Geschäftsbericht 2024/25 Berichtsarchiv

Segment Netz

Segmentübersicht Netz

 

 

Einheit

 

2024/25

 

2023/24

 

Entwicklung

Gesamtumsatz

 

Mio. EUR

 

445,5

 

395,9

 

12,5 %

EBIT

 

Mio. EUR

 

54,7

 

25,1

 

>100,0 %

Investitionen in Sachanlagen und immaterielles Vermögen

 

Mio. EUR

 

205,4

 

158,7

 

29,4 %

Mitarbeiter:innen Durchschnitt

 

FTE

 

641

 

606

 

5,8 %

Stromnetzabgabe Endkund:innen

 

GWh

 

7.447

 

7.200

 

3,4 %

Gasnetzabgabe Endkund:innen

 

GWh

 

17.755

 

15.762

 

12,6 %

Rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen im Segment Netz

Das im Juli 2025 in den parlamentarischen Begutachtungsprozess eingebrachte ElWG, welches das bisherige Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz 2010 ablösen soll, wird erst nach Ende des Geschäftsjahres 2024/25 einer Beschlussfassung zugeführt.

Das Strom- und Gasnetz der Netz Oberösterreich GmbH (Netz OÖ GmbH) unterliegt weiterhin der Anreizregulierung durch die Regulierungsbehörde E-Control. Im Rahmen der aktuellen Regulierungsperiode wurden zentrale Parameter wie der Kapitalkostensatz (WACC), Effizienzziele und der Netzbetreiberpreisindex (NPI) aktualisiert. Für das Gasnetz gelten zusätzlich Vorgaben zur langfristigen Netzanpassung aufgrund sinkender Auslastung. Diese regulatorischen Rahmenbedingungen haben zum Ziel, Effizienz, Investitionen und Versorgungssicherheit zu fördern.

Die Netznutzungsentgelte in der Sparte Strom stiegen in den verschiedenen Netzebenen gegenüber dem Vorjahr zwischen 0,8 % und 25,8 %. Die Gründe für den teilweise starken Anstieg waren eine erhöhte Kostenbasis aufgrund der Umstellung auf Planinvestitionen durch die Regulierungsbehörde E-Control und die gemäß der gültigen Regulierungssystematik verwendete Tarifierungsmenge, die aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung und vieler von Kund:innen zur Eigenversorgung genutzten PV-Anlagen rückläufig ist. Die Netznutzungsentgelte in der Sparte Gas stiegen für Endverbraucher:innen der Netzebene 3 um 30,4 %, in der Netzebene 2 um 8,8 %. Die Gründe hierfür liegen in den höheren vorgelagerten Netzkosten und den rückläufigen Tarifierungsmengen der Netzebene 3.

Geschäftsverlauf im Segment Netz

Mit EUR 445,5 Mio. konnte im Berichtszeitraum im Segment Netz ein um 12,5 % höherer Umsatz gegenüber dem Vorjahr verbucht werden. Dies ist primär auf die gestiegenen Mengen im Strom- sowie im Gasnetz zurückzuführen.

Im Geschäftsjahr 2024/25 konnte im Segment Netz ein gegenüber des Vergleichszeitraums des Vorjahres höheres EBIT von EUR 54,7 Mio. verzeichnet werden. Der Anstieg des operativen Ergebnisses folgt im Wesentlichen aus der regulatorischen Tariferhöhung in der Sparte Gas und Strom, die in der Sparte Strom unter anderem auf eine Adaption in der Regulierungssystematik hinsichtlich der Netzinvestitionen zurückzuführen ist. Zudem waren in der Sparte Strom, aber vor allem in der Sparte Gas höhere transportierte Mengen zu verzeichnen. Hingegen wirkten gestiegene Personalkosten negativ auf das EBIT.

Strom- und Gasnetz

Die aus der Energiewende resultierenden Systemnutzungsveränderungen betreffen das Segment Netz in fast allen Aufgabenbereichen. Im Geschäftsjahr 2024/25 wurde daher verstärkt an innovativen Lösungen bei der Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen gearbeitet. In Zusammenarbeit mit anderen Netzbetreibern wurden mehrere Forschungsprojekte entworfen und fortgeführt, die nunmehr mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie umgesetzt werden können.

Im Geschäftsjahr 2024/25 wurden die gas- und stromnetzbetreiberspezifischen Audits nach ÖVGW QS-GNB200 (Qualitätsanforderungen für Gasnetzbetriebe), dem Technischen Sicherheitsmanagement (TSM) und ÖVGW QS-GNB300 (Qualitätsanforderungen für Gasnetzbetreiber zur Brennwertermittlung) wie auch die Audits nach der ISO 9001 und ONR 192500 erfolgreich absolviert. Die Zertifizierung nach ÖVGW QS-GNB300 stellt einen wichtigen Parameter für die Integration und Akzeptanz erneuerbarer Gase dar, da damit die Grundlage geschaffen wird, die tatsächlichen Brennwerte der Abrechnung zugrunde zu legen. In Zusammenhang mit dem Informationsmanagementsystem wurden alle Maßnahmen aus der Netz- und Informationssystemsicherheitsgesetz-(NISG-)Prüfung 2022 umgesetzt. Eine erneute Prüfung nach der NIS 1-EU-Richtlinie (EU 2016/1148) erfolgte im Rahmen eines „Kombiaudit ISO27001/NISG“ durch die CIS (Certification & Information Security Services GmbH). Dabei wurde auch die direkte Anwendbarkeit der NIS 2-EU-Richtlinie (EU 2022/2555) in Form einer GAP-Analyse geprüft.

Stromnetzabgabe Endkund:innen

in GWh

Stromnetzabgabe Endkund:innen (Balkendiagramm)

Im Berichtszeitraum erhöhte sich die Stromnetzabgabe auf 7.447 GWh, was einem Anstieg von 3,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (7.200 GWh) entspricht. Diese Mengensteigerung betraf sowohl den Industrie- als auch den Haushaltssektor und wurde durch eine im Vergleich zum Vorjahr eingetretene Entspannung der Stromhandelspreise begünstigt. Per 30.09.2025 versorgte die Netz OÖ GmbH ca. 533.000 (Vorjahr: rund 531.000) aktive Kundenanlagen.

Im Geschäftsjahr 2024/25 war neben Maßnahmen zur Netzertüchtigung und -erweiterung zur Aufrechterhaltung und Sicherung einer stabilen Stromversorgung die Integration dezentraler Erzeugungsanlagen und die konsequente Umsetzung des Netzentwicklungsplans für Verteilernetzbetreiber (V-NEP) Schwerpunkt der unternehmerischen Aktivitäten. Im Zuge des Projektes „Zentralraum OÖ“ erfolgte im Juni 2025 die Inbetriebnahme des ertüchtigten und erweiterten Umspannwerkes Tillysburg. Aktuell liegt das Projekt im Zeitplan.

Operativ wurde im Berichtszeitraum an der Kraftwerksanbindung für das PSKW Ebensee, am Umspannwerk Rottenbach und an der Netzabstützung Klaus gearbeitet. Die Arbeiten an der Donauüberspannung Ottensheim und an der Netzabstützung Wagenham wurden im Berichtszeitraum abgeschlossen.

Für das Projekt „Stromversorgung Mühlviertel“ wurde im Jänner und Februar 2025 die mündliche Verhandlung zur UVP abgehalten. Die Kundmachung des Bescheides stand im Berichtszeitraum noch aus. Für das Projekt „Stromversorgung Salzkammergut“ wurden die Unterlagen für die starkstromwegerechtliche Genehmigung beim Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus eingereicht, die mündliche Verhandlung mit nachfolgender Bescheiderlassung wird noch im Kalenderjahr 2025 erwartet. Für das neu zu errichtende Umspannwerk Putzleinsdorf in der bestehenden Leitung Ranna – Rohrbach konnten alle erforderlichen Genehmigungen erwirkt werden. Der Baubeginn ist nach Vorbereitungen am Mittelspannungsnetz für das Geschäftsjahr 2025/26 geplant.

Die Verkabelung von Freileitungsabschnitten im Mittel- und Niederspannungsnetz wurde weiterbetrieben. Im Geschäftsjahr 2024/25 wurden 20 km Mittelspannungsfreileitungen und 113 km Niederspannungsfreileitungen durch ein Erdkabel ersetzt. Der Anteil an Erdkabeln beläuft sich im Mittelspannungsnetz auf 38,0 %, im Niederspannungsnetz auf 79,0 %.

Die Anzahl an Netzanschlussansuchen für PV-Anlagen entwickelte sich im Geschäftsjahr 2024/25 dynamisch. Nachdem die Regierungsverhandlungen auf Bundesebene länger als erwartet gedauert hatten, wurde Anfang des Kalenderjahres 2025 relativ unerwartet das Ende der Mehrwertsteuerbefreiung beim Kauf von PV-Anlagen angekündigt. Binnen Tagen stieg die Zahl der Anfragen sprunghaft von rund 200 auf fast 600 pro Woche an. Die in der Vergangenheit etablierten und zu einem großen Teil bereits automatisierten Bearbeitungssysteme erwiesen sich als belastbar und die Anfragen konnten ohne merkbare Zeitverzögerung für die Kund:innen bearbeitet werden. Im Schnitt lag die Anzahl der Anfragen über das Geschäftsjahr 2024/25 auf einem konstant hohen Niveau von etwa 260 Anträgen pro Woche. Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Anträge für Batteriespeicheranlagen gestellt. Da die dafür erforderlichen Netzkapazitäten bzw. Netzanschlüsse nicht überall vollumfänglich bereitgestellt werden konnten, müssen zusätzliche Netzbaumaßnahmen im Mittelspannungsnetz und insbesondere auch in den Umspannwerken durchgeführt werden.

Die installierte Leistung aus PV betrug im Berichtszeitraum 1.470 MW (Vorjahr: 1.300 MW) bei rund 83.500 angeschlossenen Anlagen (Vorjahr: rund 72.800 Anlagen).

Gasnetzabgabe Endkund:innen

in GWh

Gasnetzabgabe Endkund:innen (Balkendiagramm)

Im Berichtszeitraum erhöhte sich die Gasnetzabgabe auf 17.755 GWh, was einem Anstieg von 12,6 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (15.762 GWh) entspricht. Diese Mengensteigerung betraf sowohl den Industrie- als auch den Haushaltssektor und wurde durch eine im Vergleich zum Vorjahr eingetretene Entspannung der Gashandelspreise begünstigt.

Im Geschäftsjahr 2024/25 ging auch die Anzahl der Kund:innen im Gasbereich zurück. Die Ursachen dafür waren gesellschaftliche Trends und politische Vorgaben, insbesondere im Bereich Klimaschutz.

Im Geschäftsjahr 2024/25 wurden umfangreichere Ertüchtigungen an Mess- und Reduzierstationen vorgenommen. Zwei Erdgashochdruckleitungen wurden auf einer Gesamtlänge von 8,9 km mittels intelligenter Molchung untersucht. Darüber hinaus wurden im Berichtszeitraum diverse Instandsetzungsmaßnahmen an Hochdruckleitungen durchgeführt.

Zudem wurden mit Fokus auf eine künftige Wasserstoffwirtschaft konkrete Vorbereitungen zur dualen Widmung einer Hochdruckleitung – die auch Teil des österreichischen Netzentwicklungsplans (ÖNIP), der H2-Roadmap der AGGM Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) sowie der von der – Regulierunsgbehörde genehmigten, langfristigen und integrierten Planung ist – vorgenommen. Dadurch wird künftig der Betrieb von bestehender Gasnetzinfrastruktur mit Methan und Wasserstoff ermöglicht.

Im Berichtszeitraum wurde ein Projekt zur Dekarbonisierung der Netz OÖ GmbH aufgesetzt. In einem ersten Projektschritt wurden die bestehenden CO2-Emissionen im Unternehmen identifiziert und transparent dargestellt. Im Anschluss daran wurden Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen eruiert.

Von den positiven Erkenntnissen aus dem über mehrere Jahre durchgeführten E-Mobilitäts-Pilotptojekt im Bereich Netztechnik konnten wirksame Maßnahmen zur CO2-Reduktion abgeleitet werden. In einer europaweiten Ausschreibung wurden nunmehr 57 Elektrofahrzeuge angeschafft, mit denen im ersten Schritt ein Viertel aller Mitarbeitenden des Bereichs ausgerüstet werden. Mit rund 100 kW Leistung und einer alltagstauglichen Reichweite von rund 300 Kilometern sind die Fahrzeuge für die täglichen Anforderungen optimiert. Mit dem Projekt wird die Anzahl der mit fossilen Treibstoffen zurückgelegten Kilometer pro Jahr um rund 500.000 Kilometer reduziert.

Ebenso wurde ein Projekt zur Verbesserung der Kundenkommunikation und des Beschwerdemanagements gestartet. Dieses umfasst die Harmonisierung bzw. Standardisierung des Beschwerdemanagement-Prozesses unter Berücksichtigung adäquater Digitalisierungsmöglichkeiten. Die operative Umsetzung wird im Geschäftsjahr 2025/26 erfolgen.