ein Angebot für einen Tarifwechsel, wodurch sich eine Einsparmöglichkeit der Kund:innen von bis zu 34,0 % gegenüber bisherigen Tarifen ergeben kann. Die Vertrieb GmbH erwarb mit Wirksamkeitsbeginn 01.10.2024 100 % der Geschäftsanteile an der Pöchhacker Innovation Consulting GmbH. Damit kann vor allem in der Förderberatung das Angebot für die Kund:innen erweitert werden.
Im Geschäftsbereich Erzeugung steht im kommenden Geschäftsjahr die Ausbauoffensive von Windkraft- und PV-Anlagen im Fokus. Im Gebiet Kobernaußerwald ist bis 2030 die Errichtung von neunzehn Windkraftanlagen mit einer Stromproduktion von rund 250 GWh geplant. Die Einreichung zum UVP-Genehmigungsverfahren findet im Geschäftsjahr 2024/2025 statt. Der Windpark Trautmannsdorf Nord wird um eine Anlage mit einer Leistung von 4,2 MW erweitert. Die Einreichung zur Genehmigung ist in der zweiten Geschäftsjahreshälfte 2024/2025 geplant. Zahlreiche PV-Projekte befinden sich aktuell in unterschiedlichen Phasen der Genehmigung und gehen im kommenden Geschäftsjahr sukzessive in die Errichtungsphase. Beim Bau des Pumpspeicherkraftwerks Ebensee werden im Geschäftsjahr 2024/2025 das Wasserschloss und der Druckschacht zur Kaverne im Fokus stehen. Ein weiteres Hauptaugenmerk wird auf der Integration volatiler, dezentraler Stromerzeugungsanlagen und flexibler Verbrauchsanlagen liegen. Um kurzfristig flexible Kapazität bereitstellen und somit den Anforderungen eines zunehmend dekarbonisierten Energiesystems gerecht werden zu können, widmet sich die Energie AG künftig verstärkt der Batteriespeichertechnologie. Darüber hinaus liegt der Schwerpunkt vermehrt auf innovativen Wasserstoffprojekten, wobei strategische Partnerschaften dazu beitragen werden, dass die Energie AG eine aktive Positionierung am Wasserstoffmarkt einnehmen kann.
Für das Segment Netz sind die regulatorischen Rahmenbedingungen für das Geschäftsjahr 2024/2025 weiterhin als positiv einzuschätzen. Das Regulierungssystem trägt den geänderten Rahmenbedingungen und den Herausforderungen im Zusammenhang mit der Energiewende Rechnung. Die Kapitalkosten werden künftig – zumindest in der fünften Regulierungsperiode Strom – im Voraus auf Basis von Planinvestitionen anerkannt. Im Gasbereich nimmt die Bedeutung von Wasserstoff stetig zu, wobei an der Schaffung von Rahmenbedingungen zur Umsetzbarkeit und Finanzierung eines H2-Startnetzes intensiv gearbeitet wird. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Anschluss von dezentralen Erzeugungsanlagen, der Dekarbonisierung der Industrie und der Zunahme der Elektromobilität mit den dafür notwendigen Ladepunkten sind groß. Dafür werden für die nächsten Jahre die Investitionsmittel im Schnitt jährlich auf rund EUR 200,0 Mio. erhöht. Ebenso werden die Personalressourcen und die ausreichende Verfügbarkeit von Material und Betriebsmitteln stets im Fokus bleiben.
Im Segment Entsorgung wird mit einer stabilen Mengenentwicklung der Gewerbe- und Industrieabfälle gerechnet. Bei den Wertstoffen Papier, Metalle und Altholz ist die weitere Entwicklung schwierig zu prognostizieren. Die Umwelt Service GmbH investiert im Geschäftsjahr 2024/2025 weiter in nachhaltige Projekte, wie beispielsweise die Installation von PV-Anlagen, die Anschaffung von LKWs mit elektrischem Antrieb und Elektro-Ladeinfrastruktur.
Die Umsetzung von Dekarbonisierungs- und Energieeffizienzprojekten in den Geschäftsbereichen Wärme- und Trinkwasserversorgung sowie Abwasserentsorgung wird im Segment Tschechien weiter vorangetrieben. Für die Städte und Gemeinden werden weiterhin Dienstleistungen aus dem gesamten Wasser- und Wärmespektrum angeboten. Im Geschäftsjahr 2024/2025 konzentrieren sich die Gesellschaften im Segment Tschechien auf neue Effizienzprojekte, um eine langfristige Bindung von Kund:innen zu sichern. Auch die Verlängerung wichtiger Betreiberverträge wird bei allen Wassergesellschaften eine zentrale Herausforderung im kommenden Geschäftsjahr darstellen.
Im Geschäftsfeld Telekom wird im nächsten Geschäftsjahr der Fokus auf der Intensivierung der Kundenbeziehungen zu Providern sowie auf der Errichtung von neuen Kooperationen mit IT-Systemhäusern für die Glasfaseranbindungen von deren Kund:innen liegen. Zudem wird die Beschaffung einer sogenannten OTN-Verbindung (optisches Transportnetz) mit dem Internetknoten Wien erfolgen, um im Fall eines großflächigen Stromausfalls einen sicheren Datenverkehr für 48 Stunden sicherstellen zu können.
Angesichts der geopolitisch angespannten Situation sowie zahlreicher energiewirtschaftlicher und -politischer Herausforderungen bleibt für die Energie AG die zuverlässige Versorgung ihrer Kund:innen sowie die Sicherstellung der finanziellen Stabilität des Konzerns auch im Geschäftsjahr 2024/2025 im Fokus. Darüber hinaus werden im kommenden Geschäftsjahr zahlreiche Maßnahmen und Projekte aus dem konzernweiten Strategie- und Organisationsprojekt „LOOP“ in die operative Umsetzung gebracht, um eine nachhaltige Energiezukunft richtungsweisend mitzugestalten und die digitale Transformation des Konzerns weiter voranzutreiben.
Vor dem Hintergrund der prognostizierten, moderaten konjunkturellen Entwicklung und marktwirtschaftlicher Unsicherheiten sowie einer zunehmend kompetitiven Marktsituation erwartet die Energie AG für das Geschäftsjahr 2024/2025 eine zwar im Vergleich zum Berichtszeitraum rückläufige, aber dennoch sehr gute Ergebnisentwicklung.
Linz, am 02. Dezember 2024
Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich
Dr. Leonhard Schitter MA
CEO
Dr. Andreas Kolar
CFO
Dipl.-Ing. Alexander Kirchner MBA
CTO