Die Energie AG ist auf dem tschechischen Wasser- und Abwassermarkt mit zwei unterschiedlichen Betriebsmodellen tätig. Im Rahmen des Betreibermodells ist die öffentliche Hand (Städte, Gemeinden, Verbände) Eigentümerin der Infrastruktur, die den Betrieb im Rahmen von langfristigen Verträgen (Konzessionen, Pacht-, Mietverträge) vergibt. Im Asset-Owner-Modell ist die Energie AG sowohl Infrastruktureigentümerin als auch Betreiberin.
Im Geschäftsbereich Wärme versorgt die Energie AG in Tschechien Haushalte, Gewerbe und Industrie mit Fernwärme und Warmwasser. Dabei werden zur Versorgung beispielsweise Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und Biomasseheizwerke sowie industrielle Abwärme eingesetzt.
Die tschechischen Aktivitäten sind nachfolgend mit ausgewählten Kennzahlen grafisch dargestellt.
Das Segment Tschechien versorgte im Geschäftsjahr 2021/2022 knapp 1 Mio. Menschen mit ca. 49,2 Mio. m3 Trinkwasser (Vorjahr: ca. 48,2 Mio. m3) und übernimmt für über 700.000 Menschen mit ca. 45,2 Mio. m3 Abwasser die Abwasserentsorgung (Vorjahr: ca. 45,1 Mio. m3). Da die Verantwortung für die Erneuerung der Netze – mit Ausnahme einer Beteiligung (VaK Beroun, a.s.) – bei den Eigentümern, also den Kommunen, liegt, fokussieren sich die Maßnahmen der Energie AG auf die Leckortung und -reparatur. In den vergangenen Jahren wurde umfassend in moderne Hard- und Software zur hydraulischen Netzmodellierung, in die Ausweitung der Messzonen, das Equipment und in die Ausbildung der Mitarbeiter:innen investiert.
Im Hinblick auf die Turbulenzen auf dem europäischen Energiemarkt wurden im Geschäftsjahr 2021/2022 entsprechende Maßnahmen, wie z.B. eine Aufteilung des Beschaffungsrisikos auf mehrere Lieferanten und auch ein verschärftes Monitoring der Energiepreisentwicklungen, getroffen. Die Trinkwasserver- bzw. die Abwasserentsorgung der Kund:innen als auch die Wärmelieferungen an Haushalte, Gewerbe und Industrie konnte in Tschechien trotz des russisch-ukrainischen Krieges im Geschäftsjahr 2021/2022 uneingeschränkt sichergestellt werden.
Das Benchmarking nach der international gängigen „Unit Water Leakage“-Methode zeigt in 69 Versorgungsgebieten (Vorjahr: 52) mit jeweils mehr als 5.000 Einwohner:innen ein positives Gesamtbild. Im Geschäftsjahr 2019/2020 waren 92 % der Netze in einem guten, 6 % in einem durchschnittlichen und 2 % in schlechtem Zustand. Im Geschäftsjahr 2020/2021 haben sich diese Werte auf 88 % in gutem, 9 % in durchschnittlichem und 3 % (dies entspricht zwei Gemeinden) in schlechtem Zustand verändert.
Das Geschäftsfeld „Wärme“ im Segment Tschechien versorgt über 80.000 Einwohner:innen mit Fernwärme (Vorjahr: 50.000) und erbringt Installationsdienstleistungen für Kommunen und Haushaltskund:innen mit Fokus auf Energieeffizienz und CO2-Reduktion. Die laufenden Investitionen in Erzeugungsanlagen und Wärmeverteilungsnetze bringen eine bessere Versorgungssicherheit und Energieeffizienz. Der Energie AG-Konzern betreibt in Tschechien Kesselhäuser mit einer installierten thermischen Leistung zwischen 50 kW und 20 MW, bei denen regelmäßig Maßnahmen zur Wirkungsgradsteigerung und Verbesserung der CO2-Bilanz durchgeführt werden.
Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäftsmodell
Bei den Auswirkungen des Klimawandels im Betriebsgebiet des Segments Tschechien sind sowohl regionale Spezifika als auch die Geschäftsfelder Wasser/Abwasser und Wärme zu unterscheiden. Bei der Trinkwasserlieferung ist regional und im Jahresverlauf mit quantitativen Ressourcenproblemen zu rechnen. Im Falle langer Trockenperioden werden Spitzenabdeckungen durch zusätzliche Speicher notwendig sein. Bei Abwasser ist zunehmend mit lokalen bis regionalen Starkregenereignissen zu rechnen, die Kanalsysteme und Kläranlagen überlasten können.
Das Betreibermodell ist von den beschriebenen Szenarien wenig betroffen, da die Kommunen als Eigentümer das Anpassungsrisiko der Infrastruktur tragen. Chancen ergeben sich aus dem zusätzlichen Finanzbedarf der Kommunen und damit verbundenen Public-Private-Partnership-(PPP-)Möglichkeiten. In den wenigen Fällen, wo Energie AG-Gesellschaften Infrastruktureigentümer sind, ist mit zusätzlichen Investitionen zur Erschließung neuer Ressourcen, zur Abdeckung des Spitzenbedarfs bzw. zur Adaptierung des Niederschlags-/Abflussmanagements zu rechnen.
Im Geschäftsfeld Wärme ist durch die milderen Kälteperioden mit dem Rückgang des Wärmeabsatzes zu rechnen. Förderungen im Rahmen der EU-Klimainitiativen können den Trend zu neuen, alternativen und dezentralen Möglichkeiten der Wärmeversorgung verstärken. Gleichzeitig bieten diese neuen Entwicklungen und der steigende Bedarf an Kälteversorgung die Chance auf Erschließung zusätzlicher Geschäftsmodelle.
Weiterführende Informationen zu leistungswirtschaftlichen Daten und Kennzahlen sowie Benchmarking und Umweltthemen sind auf www.energieag-bohemia.at und www.energieag.cz sowie im Konzernlagebericht, Segment Tschechien zu finden.