Ausblick

Kurz nach Ende des Berichtszeitraums wurden am 03.10.2021 seitens der österreichischen Bundesregierung die Eckpunkte der ökosozialen Steuerreform vorgestellt, die ab dem Jahr 2022 schrittweise in Kraft treten soll. Neben Steuerentlastungen wird damit eine Ökologisierung des Steuersystems in Form von CO2-Bepreisungen für Energieanwendungen bei Gebäuden und Verkehr sowie Unternehmen außerhalb des Emissionshandels ab Mitte 2022 einhergehen, was zu Verteuerungen beispielsweise der eigenen Logistik und auch des Gaspreises führen wird.

Vor dem Hintergrund der weiterhin anhaltenden COVID-19-Pandemie und Unabwägbarkeiten wie beispielsweise Lieferkettenproblemen sind Prognosen zur konjunkturellen Entwicklung für das Geschäftsjahr 2021/2022 derzeit nur begrenzt belastbar. Experten erwarten jedoch für den Euroraum eine weiterhin dynamische konjunkturelle Entwicklung bei gleichzeitig deutlich höheren Inflationsraten als in der Vergangenheit.

Zu Ende des Geschäftsjahres 2020/2021 zeigten die Preise auf den internationalen Energiemärkten massive Anstiege mit beinahe täglich überbotenen Rekordmarken. Nachdem die Notierungen Anfang Oktober ihre bisherigen Höchststände erreichten, folgte eine noch immer andauernde Phase mit hohen Volatilitäten und sprunghaften Preisänderungen. Für das Winterhalbjahr ist mit einer weiterhin sehr volatilen Seitwärtsbewegung der Großhandelspreise zu rechnen. In der Folge kann parallel mit einer Angebotserweiterung oder Nachfragereduktion bei Gas und Kohle eine Entspannung der Situation erwartet werden. Von einer Rückkehr zu günstigen Energiepreisen wie unmittelbar nach Beginn der COVID-19-Pandemie ist nicht auszugehen. Die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten stellt eine wesentliche Grundlage für die Preisbildung im Strom- und Gasbereich dar. Bei langfristig anhaltendem hohen Niveau steigt für die Energie AG das Risiko auf der Beschaffungsseite.

Neben der anspruchsvollen Situation auf den Beschaffungsmärkten werden im Geschäftsjahr 2021/2022 auch die energiepolitischen Rahmenbedingungen – insbesondere die ambitionierten Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien bzw. bei der CO2-Reduktion – eine große Herausforderung für die Energie AG darstellen.

Die Vertrieb GmbH beabsichtigt, für bestehende Privat- und Gewerbekunden die Preise für Strom- und Gas-Standardprodukte (ausgenommen Privat-/Gewerbestrom Float) sowie für Glasfaser-Internet bis zumindest 01.01.2023 konstant zu halten. Aufgrund der eklatant gestiegenen Beschaffungskosten mussten die Preise für Neukunden im Bereich Strom und Gas per 16.11.2021 an das Marktniveau angepasst werden.

Das Projekt Pumpspeicherkraftwerk Ebensee wird im kommenden Geschäftsjahr intensiv vorangetrieben werden. Im Fokus des laufenden Vorprojekts wird die Detail- und Ausschreibungsplanung stehen. Die thermischen Stromerzeugungskapazitäten der Energie AG haben für die Bereitstellung als Netzreserve weiterhin hohe Bedeutung. Auch für das Geschäftsjahr 2021/2022 steht das GuD-Kraftwerk Timelkam dem Übertragungsnetzbetreiber zur Engpassvorhaltung zur Verfügung.

Im Zuge des umfangreichen Strategieprojekts mit der eww ag wird die Wärmeversorgung für Haushalte sowie Unternehmen im Raum Wels ab dem Jahr 2021 deutlich erweitert und verdichtet. Darüber hinaus werden in den Jahren 2021 und 2022 eine zweite große Transportleitung im Norden der Stadt gebaut und zur Absicherung der Fernwärmeversorgung zwei hochmoderne Heißwasserkessel errichtet. Die Wärmeauskopplung der Welser Abfallverwertung wird dadurch signifikant steigen. Die Umwelt Service GmbH wird ab 2022 die Wärmelieferung an die eww ag übernehmen.

Darüber hinaus übernimmt die Energie AG ab 2022 die Betriebsführung des neuen Wasserkraftwerkes Traunleiten sowie weiterer kleiner Kraftwerke. Somit steuert die Energie AG künftig die gesamte Kraftwerkskette Traun, wodurch das Zusammenspiel der Erzeugungsanlagen weiter optimiert werden kann und dies zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz bei der Produktion von grünem Strom führen wird.

Die regulatorischen Rahmenbedingungen des Segments Netz sind in der Sparte Strom für das laufende Geschäftsjahr weiterhin als stabil einzuschätzen. Bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Gas steht die Entscheidung für das Jahr 2020 aktuell noch aus, es ist jedoch davon auszugehen, dass die Parameter auf Basis der für die Jahre 2018 und 2019 getroffenen Entscheidungen für die gesamte dritte Regulierungsperiode angewendet werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird das Kostenermittlungsverfahren Gas für die vierte Regulierungsperiode (voraussichtlich ab 01.01.2023) sein, welches im September 2021 eingeleitet wurde. Weitere wesentliche Schwerpunkte werden neben aktuellen Projekten im Gas- und Stromnetz die Umsetzung der Anforderungen des am 27.07.2021 kundgemachten Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespakets sowie die Vorbereitung auf die Zertifizierung nach EN ISO 27001 sein.

Im Segment Entsorgung wird nach dem starken Anstieg im Berichtszeitraum für das Geschäftsjahr 2021/2022 eine Abflachung der Wertstoffpreise für Papier und Metalle erwartet. Neben den Kooperationen mit externen Partnern im Zusammenhang mit dem Recycling von Altkunststoffen werden weitere Überlegungen zum Wiederaufbau der Kunststoff-Sortierung angestellt.

In der Tschechischen Republik birgt die bevorstehende Energiewende mit dem Ausstieg aus der Energieerzeugung auf Kohlebasis und einer neu gestalteten Klimapolitik zahlreiche Chancen für das Segment Tschechien der Energie AG. Hier gilt es, EU-Förderprogramme im Bereich Energieeffizienz zu prüfen und Projekte für die Wärme-, Wasserver- und Abwasserentsorgung zu entwickeln. Die kostenseitig sehr einschneidenden aktuellen Entwicklungen auf dem Strom- und Gaspreismarkt werden genauestens beobachtet, zumal die drastischen Preissteigerungen Lieferanten, Betreiber und Kunden massiv unter Druck bringen und Folgeauswirkungen nicht abschätzbar sind. Bei den für Gemeinden und Städten erbrachten Dienstleistungen gibt es bisher keine Anzeichen einer Eintrübung beim Auftragsvolumen.

Im neuen Geschäftsjahr ist geplant, die Kräfte der Energie AG im FTTH-Ausbau mit jenen des Landes Oberösterreich zu bündeln. Damit sollen optimale Bedingungen für den flächendeckenden Glasfaserausbau in Oberösterreich geschaffen werden. Im Zuge dessen soll auch das FTTH-Glasfasernetz der Energie AG in eine gemeinsame Gesellschaft abgespalten werden. Der Fokus für das Geschäftsjahr 2021/2022 liegt im Glasfaserbereich deshalb auf der operativen Umsetzung der Abspaltung und der organisatorischen und prozessualen Neuaufstellung der verbleibenden Bereiche. Insbesondere im verbleibenden Glasfaser-Businesskundenbereich gilt es, die Erträge in einem immer kompetitiveren Umfeld abzusichern.

Im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit im Geschäftsjahr 2021/2022 wird in der Energie AG weiterhin die zuverlässige Wahrnehmung aller systemrelevanten Aufgaben, insbesondere der Versorgungssicherheit der Kunden, liegen. Als wichtige strategische Zielsetzungen bleiben neben der permanenten Ausrichtung aller Leistungen an den Bedürfnissen der Kunden die Themen Digitalisierung, Innovation, Regionalität und finanzielle Stabilität weiterhin im Fokus. Die Themen Energiewende und Kreislaufwirtschaft, aber auch der Wandel in der Mobilität fordern in den nächsten Jahren einerseits die entsprechende Verantwortlichkeit der Branche, bieten andererseits aber auch neue Chancen, die die Energie AG proaktiv nutzen möchte.

Vor dem Hintergrund der derzeit sehr volatilen Preisentwicklungen auf den internationalen Energiemärkten wird unter der Annahme einer fortgesetzten Konjunkturerholung für das Geschäftsjahr 2021/2022 eine zwar unter dem sehr guten Ergebnis des Berichtszeitraums liegende, aber dennoch zufriedenstellende Ergebnisentwicklung erwartet.

Linz, am 03. Dezember 2021

Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich

Generaldirektor DDr. Werner Steinecker MBA, Vorsitzender des Vorstands (Unterschrift)

Generaldirektor
DDr. Werner Steinecker MBA
Vorsitzender des Vorstands
CEO

Dr. Andreas Kolar, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)

Dr. Andreas Kolar
Mitglied des Vorstands
CFO

Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)

Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA
Mitglied des Vorstands
COO

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