GRI
Erzeugung
Der Erzeugungsbereich der Energie AG ist zuständig für Entwicklung, Errichtung, Betrieb und Instandhaltung von Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen sowie Anlagen zur Verteilung von Wärme. Die Energie AG bekennt sich zur umweltfreundlichen Nutzung erneuerbarer Energien, errichtet und betreibt Wasserkraftwerke sowie thermische Kraftwerke und Wärmeversorgungsanlagen, unter anderem auch mit Einsatz von Biomassebrennstoffen. Sie engagiert sich beim Ausbau von Windkraft- und PV-Anlagen. Darüber hinaus fördert sie die Forschung im Bereich der alternativen Stromerzeugung.
Ausbau erneuerbarer Energie
Die Erneuerbaren-Ausbau-Ziele 2030 der Energie AG wurden durch das Strategieprojekt „LOOP“ im Wesentlichen bestätigt. Die ursprünglichen Ziele bis 2030 von +630 GWh/a werden bis 2035 auf +1.200 GWh/a verdoppelt. Der weitere Ausbau des bestehenden Erzeugungsportfolios aus erneuerbaren Quellen ist ein Schwerpunkt der strategischen Entwicklung. Nach technischer und wirtschaftlicher Potenzialabschätzung sind für den Energie AG-Konzern die Erzeugung von rund 1.200 GWh/a erneuerbarem Strom durch neue Anlagen (Wasserkraft, Windkraft und PV) und Effizienzsteigerungen bei bestehenden Anlagen bis 2035 möglich. Die bestehenden Kapazitäten des Energie AG-Konzerns betreffend Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern von etwa 2.750 GWh/a in einem Regeljahr werden um fast 50 % auf rund 3.950 GWh/a erhöht.
Um die sehr ambitionierten Energieziele österreichweit zu erreichen, benötigt es optimale Rahmenbedingungen und einen breiten Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Bevölkerung. Neben der Verkürzung und Vereinfachung von UVP-und Einzelgenehmigungsverfahren für Energieerzeugungsanlagen ist auch der notwendige Ausbau der Stromnetzinfrastruktur auf allen Spannungsebenen ein zentraler Baustein für eine nachhaltige Energie- und Klimazukunft.
Die zunehmende allgemeine öffentliche Akzeptanz des Ausbaus erneuerbarer Stromerzeugung steht im starken Widerspruch zur Akzeptanz konkreter Projekte. Die Energie AG begegnet dieser Entwicklung durch Bürgerbeteiligungsverfahren und frühzeitige Einbindung der betroffenen Gemeinden, Anrainer:innen und sonstigen Interessensgruppen, siehe Strategie, Dialog mit Stakeholdern.
Wasserkraft
Die Energie AG betreibt insgesamt 43 eigene Wasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 280 MW und einem Regelarbeitsvermögen von rund 1.160 GWh (Vorjahr: 1.160 GWh) und hält Bezugsrechte an Laufwasserkraftwerken an Enns und Donau sowie am Pumpspeicherkraftwerk Malta/Reißeck II mit einem anteiligen Regelarbeitsvermögen von rund 1.410 GWh (Vorjahr 1.410 GWh).
Die Energie AG bewirtschaftet ihre Wasserkraftwerke primär langfristig auf dem Strommarkt und erbringt darüber hinaus wichtige Netzdienstleistungen wie die Bereitstellung von Regelenergie.
Wasserkraft ist die wichtigste Säule der Stromversorgung in Österreich und soll laut nationalen Zielen um weitere 5 TWh bis 2030 ausgebaut werden. Auch im Kraftwerksportfolio der Energie AG kommt der Großteil der Stromaufbringung aus Wasserkraft. In Oberösterreich ist bereits ein sehr hoher Ausbaugrad von über 90 % erreicht. Projekte für den Neubau des Kraftwerks Weißenbach und den Ersatzneubau des Kraftwerks Traunfall sind eingereicht, um bis 2030 die Nutzung des Potenzials an sauberem Strom auszubauen. Das Projekt Weißenbach liefert neben der klimafreundlichen Stromerzeugung auch einen wertvollen Beitrag zum Hochwasserschutz in der Region. Ökologische Maßnahmen werden so gestaltet, dass der Verlust an Triebwasser für die Wasserkraft möglichst reduziert und ausgeglichen werden kann.
Speicherausbau, wie der der Bau des Pumpspeicherkraftwerks in Ebensee, schafft Flexibilität, für die Stromversorgung in Österreich siehe Unternehmensstrategie 2035, Versorgungs- und Entsorgungssicherheit.
Photovoltaik
Der PV-Ausbau soll einerseits durch PV-Eigenanlagen erfolgen, andererseits durch PV-Contractinganlagen im Gebäudebereich. Die Energie AG geht dabei im Einklang mit der „OÖ Photovoltaik Strategie 2030“ vor.
Der Energie AG-Konzern betreibt 100 PV-Anlagen (Vorjahr: 84) mit einer Leistung von rund 21 MW (Vorjahr: 18 MW) und einem Regelarbeitsvermögen von 21 GWh (Vorjahr: 19 GWh).
Im Geschäftsjahr 2022/2023 befanden sich zwei PV-Eigenanlagen in der Umsetzung. Zum einen wurde auf Dachflächen einer Reitsportanlage eine PV-Anlage mit einer Leistung von 1,46 MWp errichtet. Beim zweiten Projekt wurde am Energie AG-Standort in Timelkam die bestehende PV-Anlage mit ca. 1,15 MWp ergänzt, sodass die abgeschlossene Deponiefläche bestmöglich zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Beide Anlagen wurden mit Beginn des Geschäftsjahres 2023/2024 in Betrieb genommen.
Die Umwelt Service GmbH setzte im Geschäftsjahr 2022/2023 erneut wesentliche Schritte in Richtung Dekarbonisierung der Energieversorgung eigener Betriebsstandorte. So kann dank Errichtung und Inbetriebnahme einer PV-Anlage der Standort Mühldorf in Kärnten seit Frühjahr 2023 energieautark und somit vollständig unabhängig von externen Versorgern betrieben werden.
Windkraft
Die Energie AG beteiligt sich neben dem Standort Munderfing in Oberösterreich auch an Windkraftanlagen in den niederösterreichischen Gemeinden Trautmannsdorf und Scharndorf. Gemeinsam mit lokalen Partnerunternehmen ist der Energie AG-Konzern über Beteiligungsgesellschaften an vier Windparks mit 14 Windkraftanlagen beteiligt (Vorjahr: 13) und trägt damit aktiv zum Erreichen der Klimaziele bei. Die Windkraftanlagen haben eine anteilige Leistung von rund 15 MW (Vorjahr: 15 MW) und ein Regelarbeitsvermögen von rund 38 GWh (Vorjahr: 36 GWh). Im Oktober 2022 wurde im Windpark Munderfing eine neue Windkraftanlage mit 3,45 MW errichtet.
Im Gebiet Kobernaußerwald ist eine Ausweitung der Windkraftproduktion bis 2030 geplant. Der Ausbau der Windkraft um bis zu 19 neue Windkraftanlagen in den Gemeinden Schalchen, Maria Schmolln, Lengau und St. Johann am Walde wird aktuell geprüft.
|
|
Einheit |
|
2022/2023 |
|
2021/2022 |
|
2020/2021 |
|||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wasserkraftwerke |
|
Anzahl |
|
43 |
|
43 |
|
43 |
|||
Gesamtleistung |
|
MW |
|
280 |
|
280 |
|
280 |
|||
Regelarbeitsvermögen |
|
GWh |
|
1.160 |
|
1.160 |
|
1.160 |
|||
Bezugsrechte Wasserkraft |
|
MW |
|
380 |
|
380 |
|
380 |
|||
Bezugsrechte Wasserkraft Regelarbeitsvermögen |
|
GWh |
|
1.410 |
|
1.410 |
|
1.410 |
|||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|||
Thermische Kraftwerke (Standorte) |
|
Anzahl |
|
6 |
|
6 |
|
6 |
|||
Leistung elektrisch |
|
Mwel |
|
400 |
|
400 |
|
400 |
|||
Regelarbeitsvermögen 1) |
|
GWh |
|
2.250 |
|
2.250 |
|
2.250 |
|||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|||
Fernwärmeversorgungsnetze Österreich |
|
Anzahl |
|
12 |
|
12 |
|
12 |
|||
Wärme-Contractinganlagen |
|
Anzahl |
|
626 |
|
614 |
|
607 |
|||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|||
Windkraftanlagen |
|
Anzahl |
|
14 |
|
13 |
|
13 |
|||
Leistung |
|
MW |
|
15 |
|
15 |
|
15 |
|||
Regelarbeitsvermögen |
|
GWh |
|
38 |
|
36 |
|
36 |
|||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|||
PV-Anlagen |
|
Anzahl |
|
100 |
|
84 |
|
75 |
|||
Leistung |
|
MW |
|
21 |
|
18 |
|
14 |
|||
Regelarbeitsvermögen |
|
GWh |
|
21 |
|
19 |
|
14 |
|||
|
|
|
2022/2023 |
|
2021/2022 |
|
2020/2021 |
||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
|
|
GWh |
|
% |
|
GWh |
|
% |
|
GWh |
|
% |
Erdgas-Kraftwerke |
|
483 |
|
15,3 |
|
1.015 |
|
28,4 |
|
465 |
|
14,7 |
Abfallverbrennung |
|
120 |
|
3,8 |
|
120 |
|
3,4 |
|
118 |
|
3,7 |
Wasserkraft |
|
2.359 |
|
74,8 |
|
2.232 |
|
62,4 |
|
2.381 |
|
75,1 |
Biomasse und biogene Abfälle |
|
143 |
|
4,5 |
|
154 |
|
4,3 |
|
157 |
|
5,0 |
Windkraft |
|
33 |
|
1,1 |
|
38 |
|
1,1 |
|
35 |
|
1,1 |
Photovoltaik |
|
17 |
|
0,5 |
|
18 |
|
0,5 |
|
13 |
|
0,4 |
Summe Eigenaufbringung |
|
3.155 |
|
|
|
3.577 |
|
|
|
3.169 |
|
|
Anteil erneuerbare Energien |
|
2.552 |
|
80,9 |
|
2.442 |
|
68,3 |
|
2.586 |
|
81,6 |
Im Geschäftsjahr 2022/2023 stammten 80,9 % der Stromeigenaufbringung der Energie AG aus erneuerbaren Quellen (Vorjahr: 68,3 %), davon 92,4 % aus Wasserkraft (Vorjahr: 91,4 % 1)), der Rest aus PV, Windkraft, Biomasse und biogenen Abfällen. Gründe für den gestiegenen Anteil der Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen sind einerseits eine bessere Wasserführung der Flüsse, welche mit einem Erzeugungskoeffizienten von 0,93 zwar um 7,0 % unter dem langjährigen Mittel, aber um 5,0 % über dem Vorjahreswert lag, und andererseits hat sich der Einsatz der thermischen Kraftwerke aufgrund der Marktbedingungen um mehr als die Hälfte reduziert.
Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäftsmodell
Veränderungen aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels werden in der Geschäftspolitik berücksichtigt. Unter anderem werden einschlägige Studien verfolgt, die untersuchen, wie sich Niederschläge oder längere Trockenzeiten im Einzugsbereich der Energie AG-Wasserkraftwerke verändern. Eine statistisch signifikante Änderung des Regelarbeitsvermögens (RAV) der Wasserkraftwerke ist bis dato nicht erkennbar bzw. abschätzbar. Die aktuelle Volatilität auf den Strommärkten (Preisvolatilität) übersteigt die wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund eventueller klimabedingter Änderungen des RAV bei Weitem. Überlagert werden die Effekte von der natürlichen Schwankung der Wasserführung und auch von rechtlichen Unsicherheiten, die Einfluss auf die Stromerzeugung aus Wasserkraft haben. Die Energie AG wirkt diesen Unsicherheiten unter anderem entgegen, indem individuell je Kraftwerk Maßnahmen zum Erhalt des besten Standes der Technik getroffen werden.
Die Energie AG ist hinsichtlich eines möglichen verstärkten Auftretens von Extremereignissen, insbesondere Hochwasser, vorbereitet. Die Organisation beim Auftreten von Extremereignissen betrifft die Betriebsführung der Kraftwerke und vor allem die Wehrbetriebsordnung. Die wesentlichen Maßnahmen und Konzepte sind mit den zuständigen Behörden abgestimmt und werden regelmäßig überprüft und aktualisiert.
Flexibilitätsbedarf in der Stromerzeugung
Neben einer leistungsfähigen Netzinfrastruktur ist es im Hinblick auf die Versorgungssicherheit erforderlich, gesicherte, flexible Leistung rasch zur Verfügung zu stellen. Nach Erreichen des Ausbauziels „100 % Erneuerbare Energieträger“ in der Stromerzeugung im Jahr 2030 ist in den Sommermonaten eine deutliche Überschuss-Produktion von PV-Strom zu erwarten. Im Winter hingegen kann der höhere Strombedarf – vorwiegend getrieben von Wärmepumpen, E-Mobilität und Elektrifizierung der Industrie – aufgrund unzureichender Leistung der PV- und Windkraftanlagen nicht gedeckt werden. Um die Systemstabilität auch dann zu gewährleisten, sind „Backup-Kapazitäten“ durch flexible Gas- und Dampfkraftwerke notwendig. Das GuD-Kraftwerk Timelkam spielt im Rahmen des Engpassmanagements bzw. als Netzreserve eine entscheidende Rolle.
Um kurzfristig flexible Kapazität bereitstellen zu können, was z. B. aufgrund von Abweichungen der Prognosen von der tatsächlichen Stromproduktion aus Windkraft- und PV-Anlagen erforderlich ist, realisiert die Energie AG das Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee, siehe Unternehmensstrategie 2035. Batteriespeicher und Steuerung des Verbrauchsverhaltens sind zwar aus heutiger Sicht eine sinnvolle Ergänzung, können aber den gesamten zusätzlichen Flexibilitätsbedarf bei Weitem nicht von alleine decken. Zum Erhalt der Systemstabilität muss die volatile Erzeugung aus erneuerbaren Quellen synchron und parallel durch flexible „Backup-Kapazitäten“ wie Pumpspeicherkraftwerke gestützt werden. Für diese sehr kapitalintensiven Investitionen ist die Schaffung entsprechender regulatorischer und förderrechtlicher Rahmenbedingungen notwendig.
Thermische Kraftwerke & Fernwärme
Der thermische Kraftwerkspark der Energie AG spielt in der Energiewende und bei der Umstellung auf erneuerbare Energien aus Gründen der Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle. Er kann die volatile Einspeisung erneuerbarer Energie ausgleichen und fungiert als Reserve bei Netzengpässen. Weiters liefern Biomasse-KWK-Anlagen einen wichtigen Beitrag in puncto Nutzung erneuerbarer Energie.
Die Energie AG betreibt an sechs Standorten 2) thermische Kraftwerke mit einer Leistung von rund 400 MWel und einem Regelarbeitsvermögen von bis zu 2.250 GWh 3). Das leistungsstärkste Kraftwerk in Oberösterreich, das GuD-Kraftwerk Timelkam mit einer Leistung von 405 MWel 4), gewährleistet Flexibilität für die Versorgungssicherheit auf dem Energiemarkt und ermöglicht die Stabilisierung des Stromnetzes im Zuge des Engpassmanagements. Der Standort Timelkam ist für den österreichischen Regelzonenführer von besonders hoher Relevanz für die Versorgungssicherheit.
Das Biomasse-Kraftwerk Timelkam nutzt forstwirtschaftliche und halmgutartige Biomasse sowie biogene Abfälle gemäß Ökostromgesetz zur Erzeugung von Ökostrom und Fernwärme mit einer Leistung von 9,5 MWel und 28 MWth.
Alle thermischen Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen der Energie AG weisen einen sehr hohen Brennstoffnutzungsgrad und daher sparsamen Ressourceneinsatz an Primärenergie auf.
Ressourcenschonung steht nicht nur beim Betrieb dieser Anlagen im Fokus, sie beginnt bereits bei der Errichtung von Infrastrukturanlagen und umfasst deren gesamte Nutzungsdauer. Durch die enge Einbindung von betroffenen Stakeholdern und mit Unterstützung von externen Expert:innen werden die Umweltauswirkungen von neuen Produktions- und Versorgungsanlagen so gering wie möglich gehalten. Eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie gewährleistet eine hohe Verfügbarkeit der Anlagen und maximiert deren Lebensdauer.
Die Steigerung der Energieeffizienz bei der Strom- und Wärmeproduktion, in den Verteilnetzen sowie beim Energie- und Wasserverbrauch durch die Kund:innen steht im Fokus des permanenten Bemühens um Nachhaltigkeit.
Die gute Umweltverträglichkeit der thermischen Kraftwerke und der Wärmeerzeugung wird durch den Einsatz des besten verfügbaren Standes der Technik sichergestellt, der auch bei Bestandsanlagen regelmäßig intern wie extern überprüft wird. Ein wichtiges Element zur Effizienzsteigerung ist die Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), der kombinierten Erzeugung von Strom und Wärme. Die Nutzung der Wärme erfolgt durch Verwendung als industrielle Prozesswärme oder durch Fernwärme für Industrie, Gewerbe sowie Haushaltskund:innen. Effizienzsteigerungen werden durch interne Verbesserungsprozesse im Zuge der laufenden Betriebsführung und Instandhaltung sowie durch Umwelt- und sonstigen Audits erreicht. Die Wärmenutzung wird laufend erweitert. Für größere Anlagen werden regelmäßig Gutachten zum Nachweis der hohen Effizienz eingeholt.
In Österreich werden 12 Fernwärmeversorgungsnetze (Vorjahr: 12) betrieben und 626 Wärme-Contractinganlagen für Kund:innen betreut (Vorjahr: 614). Ein großer Teil der Fernwärme wird mit hocheffizienten KWK-Anlagen sowie mit Biomasseanlagen erzeugt. Neben dem Betrieb von Geothermieanlagen wird auch industrielle Abwärme genutzt.
Der Kraftwerkspark und die Fernwärmeerzeugungsanlagen der Energie AG bieten eine gute Basis für Weiterentwicklungen im Bereich der erneuerbaren Wärme.
Erneuerbare Wärme
Im Wärmebereich hat die Energie AG in den vergangenen Jahren bereits durch einige Projekte die Umstellung auf erneuerbare Energien eingeleitet. Alle Maßnahmen führen bis 2030 zu einem Anteil von über 80 % an nachhaltiger, CO2-neutraler Wärmeerzeugung durch Biomasse mit über 260 GWh (Erzeugung GmbH, Fernwärmenetze Aschach, Freistadt, Pregarten, Weichstetten, Bioenergie Steyr GmbH und Energie Contracting Steyr GmbH), Geothermie mit ca. 45 GWh (GRB Geothermie Ried Bohrung GmbH und Geothermie-Fördergesellschaft Simbach-Braunau mbH) und industrielle Abwärmenutzung im Ausmaß von rund 27 GWh (Kirchdorf und Gmunden). Im Zuge des Projekts „Zukunftsinitiative Strom- und Wärmeversorgung Wels“ wurde der klimafreundliche und ressourcenschonende Ausbau der Wärmeversorgung in Form der Abwärmenutzung aus der Welser Abfallverwertungsanlage (WAV) für die Stadt Wels umgesetzt. Im Geschäftsjahr 2022/2023 betrug die Wärmeausbindung aus der WAV 283 GWh, eine langfristige Steigerung auf rund 390 GWh wird angestrebt. Der Einsatz fossiler Brennstoffe wird durch maximalen Wärmeeinsatz aus der Abfallverbrennung reduziert. Die Strategie der Verdichtung und Optimierung der bestehenden Fernwärmenetze wird fortgeführt. Der Ausbau des Fernwärmestandortes Freistadt ist in Planung. Eckpfeiler des Projektes sind die Erweiterung der Biomasse-Erzeugungsanlagen um 2,5 MW sowie des Fernwärmenetzes um 1.900 Trassenmeter (Trm). Die Inbetriebnahme soll im Geschäftsjahr 2023/2024 erfolgen.
Weitere Informationen zur Energieerzeugung sind im Konzernlagebericht, Leistungswirtschaftliche Kennzahlen sowie Segment Energie enthalten.
Vertrieb
GRI
Eine fundierte Energieberatung leistet durch die daraus resultierenden Energieeinsparungen einen wesentlichen Beitrag zu Umweltschutz und Kostenreduktion. Energieeffizienz und -beratung zählen seit vielen Jahren zu den Kernkompetenzen der Energie AG. Ihre Kundenberater:innen sind in Österreich zu einem großen Teil als „European Energy Manager“ (EUREM) zertifiziert, um die Kund:innen vor Ort – beispielsweise bei Messen oder im Businesskundenbereich – mit konkreten Analysen zu unterstützen.
Als Anbieterin von Energieaudits gemäß Bundes-Energieeffizienzgesetz 2023 beschäftigen die Vertrieb GmbH und deren 100 %-Tochter, die IfEA Institut für Energieausweis GmbH (IfEA), neun gelistete Energieauditoren (im Vorjahr zwölf) und zählen damit zu den größten Anbietern für diese Dienstleistung in Österreich. Die IfEA bietet zahlreiche weitere Energiedienstleistungen für Privatpersonen und Unternehmen an mit dem Ziel, einen nachhaltigen und bewussten Umgang mit Energie zu fördern und den Kund:innen einen einfachen Zugang zu hochwertigen Dienstleistungen zu ermöglichen. Für Privatpersonen werden vor allem Energieausweise, Thermografie und Blower-Door-Tests angeboten. Mit Energieaudits, Energieberatung für kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU), Ermittlung des CO2-Fußabdrucks, Lastganganalysen für Strom und Erdgas, Optimierungskonzepten sowie dem ZukunftsFIT-Check unterstützt die IfEA Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz. Mit der Dienstleistung Fit4Green schafft die IfEA gemeinsam mit einem externen Kooperationspartner einen wesentlichen Mehrwert für ihre Kund:innen. Energieeffizienz, Dekarbonisierung, Entwicklung einer Klimastrategie und konkrete Umsetzungsplanung inkl. Förderstrategie stehen dabei im Fokus. Um auch die Beschäftigten der Energie AG für mehr Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, wurden ihnen der Energieausweis sowie die Gebäudethermografie in einer Sonderaktion 2023 zu vergünstigten Tarifen angeboten.
Die Vertrieb GmbH bietet ein CO2-freies Strom-Labeling für Haushalts- und Gewerbekund:innen. Der Versorgermix weist 0 Gramm CO2/kWh aus. Für die Stromkennzeichnung werden 100 % erneuerbare Energieträger verwendet. Zusätzlich werden Gemeinde- und Businesskunden in der Öko GmbH mit Strom beliefert, der mit dem österreichischen Umweltzeichen UZ46 zertifiziert ist. Mit dem Umweltzeichen werden Tarifmodelle bzw. Produkte von Ökostromhändlern ausgezeichnet, deren Strom zur Gänze aus erneuerbaren Energieträgern stammt und klar definierten, transparenten Bestimmungen und Kriterien entspricht.
Nach der gesetzlich vorgeschriebenen Umstellung des Berichtszeitraums auf ein Kalenderjahr wird in den nachfolgenden Grafiken die Kennzeichnung für den Lieferzeitraum 01.01.2022 bis 31.12.2022 dargestellt. Ebenfalls neu ist die Unterscheidung in eine primäre Stromkennzeichnung, die als grober Überblick dient, und eine sekundäre Stromkennzeichnung in der Detailtiefe wie bisher. Da die primäre Stromkennzeichnung auf Rechnungen, Werbematerial und der Webseite angewendet werden muss und auch hinsichtlich Layout gesetzlich genormt ist, wird hier ebenfalls diese Darstellung gewählt.
Die Energie AG beliefert ihre Stromkund:innen zum größten Teil mit Strom aus umweltfreundlicher Wasserkraft. Die nachstehenden Darstellungen des Versorgermix, des Produktlabels „OÖ Wasserkraft“ und des Produktlabels „OÖ Ökostrom“ der Vertrieb GmbH beziehen sich auf das Kalenderjahr 2022.
Der Großteil der Privat- und Gewerbekund:innen der Energie AG nutzt den Produktmix „OÖ Wasserkraft“:
Der Produktmix „OÖ Ökostrom“ sieht wie folgt aus:
Die Vertrieb GmbH bietet auch ein CO2-reduziertes Gasprodukt an, dem Biogas aus der Biogasanlage Engerwitzdorf beigemischt wird. Über die Biomethaneinspeiseanlage Engerwitzdorf wurden im Geschäftsjahr 2022/2023 ca. 12,0 GWh (Vorjahr: 11,9 GWh) erneuerbares Gas (Biomethan) in das Erdgasnetz eingespeist.
Gemäß den Vorgaben des § 130 Gaswirtschaftsgesetz 2011 (GWG) sowie der Gaskennzeichnungsverordnung ist für das Kalenderjahr 2022 erstmalig die Herkunft des gelieferten Gases auszuweisen. Da hinsichtlich Darstellungsform noch keine fixe Norm vorgegeben ist, wurde der Versorgermix der Energie AG in Anlehnung an die bisherige Stromkennzeichnung erstellt. Die Zusammensetzung der gesamten Gasabgabe an Energie AG-Endkund:innen stellt sich wie folgt dar:
Energieeffizienz bei den Kund:innen
Das Bundes-Energieeffizienzgesetz (EEffG) aus dem Jahr 2014 verlor mit Ende des Kalenderjahres 2020 größtenteils seine Wirksamkeit. Die am 14.07.2023 kundgemachte Novellierung setzt nun einige Verpflichtungen erneut in Kraft. Eine wesentliche Verpflichtung ist die Durchführung eines Energieaudits oder Einführung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems. Weiters haben Energielieferanten eine Beratungsstelle für Haushalte einzurichten. Die Energie AG setzt bei der Umsetzung der Verpflichtungen auf die Expert:innen des Tochterunternehmens IfEA.
Mit ihren Produkten und Dienstleistungen will die Vertrieb GmbH neben den gesetzlichen Verpflichtungen erneuerbare Energien forcieren und die Energieeffizienz bei den Kund:innen verbessern. Daher schafft sie durch Förderungen und Kampagnen zahlreiche Anreize für die effiziente Nutzung von Energie bzw. den Einsatz von energieeffizienten, nachhaltigen Produkten und Technologien. Das Portfolio zur Steigerung der Energieeffizienz wird mit Förderprogrammen des Landes OÖ gekoppelt und trendgemäß erweitert.
Im Kalenderjahr 2022 wurden im Zuge der Energiesparmesse und der Regionaltour rund 19.000 (Vorjahr: 27.000) kostenlose LED-Lampen an Kund:innen verteilt.
Mit der Aktion Haushaltsgerätetausch fördert die Energie AG den Austausch alter energieintensiver Haushaltsgeräte gegen energiesparende Neugeräte. In Zusammenarbeit mit dem Marktpartnernetzwerk konnte im Kalenderjahr 2022 die Anzahl an Kund:innen, die einen Haushaltsgerätetausch durchführten, nochmals gesteigert werden. 1.041 (Vorjahr: 845) alte Haushaltsgeräte wurden durch effiziente Neugeräte ersetzt, davon fallen 1.002 (Vorjahr: 813) unter die Kategorie Weißware (z. B. Kühlschrank, Gefrierschrank, Waschmaschine). Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde die Aktion im Sinne der Nachhaltigkeit um einen Reparaturgutschein ergänzt.
Die Wärmebereitstellung hat einen erheblichen Anteil am Gesamtenergiebedarf der Haushalte in Österreich, weshalb die Energie AG im Rahmen verschiedenster Kampagnen bzw. Aktionen den Austausch von alten Heizsystemen gegen moderne effiziente Heizungen unterstützt. Neben Energieberatungen forciert die Energie AG den Einsatz von Wärmepumpen, die zum energieeffizienten Heizen beitragen.
Die Energie AG förderte im Kalenderjahr 2022 insgesamt 808 Wärmepumpen und konnte somit die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr (394) deutlich steigern. Davon entfielen 162 (Vorjahr: 113) Förderungen auf den Bereich Neubau, 171 (Vorjahr: 68) auf den sanierten Gebäudebestand und 445 (Vorjahr: 197) auf den unsanierten Gebäudebestand. Weitere 30 (Vorjahr: 16) Förderungen wurden für den Tausch einer Brauchwasserwärmepumpe ausbezahlt. Bis 2035 wird ein Anstieg im Bereich Wärmepumpen auf über 200.000 Anlagen in Oberösterreich erwartet. Die Energie AG plant, etwa die Hälfte davon in Form von Stromlieferungen, Contracting oder Finanzierungen zu unterstützen.
|
|
Einheit |
|
KJ 2022 |
|
KJ 2021 |
|
KJ 2020 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Geförderte Wärmepumpen |
|
Anzahl |
|
808 |
|
394 |
|
115 |
im Bereich Neubau |
|
|
|
162 |
|
113 |
|
61 |
für sanierten Gebäudebestand |
|
|
|
171 |
|
68 |
|
45 |
für unsanierten Gebäudebestand |
|
|
|
445 |
|
197 |
|
- |
für Tausch einer Brauchwasserwärmepumpe |
|
|
|
30 |
|
16 |
|
9 |
Im Kalenderjahr 2022 wurde in Zusammenarbeit mit dem Marktpartnernetzwerk die erfolgreiche Kampagne „Raus aus Öl“ fortgesetzt die Kund:innen beim Umstieg von einer alten Ölheizung auf eine neue umweltschonende und energieeffiziente Wärmepumpe unterstützt. Analog dazu wurde mit Ende Dezember 2022 das Förderprogramm um den „Raus aus Gas“-Bonus erweitert.
Die Aktion „Energie-Spar-Paket“, mit der in den vergangenen Geschäftsjahren der Austausch eines bestehenden Heizsystems gegen ein effizientes Erdgas-Brennwertgerät unterstützt wurde, wurde seit Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine nicht mehr aktiv beworben und war vertraglich bis Ende des Kalenderjahres 2022 gültig.
Darüber hinaus wurden Wärme-Contracting-Lösungen für effiziente Heizungsanlagen in den Segmenten öffentliche Institutionen, Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie angeboten. Der Schwerpunkt lag auf der Versorgung mit Wärme aus erneuerbarer Energie in Form von Wärmepumpen und Pellets. Bei bestehenden Wärme-Contracting-Anlagen liegt der Fokus auf der Dekarbonisierung, vorrangig über einen Fernwärme-Anschluss.
Die Energie AG hat umfassende Expertise im Bereich PV und ermöglicht Kund:innen im Business- und Industriebereich durch PV-Contracting-Lösungen, die Vorteile der umweltfreundlichen PV-Stromerzeugung zu nutzen, ohne den Bau der Anlage finanzieren bzw. sich um deren Betrieb kümmern zu müssen. Insgesamt betreibt die Vertrieb GmbH auf den Dächern oberösterreichischer Wirtschaftsbetriebe 74 PV-Contracting-Kundenanlagen (Vorjahr: 61) mit rund 12,3 MWp Leistung (Vorjahr: 9,9 MWp). Weitere PV-Contracting-Kundenanlagen sind derzeit in Errichtung.
|
|
Einheit |
|
2022/2023 |
|
2021/2022 |
|
2020/2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
PV-Contracting-Kundenanlagen |
|
Anzahl |
|
74 |
|
61 |
|
50 |
Leistung |
|
MWp |
|
12,3 |
|
9,9 |
|
8,4 |
1) 1) Der Anteil von Wasserkraft an der Stromeigenaufbringung (62,4 %) wurde durch den Anteil von Wasserkraft an der Stromeigenaufbringung aus erneuerbaren Energien (91,4 %) ersetzt.
2) 2) Riedersbach, Timelkam, Wels, Kirchdorf, Steyr, Laakirchen
3) 3) GuD-Kraftwerk Timelkam mit 70 % und Riedersbach nur als Standort berücksichtigt
4) 4) GuD-Kraftwerk Timelkam 100 %