35. Chancen- und Risikomanagement

35.1. Risikomanagement-Prozess

Vor dem Hintergrund der aktuellen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den damit verbundenen volatilen Preisentwicklungen bestehen für die Branche und die Energie AG zahlreiche Unsicherheiten.

Das Risikomanagementsystem der Energie AG dient dazu Chancen und Risiken, die sich daraus ergeben, frühzeitig zu identifizieren, Risiken mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen und Chancen zu realisieren. Die Risikobewertungen fließen als etablierter Teil des Führungs- und Steuerungssystems in strategische und operative Entscheidungen ein und unterstützen das Management.

Das Risikomanagement der Energie AG orientiert sich an dem etablierten COSO-II-Rahmenwerk als Standard für unternehmensweites Risikomanagement. Von den verantwortlichen Geschäftsbereichen werden in einem vierteljährlichen, strukturieren Prozess die Risiken/Chancen und Maßnahmen identifiziert, bewertet und in einem zentralen Managementsystem erfasst. Im Anschluss werden die dezentralen Daten auf Konzernebene analysiert und zur Gesamt-Risikoposition des Konzerns aggregiert.

Quartalsweise erfolgt das Reporting an den Konzernvorstand und bei Bedarf ad hoc. Der Risikomanagement-Bericht ist integrierter Bestandteil der Aufsichtsrats-Berichterstattung und wird gemäß URÄG im Hinblick auf Wirksamkeit und Validität der Prozesse auch dem Prüfungsausschuss berichtet. Die ordnungsgemäße Dokumentation und Prüfbarkeit ist durch das zentrale Managementsystem sichergestellt.

35.2. Wesentliche Chancen (+) | Risiken (−) 1) und Maßnahmen

STRATEGISCHE CHANCEN | RISIKEN

+|− Strategische Chancen | Risiken durch

  • Änderungen der klimatischen Rahmenbedingungen
    • Extrem-Ereignisse und deren Folgen (Hitze-|Trockenperioden, Überschwemmungen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Lawinen)
    • langfristige Veränderungen klimatischer und ökologischer Bedingungen (Niederschlagshäufigkeit /-mengen, Anstieg der Durchschnittstemperaturen)
  • Veränderungen der energiepolitischen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen
  • Änderungen in den technologischen Entwicklungen, im Marktumfeld, in den Kundenbedürfnissen …

Maßnahmen:

  • kontinuierliche intensive Beobachtung von energiepolitischen-|wirtschaftlichen Entwicklungen, Märkten, Wettbewerbern, Kunden, Klima und Technologien
  • Teilnahme an Forschungsprojekten, …
  • frühzeitiges und intensives Monitoring von strategischen Chancen | Risiken

WERTHALTIGKEITS-CHANCEN | RISIKEN

  • Zu- und Abschreibungen bei Anlagen, Bezugsrechten, Beteiligungen
  • Wertberichtigung von Forderungen
  • Bildung von Drohverlustrückstellungen

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring, Sensitivitätsanalysen
  • langfristige Verträge
  • Kontrahenten-Risikomanagement

PROJEKT-CHANCEN | RISIKEN

  • hohe, langfristige Investitionskosten, Projekte mit hoher Komplexität
  • Unter- und Überschreitungen von den geplanten Werten betreffend Zeitplan, Projekt-Kosten und -Qualität
  • (energie-)politische Unsicherheit

Maßnahmen:

  • Projektmanagement
  • Risikomanagement-Methoden im gesamten Projektzyklus
  • optimierte Vertragsgestaltung

NACHHALTIGKEITS-CHANCEN | RISIKEN

Mittelfristig – in unserem 5-Jahres Planungshorizont – gehen wir davon aus, dass klimabezogene Chancen | Risiken innerhalb der statistischen Bandbreite der vergangenen Jahre bleiben, diese werden auch so in unseren Szenarien (Chancen | Risiken) berücksichtigt.

Mögliche darüberhinausgehende langfristige klimabedingte Risiken und Chancen werden in der strategischen Entscheidungsfindung berücksichtigt.

Chancen | Risiken die durch die Geschäftstätigkeit der Energie AG auf die Nachhaltigkeitsbelange entstehen können, siehe Nachhaltigkeits-Chancen und -Risiken

MARKT- UND WETTBEWERBSRISIKEN

+|− Marktpreisänderungen

(Strom-, Gas- Biomasse- und Zertifikat-Preise)

Maßnahmen:

  • gebündeltes Management der Commodity Preisrisiken durch die Energie AG Oberösterreich Trading GmbH
  • auf das Marktumfeld abgestimmte Risikostrategien
  • Nutzung konzerninterner Synergien

+|− Stromerzeugungsmenge aus Wasserkraft

beeinflusst durch die Wetter-/Klima-Entwicklung

Maßnahmen:

  • Optimierte Bewirtschaftung des Erzeugungsportfolios

+|− Stromproduktion aus thermischen Kraftwerken

Maßnahmen:

  • gebündeltes Management der Commodity Preisrisiken durch die Energie AG Trading
  • langfristige Verträge
  • Nutzung konzerninterner Synergien
  • auf das Marktumfeld abgestimmte Risikostrategien

+|− Absatzmengen von Strom, Gas, Wärme und Telekommunikations-dienstleistungen

beeinflusst durch Wetter-/Klima-Entwicklung, Wettbewerb, Konjunktur, Politik, …

Maßnahmen:

  • Bündelung der Vertriebe
  • Preisgarantie
  • Service- und Förderangebote
  • Fokus auf Digitalisierung
  • Positionierung als Energiedienstleister

+|− Marktpreis- und Mengen-Änderungen in der Entsorgung

Wertstoffe, Gewerbemüll, Hausmüll, Anlieferpreise Thermik, …

  • verstärkter Wettbewerb mit Vorbehandlungsanlagen und industriellen Mitverbrennern
  • verstärkte Rekommunalisierungsbestrebungen kommunaler Abfallwirtschaftsverbände

Maßnahmen:

  • langfristige Lieferverträge mit festgelegten Mengen und Preisen
  • fokussierte Marktaktivitäten
  • intensivierte Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor
  • Weiterentwicklung von Digitalisierungsprojekten

+|− Vertragsverluste|-gewinne sowie Vertragsveränderungen im Wasser-|Abwasserbereich

Maßnahmen:

  • Synergieprojekte
  • laufende Beteiligung an (Konzessions-) Ausschreibungen

CHANCEN | RISIKEN AUS DER OPERATIVEN GESCHÄFTSTÄTIGKEIT

− Anlagenrisiken

Beeinträchtigung der Verfügbarkeit von Anlagen durch

  • technische Störungen, Sabotage, …
  • Naturkatastrophen wie Stürme, Hochwasser, …

Maßnahmen:

  • Wartungs- und Qualitätskontrollen
  • optimierte Instandhaltungsstrategie
  • bauliche (Hochwasser)-Schutzmaßnahmen
  • Strategieprogramme „Verkabelung von störungsanfälligen Mittelspannungsleitungen“, „Niederspannungsverkabelung“, konsequente Erweiterung der Netz-Automatisierung
  • Krisen- und Notfallmanagement
  • Versicherungen

+|− physische Wetterrisiken

wie Hitze-|Trockenperioden, Überschwemmungen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Lawinen und deren Auswirkungen auf Dritte

Maßnahmen:

  • bauliche (Hochwasser)-Schutzmaßnahmen
  • Strategieprogramme „Verkabelung von störungsanfälligen Mittelspannungsleitungen“, „Niederspannungsverkabelung“, konsequente Erweiterung der Netz-Automatisierung
  • Krisen- und Notfallmanagement
  • Versicherungen

− Risiken aus Informationssicherheit, Cyber Security und Datenschutz

Maßnahmen:

  • optimierte Versicherungsstrategie
  • umfassende technische Maßnahmen
  • Managementsystemen für Informationssicherheit und Datenschutz

− Personalrisiken

  • Sicherheits- und Gesundheitsrisiken für eigene Mitarbeiter und Leasing-Mitarbeiter
  • Verlust von Kompetenz und Know-how

Maßnahmen:

  • Sicherheitsschulungen für Beschäftigte
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement energy@work
  • Lehrlings-|Traineeausbildung
  • Konzernrichtlinien „Personalführungsmodell“, „Management by Objectives“, „Führungskräfte-Akademie“

POLITISCHE, REGULATORISCHE UND RECHTLICHE CHANCEN | RISIKEN

+|− Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen

für Strom- und Gasnetz

Maßnahmen:

  • intensiver und konstruktiver Dialog mit der Regulierungsbehörde
  • Zusammenarbeit in Interessensvertretungen

+|− rechtliche Risiken

aus offenen Rechtsstreitigkeiten

Maßnahmen:

  • juristische Unterstützung
  • bilanzielle Rückstellungen
  • außergerichtliche Vergleiche

+|− politische und rechtliche Rahmenbedingungen

  • klimapolitische EU-Vorgaben bzw. deren Umsetzung in Österreich
  • rechtlichen Rahmen-Bedingungen für die Projektentwicklung und -umsetzung
  • Änderungen des Förderregimes

Maßnahmen:

  • intensiver und konstruktiver Dialog mit Behörden und Politik
  • Zusammenarbeit in Interessensvertretungen

COMPLIANCE-RISIKEN UND DATENSCHUTZVERLETZUNGEN

− Compliance-Risiken

  • Kartell- und Korruptionsrisiken
  • Finanzmarkt-Compliance

Maßnahmen:

  • Konzernrichtlinien „Compliance Management System“, „Antikorruption“, „Umgang mit Insider-Informationen“, „IKT-Informationssicherheits-management“
  • Präsenzschulungen und E-Learnings

− Datenschutzverletzungen

  • unbeabsichtigte oder unrechtmäßige Datenvernichtung, -verlust, -veränderung oder -offenlegung
  • Hackerangriff

Maßnahmen:

  • Konzernrichtlinien „Datenschutz-Managementsystem“ und „Datenschutz-Compliance-Policy“
  • Präsenzschulungen und E-Learnings

FINANZRISIKEN

+|− Zinssatz-Änderungen

Maßnahmen:

  • Langfristige Fixzinsvereinbarungen

+|− Fremdwährungsrisiko

vorwiegend aus den Transaktions- und Translationsrisiken der tschechischen Konzerngesellschaften

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring
  • im Bedarfsfall Währungsabsicherungen

+|− Preisänderungen bei Finanzanlagen (Wertpapiere, Fonds)

resultierend aus Marktwertschwankungen an den Kapitalmärkten

Maßnahmen:

  • konservative Veranlagungspolitik (Investment Policy)
  • konsequentes Monitoring
  • laufende Quantifizierung der Kursrisiken

+|− Rating-Veränderung

bedeutet geringere|höhere Refinanzierungskosten

Maßnahmen:

  • das Management der Energie AG strebt unverändert die langfristige Aufrechterhaltung der Single-A-Bonität an
  • Sicherstellung der Einhaltung der dafür notwendigen Finanzkennzahlen

+|− Chancen | Risiken aus Beteiligungen

  • Schwankungen der Beteiligungserträge
  • Schwankungen bei Dividenden-|Gewinnausschüttungen

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring
  • Vertretung in den Gremien der Beteiligungen

+|− Änderungen des Diskontierungszinses für Rückstellungen

der Barwert von Rückstellungen sinkt bei einem höheren Diskontierungszinssatz und steigt bei einem geringeren Diskontierungszinssatz

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring

− Kontrahenten-Risiken

vollständiger bzw. teilweiser Ausfall von Kontrahenten

Maßnahmen:

  • laufendes Monitoring
  • Kredit-Limitsysteme
  • Absicherungsinstrumente
  • gezielte Strategie der Diversifizierung der Geschäftspartner

− Liquiditätsrisiko

Maßnahmen:

  • zentrale, vorausschauende Liquiditätsplanung
  • ausreichende Liquiditätsreserven
  • offene, teilweise kommittierte Kreditlinien

1) 1) Risiko|Chancen-Definition:
- ein Risiko ist die Möglichkeit, dass ein Ereignis eintritt, das sich negativ auf die Zielgröße (EBT, EBIT, cashflow) auswirkt
- eine Chance ist die Möglichkeit, dass ein Ereignis eintritt, das sich positiv auf die Zielgröße (EBT, EBIT, cashflow) auswirkt
Für weiterführende Informationen bzgl. Risiken | Chancen die Aktivitäten der Energie AG auf die Belange gemäß Nachhaltigkeits- und Diversitätsgesetz (NaDiVeG) haben können siehe Nachhaltigkeitschancen- und Risikomanagement

Themenfilter

Ergebnisse für

    • Keine Filter ausgewählt
    • Keine Ergebnisse