Geschäftsbericht 2024/25 Berichtsarchiv

Interview mit dem Vorstand der Energie AG Oberösterreich

Drei Vorstandsmitglieder
Für mehr Informationen bewegen Sie die Maus über die Vorstandsmitglieder

Vorstand von links anch rechts: Dipl.-Ing. Alexander Kirchner MBA, Mitglied des Vorstands, Dr. Leonhard Schitter MA, Vorsitzender des Vorstands, Dr. Andreas Kolar, Mitglied des Vorstands

Dipl.-Ing. Alexander Kirchner MBA Mitglied des Vorstands CTO

Dr. Leonhard Schitter MA Vorsitzender des Vorstands CEO

Dr. Andreas Kolar Mitglied des Vorstands CFO

Videostatements der Vorstandsmitglieder finden Sie im Online-Bericht:
www.energieag.at/geschaeftsbericht

Wie gelingt es, in einem weiterhin volatilen Marktumfeld Stabilität zu sichern und zugleich neue Wachstumsfelder im Bereich Dekarbonisierung und Digitalisierung zu erschließen?

Leonhard Schitter: Wir erleben nach wie vor ein Marktumfeld, das von geopolitischen Spannungen, Preisvolatilität und regulatorischen Veränderungen geprägt ist. Unser Ansatz lautet daher: Resilienz durch Diversifizierung und Wertorientierung. Die Energie AG hat in den vergangenen Jahren ihre Ertragsbasis breiter aufgestellt – über Erzeugung, Netze, Umwelt und Telekommunikation – und damit ein robustes Fundament geschaffen, das Schwankungen ausgleicht.

Gleichzeitig investieren wir gezielt in Zukunftsfelder, die langfristig Wachstum versprechen und die Dekarbonisierung des Unternehmens vorantreiben. Dazu zählen erneuerbare Erzeugung, Wärme- und Kreislauflösungen sowie die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse. Die Integration digitaler Technologien in allen Unternehmensbereichen ermöglicht uns, Entscheidungen vorausschauend und datenbasiert zu treffen sowie wettbewerbsfähig zu handeln.

Stabilität bedeutet für uns nicht Stillstand, sondern die Fähigkeit, Wandel zu gestalten. Wir investieren dort, wo Zukunft entsteht, und achten gleichzeitig darauf, dass jede Entscheidung auf Dauer Bestand hat und nachhaltigen Wert schafft. So bleibt die Energie AG ein Unternehmen mit sicherem Fundament und klarem Blick nach vorn: beständig in ihren Werten und beweglich in ihrer Entwicklung.

„Unsere Strategie LOOP bleibt der Kompass unserer Transformation. Sie verbindet wirtschaftliche Stärke mit Klimaschutz und gesellschaftlicher Verantwortung. 2024/25 haben wir Tempo aufgenommen: Wir investieren gezielt in erneuerbare Erzeugung, Netze und Kreislaufwirtschaft und schaffen damit ein stabiles Fundament für die Energiezukunft. Unser Anspruch ist klar: Verlässlich handeln, nachhaltig wachsen und die Energiewende mit Überzeugung gestalten.“

CEO Leonhard Schitter

Wie wird die Investitionsstrategie des Konzerns – mit Schwerpunkt auf Netze und Erzeugung – finanziell abgesichert und nachhaltig gesteuert?

Andreas Kolar: Unsere Investitionsstrategie folgt einem klaren Ziel, nämlich dem nachhaltigen Ausbau der Energieinfrastruktur und der konsequenten Transformation in Richtung Klimaneutralität. Um dies finanziell abzusichern, setzen wir auf eine ausgewogene Finanzierungsstruktur, die Eigenmittelstärke, solide Cashflows und langfristige Fremdfinanzierungen miteinander verbindet.

Ein wesentlicher Fokus liegt auf der Stabilität unserer Bilanz und der Wahrung eines gesunden Verschuldungsgrads – unterstrichen auch durch unser starkes A-Rating von S&P.

Investitionen in die Netz- und Erzeugungsbereiche werden über eine Kombination aus operativ erwirtschafteten Mitteln, gezielten Kapitalmarktfinanzierungen sowie Förderprogrammen der EU und des Bundes unterstützt. Dabei achten wir auf eine enge Verzahnung zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsstrategie, etwa durch die schrittweise Integration von ESG-Kriterien in unsere Finanzierungsentscheidungen.

Zur nachhaltigen Steuerung der Investitionsvorhaben nutzen wir ein strenges Investitionscontrolling, das sowohl Rendite- als auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. So stellen wir sicher, dass die eingesetzten Mittel nicht nur ökonomischen, sondern auch ökologischen und gesellschaftlichen Mehrwert schaffen – im Sinne einer langfristig stabilen und verantwortungsvollen Unternehmensentwicklung.

„Digitalisierung schafft die Basis, um Prozesse effizienter, kundenorientierter und nachhaltiger zu gestalten – und damit unmittelbar Wert für den Konzern zu generieren. Durch die enge Verknüpfung von Digitalisierungsinitiativen mit den strategischen Handlungsfeldern, wie Netz- und Erzeugungsausbau, Kundenzentrierung und Nachhaltigkeit, stellen wir sicher, dass technologische Innovationen gezielt auf die Unternehmensstrategie einzahlen.“

CFO Andreas Kolar

Welche Schwerpunkte setzt die Energie AG beim Ausbau von Erzeugung, Netzen und Speicher, um die Energiewende technisch und infrastrukturell abzusichern?

Alexander Kirchner: Der Erfolg der Energiewende hängt entscheidend von einem leistungsfähigen, flexiblen und intelligent gesteuerten Energiesystem ab. Daher setzen wir als Energie AG gezielt auf drei zentrale Ausbauachsen: Erzeugung aus erneuerbaren Quellen, Netzinfrastruktur und Speicherlösungen.

Beim Ausbau der Erzeugung liegt der Fokus auf Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft – sowohl durch Neuprojekte als auch durch die Modernisierung bestehender Anlagen. Projekte wie das Kraftwerk Traunfall oder die Agri-PV-Anlage in Mining sind Beispiele für unsere Strategie, regionale Wertschöpfung mit technologischem Fortschritt zu verbinden.

Gleichzeitig investieren wir massiv in die Verstärkung und Digitalisierung der Netze, um die zunehmende Einspeisung volatiler Erzeugung sicher und stabil zu integrieren. Intelligente Netzsteuerung, Sektorkopplung und Speichertechnologien – wie etwa das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee oder unser Batteriespeicher in Timelkam – sind zentrale Bausteine, um Versorgungssicherheit und Flexibilität im Energiesystem zu gewährleisten.

Im Wärmebereich treiben wir die Dekarbonisierung mit dem Ausbau unserer Fernwärmenetze und dem verstärkten Einsatz erneuerbarer und industrieller Abwärme voran. So entsteht ein integriertes Energiesystem, das Strom und Wärme verbindet und die technische Basis für eine klimaneutrale Energiezukunft legt.

„Die Energiewende gelingt nur, wenn wir Energie und Ressourcen gemeinsam denken. Als Energie AG verbinden wir die technische Infrastruktur mit verantwortungsvollem Ressourcenumgang. Mit Investitionen in erneuerbare Erzeugung, intelligente Netze, Wärmelösungen und Kreislaufwirtschaft schaffen wir ein System, das Versorgungssicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit vereint. Unser Ziel ist es, die Transformation aktiv zu gestalten und Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich überzeugen – für unsere Kundinnen und Kunden, die Region und kommende Generationen.“

CTO Alexander Kirchner

Welche Fortschritte wurden mit der Strategie LOOP und den laufenden Transformationsprogrammen im Geschäftsjahr 2024/25 erzielt, um Klimaneutralität, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen?

Leonhard Schitter: Mit unserer Strategie LOOP verfolgen wir konsequent das Ziel, den gesamten Energie- und Wertstoffkreislauf zu dekarbonisieren. Im Geschäftsjahr 2024/25 konnten wir dabei zentrale Meilensteine erreichen und beim Ausbau der Erneuerbaren – insbesondere in den Bereichen Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft – deutlich an Tempo gewinnen. Ein Beispiel dafür ist der Spatenstich für das Kraftwerk Traunfall, eine Investition von rund 190 Mio. Euro in die Zukunft der regionalen erneuerbaren Erzeugung. Auch der Ausbau der Wärmenetze leistet einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energiewende.

Parallel dazu modernisieren wir laufend unsere technische Infrastruktur in den Bereichen Netz und Erzeugung und gewährleisten dadurch Versorgungssicherheit auf höchstem Niveau. Im Bereich Umwelt treiben wir die Kreislaufwirtschaft mit energieeffizienten Anlagen und neuen Verwertungsverfahren konsequent voran. Gleichzeitig diversifizieren wir unsere Geschäftsmodelle für unsere Kundinnen und Kunden – unter anderem im Bereich Elektromobilität – und schaffen so neue Wertschöpfung entlang der gesamten Energie- und Ressourcenkette.

Auch in der Unternehmenssteuerung ist LOOP fest verankert. Nachhaltigkeit ist heute integraler Bestandteil aller Entscheidungsprozesse. LOOP hat sich von einer Strategieinitiative zu einer gelebten Transformationsarchitektur entwickelt – sie verbindet ökologische Verantwortung mit ökonomischer Stärke und macht die Energie AG widerstandsfähig für die Herausforderungen der nächsten Dekade.

Wie gelingt es, die digitale Transformation des Konzerns mit den wirtschaftlichen Zielgrößen und der strategischen Weiterentwicklung der Energie AG zu verzahnen?

Andreas Kolar: Die digitale Transformation verstehen wir nicht als isoliertes IT-Projekt, sondern als zentralen Hebel zur Umsetzung unserer strategischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen. Digitalisierung schafft die Basis, um Prozesse effizienter, kundenorientierter und nachhaltiger zu gestalten – und damit unmittelbar Wert für den Konzern zu generieren.

Durch die enge Verknüpfung von Digitalisierungsinitiativen mit den strategischen Handlungsfeldern, wie Netz- und Erzeugungsausbau, Kundenzentrierung und Nachhaltigkeit, stellen wir sicher, dass technologische Innovationen gezielt auf die Unternehmensstrategie einzahlen. Projekte werden anhand klar definierter Wirtschaftlichkeits- und Nutzenkriterien bewertet und in einem konzernweiten Digitalportfolio gesteuert. Zudem investieren wir gezielt in Datenkompetenz, Automatisierung und Cybersecurity, um die Effizienz und Resilienz unserer Wertschöpfungsketten zu erhöhen.

Aus finanzieller Sicht verfolgen wir dabei einen klaren Grundsatz: Digitalisierung muss messbaren Mehrwert schaffen – sei es durch Produktivitätsgewinne, Kostentransparenz, höhere Kundenzufriedenheit oder durch die Optimierung von Investitionsentscheidungen. Entsprechend werden Digitalisierungsinitiativen eng mit unseren Budget- und Controllingprozessen verknüpft. So stellen wir sicher, dass technologische Innovationen im Einklang mit den wirtschaftlichen Zielgrößen des Konzerns stehen.

Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft im Verantwortungsbereich der Energie AG, und wie werden durch moderne Anlagen- und Entsorgungstechnologien Ressourcen geschont und Stoffkreisläufe geschlossen?

Alexander Kirchner: Die Kreislaufwirtschaft ist für uns kein Randgebiet, sondern ein integraler Bestandteil der Energiewende. Im Umweltservice arbeiten wir kontinuierlich daran, Stoffkreisläufe zu schließen und wertvolle Ressourcen effizient wiederzuverwerten. Moderne Anlagen in den Bereichen Abfallbehandlung, Sortierung und thermische Verwertung ermöglichen uns, Energie aus Reststoffen zu gewinnen und gleichzeitig CO2-Emissionen zu reduzieren.

Ein Schwerpunkt liegt auf der Kombination aus Energie- und Stoffkreisläufen: Abfälle, die nicht mehr stofflich verwertbar sind, werden in hocheffizienten Anlagen energetisch genutzt. Die dabei entstehende Wärme fließt in unsere Fernwärmesysteme zurück und ersetzt fossile Energiequellen. Parallel dazu investieren wir in innovative Technologien zur Rückgewinnung von Metallen, Kunststoffen und mineralischen Stoffen, um Sekundärrohstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen.

Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Ressourcenschonung, sondern auch zur regionalen Wertschöpfung. Die enge Verzahnung von Energieerzeugung und Kreislaufwirtschaft stärkt unsere Position als nachhaltiger Infrastrukturdienstleister und ist ein zentraler Hebel für den Übergang in ein CO2-freies Energiesystem.

Wie fördert die Energie AG eine Unternehmenskultur, die Veränderung als Chance begreift und die Umsetzung der Energiewende aus dem Inneren des Unternehmens heraus trägt?

Leonhard Schitter: Veränderung beginnt immer im Inneren einer Organisation. Unser Ziel ist es, eine Unternehmenskultur zu fördern, die Offenheit, Verantwortung und Mut zur Weiterentwicklung verbindet. Mit unserem Kulturkompass schaffen wir Orientierung in einer Zeit, in der sich Rahmenbedingungen und Anforderungen laufend verändern. Er steht für Werte wie Vertrauen, Transparenz und Eigenverantwortung – Grundlagen, die es unseren Mitarbeiter:innen ermöglichen, Wandel als Chance zu begreifen und aktiv mitzugestalten.

Wir investieren gezielt in Führungskräfteentwicklung, Weiterbildung und interne Vernetzung, um die Zusammenarbeit über Bereiche und Ländergrenzen hinweg zu stärken. Formate wie das Innovationsboard fördern den Austausch und unterstützen eine lernende Organisation, die Ideen aufnimmt und weiterentwickelt. Gleichzeitig achten wir darauf, dass die Vereinbarkeit von Familie, Beruf, Gesundheit und Sicherheit im Arbeitsalltag gelebt wird – denn nur wer sich in seiner Arbeit wohlfühlt, kann auch Veränderung mittragen.

So entsteht eine Unternehmenskultur, die nicht auf Vorgaben reagiert, sondern Zukunft gestaltet – engagiert, verantwortungsvoll und mit einem gemeinsamen Ziel: die Energiewende aus eigener Kraft Wirklichkeit werden zu lassen.