Geschäftsbericht 2024/25 Berichtsarchiv

Forschung, Entwicklung und Innovation

Für die Energie AG ist Forschung, Entwicklung und Innovation ein zentrales Element, um den Herausforderungen der Energiewende aktiv zu begegnen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen und die eigene Zukunftsfähigkeit weiterzuentwickeln. Sämtliche Innovationsaktivitäten im Konzern erfolgen im Einklang mit der gültigen Strategie. Definierte Innovationsfelder bilden den inhaltlichen Rahmen für alle Innovationsaktivitäten. Der Fokus bei technischen Projekten liegt auf der Integration erneuerbarer Energien, der Transformation der Netzinfrastruktur, der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung sowie der Entwicklung zukunftsfähiger Kreislaufwirtschaftslösungen.

Ein besonderes Augenmerk liegt unter anderem auf der zukünftigen Wärmeversorgung unter Nutzung industrieller Abwärme, der Optimierung von Prozessen zur Steigerung der Ressourceneffizienz sowie auf Materialkreisläufen zur Ressourcenschonung. Ergänzend werden Initiativen im Bereich der Wasserstofftechnologie vorangetrieben. Digitalisierung und Automatisierung werden gezielt eingesetzt, um Prozesse intelligent zu steuern, Systemzusammenhänge besser zu erfassen, datenbasierte Entscheidungen zu ermöglichen und die Interaktion mit den Kund:innen zu verbessern.

Die enge Zusammenarbeit mit Partner:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft gewährleistet, dass Forschungsergebnisse gezielt in praxisnahe Innovationen überführt werden. So treibt die Energie AG die Dekarbonisierung ihrer Geschäftsmodelle voran und gestaltet eine zukunftsfähige, verantwortungsvolle Energieversorgung.

Die Erweiterung des Innovationsökosystems der Energie AG, die Kooperationen mit Start-up-Unternehmen und ein offener Innovationsansatz sind wesentliche Elemente der Innovationsarbeit im Konzern. Im Geschäftsjahr 2024/25 wurde die zweite internationale „Startup Innovation Challenge“ der Energie AG erfolgreich durchgeführt und zwei konkrete Aufgabenstellungen wurden in enger Zusammenarbeit mit Start-up-Unternehmen gelöst. Drei Unternehmen wurden zudem für ihre Beiträge zur Dekarbonisierung prämiert. Insgesamt reichten mehr als 300 Start-up-Unternehmen aus 57 Ländern Bewerbungen ein.

Die Aufbauarbeiten eines zentralen Innovationsteams in der Holdingeinheit „Konzern-Innovation“ zur Steuerung und Weiterentwicklung des Innovationsmanagements im Energie AG-Konzern schreiten weiter voran. Neben der Betreuung von Beteiligungen an Fonds für Start-up-Unternehmen und der Teilnahme an Partnerveranstaltungen wie etwa der „Innovation Week“ der Fachhochschule Oberösterreich wurde das neue Innovationsformat „Innovation Circle“ eingeführt. Hierbei handelt es sich um ein niederschwelliges Austauschformat mit Impulsen für Innovationsarbeit und Zukunftsgestaltung.

Das nunmehr etablierte „Innovation Board“ ist ein kollegiales Gremium mit Perspektivendiversität, das der Förderung und Unterstützung von Innovationsprojekten im gesamten Konzern dient. Es behält den Überblick und schafft Transparenz bei allen Innovationsaktivitäten. Im Berichtszeitraum konnte so die Realisierung eines baulichen digitalen Zwillings für das Pumpspeicherkraftwerk (PSKW) Ebensee initiiert werden. Dieser digitale Zwilling bildet die zentrale Grundlage für weitere Use Cases, insbesondere für den Einsatz von Simulationen und Optimierungen.

Die Wertstatt 8 GmbH – ein 100 %-Tochterunternehmen der Energie AG – fokussiert sich in ihrer Entwicklungstätigkeit auf die Innovationsfelder des Konzerns. Hierbei wurden im Berichtszeitraum neue Ideen im Bereich Energieeffizienz entwickelt und validiert, mit dem Ziel, ungenutzte Gebäudesanierungspotenziale zu identifizieren sowie die Kosten einer Sanierung zu senken. Mit dem Produkt „Zusa“ wurde ein auf künstliche Intelligenz (KI) gestützter Nachhaltigkeitsassistent mit integriertem Marktplatz marktreif umgesetzt, der Menschen hilft, fundierte und nachhaltige Entscheidungen im Alltag zu treffen.

Kennzahlen F&E&I

 

 

Einheit

 

2024/25

 

2023/24

 

Veränderung

Anzahl der F&E&I-Projekte im Konzern

 

Anzahl

 

60

 

57

 

5,3 %

Mitarbeiter:innen in F&E&I-Projekten

 

FTE

 

21,8

 

25,3

 

-13,8 %

F&E&I-Aufwendungen im Konzern

 

Mio. EUR

 

5,3

 

4,1

 

29,3 %

Im Geschäftsjahr 2024/25 wurden im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation unter anderem folgende Projekte angestoßen (Auszug):

Future Heat Highway

Das im Geschäftsjahr 2024/25 gestartete Projekt „Future Heat Highway – Infrastruktur für die Wärmewende“ hat zum Ziel, überregionale Fernwärme-Transportleitungen zu entwickeln, über die industrielle Abwärme und erneuerbare Wärmequellen effizient in vier österreichischen Industrieregionen genutzt und in mehreren österreichischen Industrieregionen verteilt werden können. Als Teil der Transformation der Industrie wird untersucht, wie bestehende und zukünftige Fernwärmenetze, saisonale Speicher, Biomasse, industrielle Prozesse und Quellen von Abwärme miteinander verbunden werden können, sodass der Bedarf an Fernwärme ab 2050 vollständig aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. Neben technischer Planung und Bewertung sollen Roll-out-Pläne für die Regionen Linz (Zentralraum), Steiermark (Mur- und Mürztal inklusive Graz), Salzkammergut und St. Pölten erstellt werden. Das Projekt zielt darauf ab, durch diese Vernetzung und Nutzung von Abwärme, Biomasse, Wärmespeichern und Prosumer-Modellen (Industrie, die Wärme einspeist oder entnimmt) CO2-Emissionen zu reduzieren, Energieimporte zu senken und die Wärmeversorgung nachhaltiger, effizienter und robuster zu gestalten.

GPOil – EBS-Pyrolyse

Das Projekt „GPOIL“ – Chemisches Recycling von Kunststoffen – verfolgt das Ziel, minderwertige Ersatzbrennstoffe (EBS; vorwiegend Kunststoffabfälle, die bisher thermisch verwertet werden) durch ein innovatives Pyrolyseverfahren in hochwertige Rohstoffe umzuwandeln. Diese Pyrolyseöle sollen als Ausgangsmaterialien für neue Polyolefine dienen und so eine Rückführung in die Kunststoffproduktion, etwa für Verpackungen, ermöglichen. Ein Kernelement des Projekts ist ein Labor- und Versuchs-Batch-Pyrolyse-Reaktor, der kleine Mengen unterschiedlicher Inputmaterialien in Pyrolyseöl, Koks und Gasfraktionen umwandelt. Erste Versuchsergebnisse zeigen, dass sich mit angepassten Prozessparametern hochwertige Ölfraktionen gewinnen lassen. In einem nächsten Schritt soll die Skalierbarkeit des Verfahrens für den industriellen Maßstab untersucht werden. Langfristig soll damit ein Beitrag zur Schließung des Kunststoffkreislaufs und zur Reduktion fossiler Rohstoffe geleistet werden.

Einsatz von KI

Im Geschäftsjahr 2024/25 führte die Energie AG mehrere Machbarkeitsstudien zum Einsatz von Large Language Models (LLM) durch und konnte im April 2025 den Chatbot „MIA“ erfolgreich im Konzern einführen. „MIA“ steht für „Mitarbeiter:innen-Informations-Assistentin“ und verknüpft interne Wissensquellen mit moderner LLM-Technologie, um Mitarbeitende bei Informationssuche, Textgenerierung und Lernen zu unterstützen. Besonders im Onboarding-Prozess erleichtert MIA neuen Kolleg:innen den Einstieg, beantwortet häufige Fragen und steigert durch intelligente Informationsverarbeitung die Effizienz im Arbeitsalltag. Auch im Kundenservice wird KI genutzt und ein digitaler Assistent in Form eines Voicebots für Telefonie eingesetzt. Der Voicebot versteht die Anliegen der Kund:innen und bietet den schnellsten Lösungsweg. Einfache wiederkehrende Aufgaben werden direkt und ohne Wartezeit vom Voicebot erledigt, komplexe Aufgaben identifiziert und direkt an die dafür zuständigen Mitarbeiter:innen weitergeleitet. Ziel ist die Weiterentwicklung des Voicebots zu einem KI-Agenten, der autonome Entscheidungen treffen, ein erweitertes Kontextverständnis aufbauen und dadurch komplexere Prozesse in menschenähnlichen Dialogen abbilden kann. Weiters wurden im Rahmen eines konzernweiten Digitalisierungsprojektes Festlegungen für weitere KI-Anwendungen erarbeitet.