Versorgungs­sicherheit und -qualität

Die Versorgungssicherheit ist die Grundlage für allgemeines wirtschaftliches Wachstum, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Lebensqualität. Mit seinen Dienstleistungen ist der Energie AG-Konzern ein wesentlicher Treiber für die internationale Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Oberösterreich.

Die Energie AG-Kraftwerke und das Stromnetz der Netz OÖ GmbH leisten einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Zum einen betreibt die Energie AG einen Kraftwerkspool für Regelenergie und trägt somit wesentlich zur Primär- und Sekundärregelung in Österreich bei. Zum anderen leisten Kraftwerke der Energie AG, insbesondere das GuD-Kraftwerk Timelkam, im Rahmen des Engpassmanagements einen wesentlichen Beitrag zur Netzstützung.

Aufgrund des Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine erfolgen derzeit seitens der österreichischen Regierung und der E-Control Austria Vorbereitungen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit. Dazu zählen weitreichende Maßnahmen wie etwa die Einspeicherung einer staatlichen Erdgasreserve, Maßnahmen, die eine Erdgassubstitution erleichtern, und vieles mehr. Die Austrian Strategic Gas Storage Management GmbH (ASGM), eine Tochter der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), an der die Netz OÖ GmbH mit 15 % beteiligt ist, wurde mit der Bevorratung von 20 TWh Gas in den österreichischen Gasspeichern (im Sinne der strategischen Gasreserve gemäß § 18a GWG 2011) beauftragt. Die Reserve steht für allfällige Versorgungsengpässe zur Verfügung. Gemäß Statistik Austria lag der Speicherstand Anfang Oktober 2023 bei 94 TWh, das entspricht 96 % der möglichen Gesamtspeicherkapazität in Österreich. Der bundesweite Gasverbrauch liegt bei rund 90 TWh pro Jahr. Die Gasspeicherkapazitäten dienen auch dazu, die Vorhalteverpflichtungen gem. Artikel 6 (1) lit. c der Gas-SoS-Verordnung (EU) 2017/1938 in Verbindung mit § 121 Abs. 5 GWG bzw. den nationalen Versorgungsverpflichtungen gem. § 121 Abs. 5a GWG zu erfüllen. Im Rahmen dieser gesetzlichen Vorgaben ist die Vertrieb GmbH als Versorger geschützter Kund:innen zum Nachweis einer entsprechenden Speichervorhaltung von bis zu 45 Tagen verpflichtet. Ergänzend ist ab 01.01.2024 für thermische Gas-Kraftwerke über 50 MW auch eine verpflichtende Vorhaltung von Gasmengen von bis zu 45 Tagen vorgesehen. Diese Bestimmung soll für zwei Winterhalbjahre gelten und 2026 auslaufen.

Bei Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit steht neben den Vorsorgemaßnahmen für Gaskund:innen insbesondere die Absicherung der Fernwärmeversorgung im Fokus. Das Engpassmanagement mittels des GuD-Kraftwerks Timelkam trägt ebenfalls wesentlich zum Erhalt der Versorgungssicherheit bei. Im Zusammenspiel mit den staatlich vorgesehenen Maßnahmen ist die Vorsorgesituation gut, Unsicherheiten ergeben sich aber neben den schwer kalkulierbaren russischen Gaslieferungen auch durch den Kernenergie-Ausstieg Deutschlands und die derzeit unzureichenden Kernkraftwerkskapazitäten Frankreichs. Ein EU-weit abgestimmtes Vorgehen in der derzeitigen Energiekrise ist von großer Bedeutung für die Versorgungssicherheit, aber auch im Hinblick auf die Energiepreisentwicklungen.

Die Schwarzstart- und Inselbetriebsfähigkeit von Kraftwerken ermöglicht den Start dieser Anlagen ohne externe Stromversorgung. Die Netz OÖ GmbH hat im Geschäftsjahr 2022/2023 mehrere erfolgreiche Prüfungen der Schwarzstart- und Inselbetriebsfunktionen mit den für einen Netzwiederaufbau vorgesehenen Erzeugungsanlagen durchgeführt. Die Netz OÖ GmbH führt regelmäßig Trainings an Netzsimulatoren zur Prüfung abgestimmter Netzwiederaufbauszenarien durch. Zyklische Funktionsprüfungen von für einen Netzwiederaufbau relevanten Erzeugungsanlagen und die Testung der operativen Prozesse stellen einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit dar.

In der aktuellen, durch den Ukrainekonflikt ausgelösten Energiekrise erfolgt eine Prüfung von Maßnahmen zur Verbesserung der Erdgasversorgungssicherheit. Dazu zählt die Optimierung der Brennstoffbeschaffung, die Einspeicherung von Erdgas sowie das Ausloten von Umrüstungs- und Substitutionspotenzialen für Erdgas. Seitens Energie AG erfolgen insbesondere auch Vorbereitungen zur Erdgassubstitution im Sinne der erwarteten 1. Erdgas-Lenkungsmaßnahmen-Verordnung.

Der Ausbau und die Verstärkung der Netzinfrastruktur sowie die Erhöhung von Energie-Speicherkapazitäten (z. B. Pumpspeicherkraftwerke) sollen als Vorsorge dienen, um Bedarfsspitzen schnell und vollumfänglich abzufedern und das volatile Einspeisevolumen dezentraler Erzeugungsanlagen, die Energie aus erneuerbaren Quellen produzieren, zu kompensieren.

Im Bereich Digitalisierung wird der Ausbau des Glasfasernetzes als Voraussetzung für eine flächendeckende Versorgung sämtlicher Regionen Oberösterreichs mit lichtschnellem Internet weiter vorangetrieben.

Die Energie AG stellt die qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung bzw. Abwasserklärung insbesondere in von Wasserknappheit betroffenen Regionen, sicher und bringt darüber hinaus im Bereich Abwasserklärung technologisches Know-how zur Schaffung einer ausgereiften Infrastruktur ein (z. B. Leckage-Ortung).

Im Segment Entsorgung deckt der Energie AG-Konzern die gesamte Wertschöpfungskette von der Sammlung über die Sortierung bis zur (Wieder-)Verwertung von Abfällen auf höchstem technischen Niveau ab. Die Angebote richten sich dabei konsequent am Bedarf der privaten, gewerblich-industriellen und kommunalen Kund:innen aus.

Eine unbedingte Gewährleistung der Versorgungssicherheit, auch unter außergewöhnlichen Rahmenbedingungen (drohende Engpässe auf dem Energiemarkt, dramatische Preiserhöhungen), und die damit einhergehende Stärkung der Resilienz des Unternehmens ist eine der obersten Prioritäten des Energie AG-Konzerns.

Das Anlagenmanagement („Asset Management“) der Netz OÖ GmbH zielt bei allen Aktivitäten auf höchstmögliche Effizienz hinsichtlich Sicherheit, Qualität und Kosten ab.

Für die Bewertung von Leistungsfähigkeit, Versorgungssicherheit und -qualität werden jährlich unter anderem Kennwerte wie verfügbare Netzkapazität, Netzzuverlässigkeit, Netzstörungen und deren Ursachen (Unterbrechungsdauer >3 min) ermittelt und daraus Handlungsoptionen für Optimierungen in Netzerhaltung und -ausbau abgeleitet.

Die Netz OÖ GmbH betreibt ein Stromnetz mit einer Leitungslänge von insgesamt 33.684 km (Vorjahr: 33.445 km) und ein Gasnetz mit einer Leitungslänge von insgesamt 5.630 km (Vorjahr: 5.634 km). Diese modernen und zuverlässigen Netze gewährleisten die sichere Energieversorgung von rund 575.000 Netzkund:innen.

Leitungsnetze in km

 

 

2022/2023

 

2021/2022

 

2020/2021

Strom

 

33.684

 

33.445

 

33.185

Gas

 

5.630

 

5.634

 

5.624

Glasfaser

 

5.880

 

5.820 1)

 

7.021

1)

Der Rückgang der Kilometer des Glasfasernetzes im Geschäftsjahr 2021/2022 im Vergleich zu Vorjahreswerten ergibt sich aus der Abspaltung des FTTH-Bereichs.

Die Versorgungszuverlässigkeit des Stromnetzes lag im Kalenderjahr 2022 – gemessen an der leistungsbezogenen Nichtverfügbarkeit (ASIDI – „Average System Interruption Duration Index“) – bei 32,72 min/a (2021: 44,53 min/a), gemessen an der leistungsbezogenen mittleren Unterbrechungshäufigkeit (ASIFI – „Average System Interruption Frequency Index“) bei 1,07 [1/a] (2021: 1,10 [1/a]), wobei regional außergewöhnliche Ereignisse in der Statistik nicht berücksichtigt werden. Die kundenbezogene Nichtverfügbarkeit (SAIDI – „System Average Interruption Duration Index“) lag bei 40,11 min/a (2021: 52,89 min/a), die kundenbezogene mittlere Unterbrechungshäufigkeit (SAIFI – „System Average Interruption Frequency Index“) bei 1,31 [1/a] (2021: 1,34 [1/a]). Das Kalenderjahr 2022 war von mehreren Orkantiefs im Monat Februar und einer auffälligen Gewitterhäufung im Sommermonat Juni geprägt. Durch die geografischen Gegebenheiten des Versorgungsgebiets der Netz OÖ GmbH liegen die Nichtverfügbarkeitskennwerte in Oberösterreich in der Regel über dem österreichweiten Durchschnitt. Die Verfügbarkeit des Gasnetzes lag im Kalenderjahr 2022 wie in den Vorjahren bei 99,99 %.

Versorgungszuverlässigkeit 1)

 

 

2022

 

2021

 

2020

SAIDI (min/a)

 

40,11

 

52,89

 

53,58

ASIDI (min/a)

 

32,72

 

44,53

 

50,82

SAIFI (1/a)

 

1,31

 

1,34

 

1,68

ASIFI (1/a)

 

1,07

 

1,10

 

1,52

1)

Bei diesen Kennzahlen handelt es sich um statistische Systemkennzahlen für den nationalen und internationalen Vergleich, die keine Aussagen über die jeweils lokal vorherrschende Nichtverfügbarkeit zulassen.

Im Erzeugungsbereich erfolgt die Optimierung der technischen Verfügbarkeit durch einen ganzheitlichen Ansatz, von der Planung und Auslegung von Kraftwerken bis zur systematischen Erarbeitung von Instandhaltungsstrategien als Teil der Due-Diligence-Maßnahmen.

Neben den ökologischen Maßnahmen im Zuge der Anlagenplanung ist auch die Verbesserung des Hochwasserschutzes ein wesentlicher Aspekt bei der Errichtung der Laufwasserkraftwerke der Energie AG. Die einzelnen Maßnahmen für den laufenden Betrieb sind in der behördlich genehmigten Betriebsordnung festgelegt.

Die Bereitstellung von Telekommunikations-Vordienstleistungsprodukten im gesamten Versorgungsgebiet der Energie AG und von Telekommunikations- und Telematikdienstleistungen für den Konzern sowie der Aufbau und der Betrieb des Backbone für den externen Markt liegen in der Verantwortung der Telekom GmbH. Für die Vertrieb GmbH stellt die Telekom GmbH neben Bandbreiten auch Leistungen im Layer-3-Bereich (Internet Connectivity, Telefonie) bereit.

Die Verfügbarkeit der Datenverbindungen im Glasfasernetz wird über die Auswertung der Entstörzeiten aus dem Troubleticketsystem ermittelt und betrug im Berichtszeitraum 99,98 % (Vorjahr 99,99 %). Die Entstörzeit bezeichnet dabei die Zeitspanne zwischen Eingang der Störungsmeldung und Störungsende. Das im Geschäftsfeld Telekom transportierte Internet-Datenvolumen erhöhte sich weiter und betrug im Geschäftsjahr 2022/2023 111.920 Terabyte (TB) (Vorjahr: 88.670 TB). Das konzerneigene Glasfasernetz umfasste mit Ende des Berichtszeitraums 5.880 km (Vorjahr 5.820 km).

Versorgungszuverlässigkeit in %

 

 

2022/2023

 

2021/2022

 

2020/2021

Verfügbarkeit der Datenverbindungen

 

99,98

 

99,99

 

99,99

Berechnungsformel für die Versorgungszuverlässigkeit: Verfügbarkeit = Beobachtungszeitraum minus (-) Summe der Entstörzeiten durch (/) Beobachtungszeitraum mal (x) 100 %. Im Geschäftsjahr 2021/2022 lag die Versorgungszuverlässigkeit bei 99,985 % und wird gerundet mit 99,99 % angegeben.

Die Verfügbarkeit der Wasserversorgung im Segment Tschechien liegt konstant bei 99,9 % oder darüber. Die Netzqualität im Bereich Trinkwasser schwankt (überwiegend verursacht durch winterliche Bedingungen) von Jahr zu Jahr zwischen 0,2 und 0,3 Schadensfällen pro Kilometer und Jahr. Die Netzqualität im Bereich Abwasser liegt bei rund 0,1 Netzstörungen pro Kilometer und Jahr.

In Regionen, die von durch den Klimawandel bedingte Trockenheit und zunehmende Wasserknappheit betroffen sind, stellt die Energie AG über Beteiligungen die Versorgung mittels Trinkwasserlieferung durch Tankwagen und mit Zisternen sicher. Eine Maßnahme zur Verbesserung der Versorgungssicherheit ist der überregionale Zusammenschluss von Wasserversorgungssystemen. So kann Trinkwasser aus Gebieten mit Wasserüberschuss in Mangelgebiete gelangen. Die Vertragspartner der Energie AG-Beteiligungen werden auch bei Projekten zur Ressourcensicherung mit umfassendem wasserwirtschaftlichen Know-how unterstützt.