Geschäftsbericht 2023/2024 Berichtsarchiv

Segment Entsorgung

Segmentübersicht Entsorgung

 

 

Einheit

 

2023/2024

 

2022/2023

 

Entwicklung

Gesamtumsatz

 

Mio. EUR

 

298,0

 

274,7

 

8,5 %

EBIT

 

Mio. EUR

 

33,3

 

30,4

 

9,5 %

Investitionen in Sachanlagen und immaterielles Vermögen

 

Mio. EUR

 

29,6

 

23,0

 

28,7 %

Mitarbeiter:innen Durchschnitt

 

FTE

 

837

 

823

 

1,7 %

Gesamtmenge Abfälle umgeschlagen

 

1.000 t

 

1.533

 

1.529

 

0,3 %

Thermisch verwertete Abfallmenge

 

1.000 t

 

575

 

602

 

-4,5 %

Entsorgungswirtschaftliche Rahmenbedingungen

Mit dem EU-Kreislaufwirtschaftspaket sollen in der EU nachhaltige Produkte zur Norm werden und somit während ihres gesamten Lebenszyklus haltbarer, reparaturfähiger, wiederverwendbar und recyclingfähig werden. Mit der Abfallwirtschaftsgesetz-
(AWG-)Novelle-Kreislaufwirtschaftspaket auf nationaler Ebene sollen Abfallvermeidung, Recycling, Wiederverwendung und darüber hinaus, in Anlehnung an die Ökodesign-Vorgaben der EU, ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Produktdesign erreicht werden. Zielvorgaben wie etwa für das Recycling, die Quotenvorgaben für Mehr- und Einwegverpackungen, die Reduktion bestimmter Kunststoffprodukte sowie zu den Themenschwerpunkten Herstellerverantwortung, Verbrennungsverbot und Deponierungsbeschränkungen wurden formuliert und stellen die gesamte Branche vor großen Herausforderungen. Zudem trat am 18.07.2024 die AWG-Novelle-Digitalisierung in Kraft, welche weitere Effizienzsteigerungen in der Abfallwirtschaft forcieren wird, damit national definierte Nachhaltigkeitsziele schneller erreicht werden können. Die Novelle setzt bei Maßnahmen an, die zu einem höheren Digitalisierungsgrad in der Abfallwirtschaft führen sollen. Digitalisierte Anlagen-Genehmigungsverfahren, vollelektronische Begleitscheine bzw. eine zentrale Abwicklung des Einwegpfands sind Beispiele dafür.

Um die Dekarbonisierung der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, führen die AWG-Novellen unter anderem zu der Verpflichtung einer zeitlich gestaffelten Einführung von Mehrwegquoten im Lebensmittelhandel ab 01.01.2024. Zudem wird ab 01.01.2025 ein Einwegpfand in Höhe von ct 25 auf PET- und Aluminiumgebinde mit einem Volumen zwischen 0,1 Liter (L) und 3,0 L eingehoben, sodass durch die sortenreine Sammlung in Österreich der ab 01.01.2025 verpflichtende Kunststoff-Rezyklat-Anteil von mindestens 25,0 % in PET-Flaschen erreicht werden kann, ohne zusätzliche Rezyklate aus dem Ausland einführen zu müssen.

Die Novelle der Verpackungsverordnung (VVO) verpflichtet dazu, in Verkehr gebrachte gewerbliche Verpackungen grundsätzlich nur mehr über ein Sammel- und Verwertungssystem zurückzuführen. Die Energie AG Oberösterreich Umwelt Service GmbH (Umwelt Service GmbH) als Entsorgungsbetrieb ist somit nach der VVO bei einem Teil der Papier- und Kartonmengen im Wesentlichen nur mehr auf die Logistik- und Manipulationsleistungen, deren angemessene Abgeltung Teil einer breiten Diskussion in der gesamten Branche ist, beschränkt und darf diese Mengen nicht wie bisher selbst vermarkten.

Durch die im abgelaufenen Geschäftsjahr erfolgte Umstellung des LKW-Fuhrparks der Umwelt Service GmbH auf nachhaltigen HVO100-Treibstoff (100 % Hydrotreated Vegetable Oils), einen biogenen Treibstoff aus erneuerbaren Rohstoffen, wurde ein wesentlicher Schritt in Richtung Dekarbonisierung gesetzt. Somit kann der seit 01.01.2024 bestehenden Verpflichtung des AWG, Abfalltransporte über 10 Tonnen mit der Bahn oder ähnlichen klimafreundlichen Transportmitteln ab Streckendistanzen von über 200 Kilometer durchzuführen, auch mit eigenen Fahrzeugen nachgekommen werden, wobei die Kilometerschwelle bis 01.01.2026 auf 100 Kilometer sinken wird.

Im Geschäftsjahr 2023/2024 verbesserten sich bei den Wertstoffen Papier/Karton sowie Metalle die Rahmenbedingungen gegenüber dem Vorjahr. Bei den Metallen sorgten vor allem die durchschnittlich höheren Preise für diverse Stahlschrottsorten für ein besseres Ergebnis. Insbesondere ab Mai 2024 stiegen die Preise bei Altpapier/Karton im Vergleich zum Vorjahr deutlich.

Geschäftsverlauf im Segment Entsorgung

Der Umsatz im Segment Entsorgung belief sich im Geschäftsjahr 2023/2024 auf EUR 298,0 Mio. und stieg somit gegenüber dem Vorjahr (EUR 274,7 Mio.) um 8,5 %. Umsatzzuwächse ergaben sich vor allem durch höhere Strom- und Fernwärmeumsätze sowie bei den Wertstoffen Papier/Karton und Altmetalle. Auch bei den sonstigen Entsorgungsdienstleistungen konnten Umsatzsteigerungen im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden.

Das EBIT stieg gegenüber dem Vorjahr (EUR 30,4 Mio.) um EUR 2,9 Mio. auf EUR 33,3 Mio.. Für die Ergebnissteigerung waren in erster Linie die höheren Ergebnisbeiträge aus erzeugten Strommengen verantwortlich. Ebenso hatten die im Vergleich zum Vorjahr besseren Rahmenbedingungen bei den Wertstoffen Papier/Karton sowie Altmetalle, die in höheren Preisen resultierten, positive Ergebniseffekte. Negative Ergebnisauswirkungen, wie der Rückgang der Durchsatzmenge bei den thermischen Verbrennungsanlagen sowie höhere Personalkosten und andere gestiegene Aufwendungen, konnten dadurch kompensiert werden.

Thermisch verwertete Abfallmenge

in 1.000 t

Thermisch verwertete Abfallmenge (Balkendiagramm)

Auslastung der Verbrennungsanlagen

In den Verbrennungsanlagen in Wels und Lenzing wurde eine Durchsatzmenge der thermisch verwerteten Abfälle von rund 574.800 t erzielt. Dies entspricht einem Rückgang von 4,5 % im Vergleich zum Vorjahr, der in erster Linie auf ungeplante Stillstände in Lenzing zurückzuführen ist. In Lenzing fand die jährliche Revision im Zeitraum von 29.02.2024 bis 18.03.2024 statt. In der Verbrennungsanlage in Wels wurde die Revision der Linie 2 im Juni und Juli 2024 und jene der Linie 1 im September und Oktober 2024 durchgeführt.

Die Lieferung von Wärme in das Fernwärmenetz der eww ag, die hauptsächlich aus dem Abfall-Verbrennungsprozess stammt, konnte während des gesamten Geschäftsjahres unterbrechungsfrei gewährleistet werden. Ebenso wird Wärme aus Sonnenenergie und Biomasse eingespeist. Im Fall eines Anlagenstillstands der Abfallverbrennungsanlage übernimmt ein Ausfallreserve-System von Heißwasserkesseln die Wärmelieferung in das Netz. Diese wurden im Jänner 2024 während eines ungeplanten Anlagenstillstands sowie während der Revision der Verbrennungsanlage im Juni und Juli 2024 aktiviert, um die benötigte Wärme vollständig liefern zu können.

Aus der Abfallverbrennungsanlage Wels wurden im Berichtszeitraum 285 GWh Wärme (Vorjahr: 283 GWh) in das Fernwärmenetz und an einen weiteren Großkunden abgegeben. Die Stromaufbringung belief sich auf 181 GWh (Vorjahr: 184 GWh).

Gesamtmenge Abfälle umgeschlagen

in 1.000 t

Gesamtmenge Abfälle umgeschlagen (Balkendiagramm)

Die Behandlungsanlagen für gefährliche Abfälle in Steyr waren im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut sehr gut ausgelastet. Hinsichtlich der Instandhaltung lag der Fokus in erster Linie auf der Sanierung der CPO-Anlage (chemisch-physikalische Behandlungsanlage für organische Abfälle). Daneben wurden die Brandmelde- bzw. -löschanlagen erweitert.

Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022/2023 stiegen im Berichtszeitraum die im Segment Entsorgung umgeschlagenen Mengen mit in Summe rund 1.533.000 t leicht um 0,3 % (Vorjahr: 1.529.000 t). Während in Österreich die Mengen vor allem bei den gefährlichen Abfällen, den Sammelsystemen und den Bauabfällen stiegen, gab es in Südtirol insgesamt einen Mengenrückgang zu verzeichnen.

Im Berichtszeitraum wurden an den Vertriebsstandorten diverse Investitionsprojekte umgesetzt. Unter anderem wurde am Standort Hörsching im Zuge der Standortadaptierung der Neubau eines Bürogebäudes fertiggestellt. Am Standort Wels und Mühldorf wurden Grundstücke zur Standortsicherung erworben.

Neben der erwähnten Umstellung des LKW-Fuhrparks auf den nachhaltigen Treibstoff HVO100 hat sich die Umwelt Service GmbH im Zuge des konzernweiten Strategieprojekts „LOOP“ an der Ausschreibung mehrerer Förderungen für emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (ENIN) beteiligt und den Förderzuschlag für die Anschaffung von mehreren Elektro-LKWs sowie der zugehörigen Elektro-Ladeinfrastruktur an den Standorten Redlham und Hörsching erhalten. Die E-LKWs für den Standort Redlham wurden in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2023/2024 geliefert und in Betrieb genommen. Ebenso wurde die benötigte Elektro-Ladeinfrastruktur in Betrieb genommen. Für den Standort Hörsching sind die Lieferungen der Elektro-LKWs sowie die Installation der dazugehörigen Elektro-Ladeinfrastruktur im Geschäftsjahr 2024/2025 vorgesehen. Darüber hinaus wurden an den Standorten Timelkam und Redlham PV-Anlagen errichtet und in Betrieb genommen.

Die im Jahr 2021 eingeleiteten, österreichweiten Ermittlungen der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in der Abfallwirtschaftsbranche dauern weiter an. Die Umwelt Service GmbH wirkt an der Aufklärung aktiv mit.

Am Standort Neumarkt waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgrund der konjunkturschwachen Bauwirtschaft und in Folge der geringeren Nachfrage nach Ersatzbrennstoffen (EBS) schwierig. Der rückläufige Papier-Absatz konnte durch gewonnene Neukund:innen für Papier-Rejekte annähernd kompensiert werden. Während bei der Entsorgung der Gewerbe- und Industrieabfälle im Vorjahresvergleich niedrigere Preise erzielt wurden, lief die Glassortierung stabil.

Die WDL-Wasserdienstleistungs GmbH (WDL GmbH) fand im Berichtszeitraum weitgehend stabile Rahmenbedingungen in der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung in Österreich vor. Die Schwerpunktthemen der WDL GmbH waren die Aufrechterhaltung der sicheren Versorgung mit Trinkwasser bzw. die Weiterentwicklung der angebotenen Dienstleistungen. Die Trinkwasserliefermengen konnten leicht gesteigert werden.