Das Segment Tschechien versorgt knapp 1 Mio. Menschen mit ca. 48,2 Mio. m3 Trinkwasser (Vorjahr: ca. 47,5 Mio. m3 Trinkwasser) und übernimmt für etwa 700.000 Menschen mit ca. 45,1 Mio. m3 Abwasser die Abwasserentsorgung (Vorjahr: ca. 44,3 Mio. m3 Abwasser). Da die Verantwortung für die Erneuerung der Netze – mit Ausnahme einer Beteiligung (VaK Beroun, a.s.) – bei den Infrastruktureigentümern, also den Kommunen, liegt, fokussieren sich die Maßnahmen der Energie AG auf die Leckortung und -beseitigung. Das laufende Monitoring, Reporting und Benchmarking erlaubt eine tiefgehende Analyse der komplexen Entwicklungen in den Leitungsnetzen. In den vergangenen Jahren wurde umfassend in moderne Hard- und Software zur hydraulischen Netzmodellierung, in die Ausweitung der Messzonen, das Equipment und in die Ausbildung der Mitarbeiter investiert.
Das Benchmarking nach der international gängigen „Unit Water Leakage“-Methode zeigt in 52 Versorgungsgebieten mit jeweils mehr als 5.000 Einwohnern ein positives Gesamtbild. Im Geschäftsjahr 2018/2019 waren 94 % der Netze in einem guten, 6 % in einem durchschnittlichen und 0 % in schlechtem Zustand. Im Geschäftsjahr 2019/2020 haben sich diese Werte auf 92 % in gutem, 6 % in durchschnittlichem und 2 % (dies entspricht einer Gemeinde) in schlechtem Zustand verändert.
Das Geschäftsfeld „Wärme“ im Segment Tschechien versorgt über 50.000 Einwohner mit Fernwärme und erbringt Installationsdienstleistungen für Kommunen und Haushaltskunden mit Fokus auf Energieeffizienz und CO2-Reduktion. Die laufenden Investitionen in Erzeugungsanlagen und Wärmeverteilungsnetze bringen eine bessere Versorgungssicherheit und Energieeffizienz. Der Energie AG-Konzern betreibt in Tschechien Kesselhäuser mit einer installierten thermischen Leistung zwischen 50 kW und 20 MW, bei welchen regelmäßig Maßnahmen zur Wirkungsgradsteigerung und zur Verbesserung der CO2-Bilanz durchgeführt werden.
Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäftsmodell
Bei den Auswirkungen des Klimawandels im Betriebsgebiet des Segments Tschechien sind sowohl regionale Spezifika als auch die Geschäftsfelder Wasser/Abwasser und Wärme zu unterscheiden. Bei der Trinkwasserlieferung ist regional und im Jahresverlauf mit quantitativen Ressourcenproblemen zu rechnen. Großräumige Verteilsysteme werden weniger betroffen sein. Im Falle langer Trockenperioden werden Spitzenabdeckungen durch zusätzliche Speicher notwendig sein. Bei Abwasser ist zunehmend mit lokalen bis regionalen Starkregenereignissen zu rechnen, die Kanalsysteme und Kläranlagen überlasten können.
Das Betreibermodell als in Tschechien überwiegendes Geschäftsmodell ist von den beschriebenen Szenarien wenig betroffen, da das Infrastruktureigentum bei den Kommunen liegt und diese damit das Anpassungsrisiko der Infrastruktur tragen. Chancen ergeben sich aus dem zusätzlichen Finanzbedarf der Kommunen und damit verbundenen Public-Private-Partnership-(PPP)-Möglichkeiten. In den wenigen Fällen, wo Energie AG-Gesellschaften Infrastruktureigentümer sind, ist mit zusätzlichen Investitionen zur Erschließung neuer Ressourcen, zur Abdeckung des Spitzenbedarfs bzw. zur Adaptierung des Niederschlags-/Abflussmanagements zu rechnen.
Im Geschäftsfeld Wärme ist durch die milderen Kälteperioden mit dem Rückgang des Wärmeabsatzes zu rechnen. Förderungen im Rahmen der EU-Klimainitiativen können den Trend zu neuen, alternativen und dezentralen Möglichkeiten der Wärmeversorgung verstärken und so mit zentralen Wärmenetzen konkurrieren. Gleichzeitig bieten diese neuen Entwicklungen und der steigende Bedarf an Kälteversorgung die Chance auf Erschließung zusätzlicher Geschäftsmodelle.
Weiterführende Informationen zu leistungswirtschaftlichen Daten und Kennzahlen sowie Benchmarking und Umweltthemen sind auf www.energieag-bohemia.at und www.energieag.cz sowie im Konzernlagebericht, Segment Tschechien zu finden.