Ausblick
Laut den jüngsten Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute wird sich die konjunkturelle Entwicklung im Geschäftsjahr 2025/26 positiv fortsetzen. Im Kalenderjahr 2026 dürfte die Erholung des Warenaußenhandels einsetzen, während die positive Entwicklung der bereits im Geschäftsjahr 2024/25 zunehmenden Wohnbauinvestitionen anhalten wird. Die heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute IHS und WIFO erwarten für Österreich im Kalenderjahr 2026 ein BIP-Wachstum zwischen +0,9 % und +1,1 %, während der IWF mit +0,8 % eine etwas pessimistischere Prognose abgibt. Die Inflationsrate dürfte auf 2,4 % zurückgehen. Für Tschechien wird im Kalenderjahr 2026 ein Wirtschaftswachstum von +2,0 % erwartet, welches damit über dem für den Euroraum prognostizierten Zuwachs von +1,0 % liegt.
Energiepolitisch ist im ersten Quartal des Kalenderjahres 2026 mit einer Mitteilung der EU-Kommission zum Thema Elektrifizierung zu rechnen, die darauf abzielt, einen größeren Anteil des Energieverbrauchs von fossilen Energieträgern auf Strom umzustellen. Damit soll ein Beitrag zu den Dekarbonisierungszielen der EU geleistet, die Systemeffizienz gestärkt und den Verbraucher:innen die Vorteile erneuerbarer Energien zugänglich gemacht werden. Der Aktionsplan ist Teil des „Clean Industrial Deal“ und des Aktionsplans für bezahlbare Energie. Das ElWG befindet sich seit Oktober 2025 in der politischen Koordinierung und weist zahlreiche Änderungen zur Begutachtung auf. Möglicherweise erfolgt dazu eine Beschlussfassung im Nationalrat im Dezember 2025. Die Begutachtung des EABG wurde am 21.10.2025 abgeschlossen. Nach der Einarbeitung der Stellungnahmen sowie der Beschlussfassung im Ministerrat und im Nationalrat ist mit einer Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt im ersten Halbjahr des Kalenderjahres 2026 zu rechnen.
Für das Geschäftsjahr 2025/26 kann von einem Strompreisniveau ähnlich jenem des abgelaufenen Geschäftsjahres ausgegangen werden. Bei den wesentlichen Eingangsparametern werden leicht rückläufige Gaspreise und steigende Preise für CO2-Zertifikate erwartet. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Volatilität des Strommarktes weiter verstärkt. Das betrifft sowohl einen erwarteten Anstieg der Zeiträume mit negativen Preisen als auch mehr vereinzelt auftretende Zeiträume mit sehr hohen Preisen. Neben den Entwicklungen in den relevanten Krisenregionen werden auch die politischen Diskussionen über die Ziele der Energiewende die Energiemärkte beeinflussen. Ein wesentlicher Einflussparameter bleibt die Wirtschaftsentwicklung und die damit verbundene Nachfrage.
Im Erzeugungsbereich stehen der Bau des PSKW Ebensee sowie des Kraftwerks Traunfall im Geschäftsjahr 2025/26 weiterhin im Fokus. Auch die begonnene Ausbauoffensive von Windkraft und PV wird weiter voranschreiten. So soll der Windpark Trautmannsdorf Nord um eine Anlage mit 4,2 MW erweitert werden, die Einreichung zur Genehmigung ist geplant. Zahlreiche PV-Projekte befinden sich in Bau bzw. in unterschiedlichen Phasen der Genehmigung und gehen sukzessive in die Errichtungs- und Inbetriebnahmephase. Darüber hinaus wird vermehrt auch auf innovative Wasserstoffprojekte fokussiert. Das Eingehen strategischer Partnerschaften soll dazu beitragen, dass die Energie AG sich aktiv im Wasserstoffmarkt positioniert.
Auch die Vertrieb GmbH erwartet mit dem neuen ElWG gravierende Marktveränderungen, da der Strommarkt modernisiert und neue Marktrollen geschaffen werden sollen, um die Integration erneuerbarer Energien und innovativer Energietechnologien zu fördern. Es wird zudem der Anbieterwechsel für Endkund:innen erleichtert und der Konsumentenschutz und die Preistransparenz gestärkt werden. Im kommenden Geschäftsjahr werden unter anderem die Entwicklung neuer, nachhaltiger Produkte, die Förderung des Einsatzes von Wärmepumpen in Verbindung mit dem schrittweisen Rückzug aus Gas sowie der Ausbau der Elektromobilität im vertrieblichen Fokus stehen. Diese Maßnahmen werden maßgeblich dazu beitragen, die konzernweiten Dekarbonisierungsziele realisieren zu können.
Für das Segment Netz sind die regulatorischen Rahmenbedingungen für das Geschäftsjahr 2025/26 weiterhin als positiv einzuschätzen. Für Stromnetze stehen Investitionen in Netzausbau, Digitalisierung und flexible Tarife im Fokus, um den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien und neue Verbrauchsmuster zu integrieren. Gleichzeitig bleibt die Anreizregulierung bestehen, was Effizienzsteigerungen trotz des damit verbundenen Kostenanstiegs erfordert. Im Gasbereich verschärft sich der Druck zur Redimensionierung der Netze aufgrund der rückläufigen Anzahl an Kund:innen, während parallel die Vorbereitung für Wasserstoff und erneuerbare Gase an Bedeutung gewinnen und an der Schaffung von Rahmenbedingungen zur Umsetzbarkeit und Finanzierung eines Wasserstoff-Startnetzes intensiv gearbeitet wird. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Anschluss von dezentralen Erzeugungsanlagen, Batteriespeichern, der Dekarbonisierung der Industrie und dem Hochlauf der Elektromobilität mit den dafür notwendigen Ladepunkten sind groß, weshalb für die nächsten Jahre die Investitionsmittel auf einem sehr hohen Niveau bleiben, jedoch auch Personalressourcen und die ausreichende Verfügbarkeit von Material und Betriebsmitteln im Fokus bleiben. Im kommenden Geschäftsjahr treten voraussichtlich vor allem für das Segment Netz drei bedeutende Gesetze in Kraft: das ElWG, das EABG und die GWG-Novelle.
Im Segment Umwelt wird im kommenden Geschäftsjahr aufgrund der angespannten Situation bei den Industrie- und Gewerbebetrieben in Österreich mit zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen gerechnet, wobei hinsichtlich der Mengenauslastung der Verbrennungsanlagen weiterhin eine sehr gute Auslastung zu erwarten ist. Bei den Wertstoffen Papier, Metalle und Altholz ist die weitere Entwicklung schwierig zu prognostizieren, wobei tendenziell Preisrückgänge für Altpapier/Karton und Altmetalle erwartet werden. Die Umwelt Service GmbH wird im Geschäftsjahr 2025/26 weiter in nachhaltige Projekte investieren, wie beispielsweise in die Installation von PV-Anlagen und in die Anschaffung von LKWs mit elektrischem Antrieb und Elektro-Ladeinfrastruktur.
Im Segment Tschechien wird im Geschäftsjahr 2025/26 die Umsetzung von Dekarbonisierungs- und Energieeffizienzprojekten in den Geschäftsbereichen Wärme- und Trinkwasserversorgung sowie Abwasserentsorgung weiter konsequent verfolgt. Dabei gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend an Bedeutung und fließen verstärkt in die Projektentwicklung und -umsetzung ein. Für die Städte und Gemeinden werden weiterhin Dienstleistungen (z. B. Baumontagen, Labortätigkeiten, Leckageortung) aus dem gesamten Wasser- und Wärmespektrum angeboten. Darüber hinaus wird im kommenden Geschäftsjahr die Verlängerung wichtiger Betreiberverträge im Bereich Wasserversorgung eine zentrale Herausforderung bleiben.
Auch im Geschäftsjahr 2025/26 legt die Energie AG weiterhin den Fokus auf die Gewährleistung der Ver- und Entsorgungssicherheit für ihre Kund:innen sowie auf die Festigung der finanziellen Stabilität des Konzerns. Zahlreiche strategische Projekte und Maßnahmen werden das kommende Geschäftsjahr prägen, die maßgeblich zur aktiven Mitgestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft beitragen. Dabei steht insbesondere der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien, die fortschreitende Dekarbonisierung sowie die Weiterentwicklung einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden die konzernweite digitale Transformation und die Ausrichtung aller Leistungen auf die Bedürfnisse der Kund:innen konsequent vorangetrieben.
Im Lichte der prognostizierten konjunkturellen Entwicklung, geopolitischer Spannungen und marktwirtschaftlicher Unsicherheiten erwartet die Energie AG für das Geschäftsjahr 2025/26 ein solides Ergebnis unter dem Niveau der Vorjahre.
Linz, am 2. Dezember 2025
Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich
Dr. Leonhard Schitter, M.A.
CEO
Dr. Andreas Kolar
CFO
Dipl.-Ing. Alexander Kirchner MBA
CTO